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Wie übt eigentlich Nicole Johänntgen?

David Liebman sagte mal über Nicole Johänntgen: „Nicole has something very special in her playing – a big and generous heart. She plays like her life depends on it and draws anyone within range into the center of her music. An exceptional energy!“

Dem ist wohl nur noch wenig hinzuzufügen. Die gebürtige Saarländerin lebt seit einiger Zeit in Zürich, wovon sie, für ihre musikalischen Engagements, ganz Europa bereist.

Neben ihrer Tätigkeit als Musikerin gründete sie darüberhinaus die Organisation SOFIA (Support of Female Improvising Artists) – ein Netzwerk speziell für weibliche Jazz-Musikerinnen. Hier hilft sie, gemeinsam mit anderen Kolleginnen, jungen Nachwuchskünstlerinnen bei den verschiedensten Anforderungen, die das Musiker-Dasein heute mit sich bringt.

Weitere Informationen zu Nicole gibt es selbstverständlich auch auf ihrer Internetseite:
https://www.nicolejohaenntgen.com

Das Interview

Vervollständige folgenden Satz: Üben heißt für mich…

eins werden mit meinem Saxophon.

Welche CD hat Dich musikalisch (auf Dein Spiel bezogen) am meisten geprägt ?

Am meisten prägte mich die Musik der CD „Round about Roma“ von Stefano di Battista. Arrangiert von Vince Mendoza.

Stefano di Battista Album

*Werbung, da Link zu Amazon

Gibt es ein Buch, welches Deine Übestrategien / Herangehensweise ans Üben nachhaltig beeinflusst oder vielleicht sogar verändert hat ? 

Nein. Nachhaltig beeinflusst hat mich die Masterclass von David Liebman in Stroudsburg (USA).

Nicht immer klappt das Planen der Übezeit, so wie man es sich vorstellt. Man muss viel reisen, möchte gerne Zeit für die Familie freihalten oder hat aus anderen Gründen keine Zeit sein volles Übeprogramm zu absolvieren. Hast Du an solchen Tagen eine „Minimal-Routine“, auf die Du dann zurückgreifst ?

Ja, schon mein Vater gab mir die 15-Minuten Regel mit. Fünfzehn Minuten sind nicht viel, aber die kriegt man immer hin. Derzeit übe ich ein klassisches Werk. Da fühlen sich die 15-Minuten wie drei Minuten an. 15-Minuten -> Spielen, was man will.

„Schon mein Vater gab mir die 15-Minuten Regel mit. Fünfzehn Minuten sind nicht viel, aber die kriegt man immer hin.“

(Nicole Johänntgen)

Würdest Du sagen, dass sich Dein eigenes Üben verändert hat seitdem Du selbst unterrichtest ? (Wenn ja, inwiefern?)

Seitdem ich unterrichte, lerne ich, wie ich Wissen besser verständlich weitervermitteln kann. Wenn ich Fragezeichen im Gesicht meines Gegenüber sehe, dann muss ich mich selbst wieder hinterfragen und so erklären, dass es besser umzusetzen ist. Ich muss meine Technik analysieren. Das ist ein spannender Prozess. 

Wie gehst du mit Fehlern um ?

Morgen ist ein neuer Tag! Und noch mehr Üben!  

Viele kleine Übe-Einheiten oder lieber ein paar längere am Stück ? Und warum ?

Im Moment mache ich eher viele kleinere Übeeinheiten und ich mag es sehr. 

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Übst Du Gehörbildung, Harmonielehre oder Rhythmik noch gesondert in Deiner Überoutine ? Oder falls nicht, wie schaffst Du es, bewusst diese Bereiche in Dein Üben einzubauen ?

Wenn ich Musik, bzw. Geräusche, höre, analysiere ich automatisch. Alles. Ist ein Tick.Manchmal lasse ich ein Play-a-long von einem Stück spielen, was ich nicht kenne. Und dazu improvisiere ich ohne auf die Noten zu schauen. 

An manchen Tagen will einfach mal nichts so gelingen, wie man es gerne möchte. Womit schaffst Du es auf andere Gedanken zu kommen ? 

Ich improvisiere einfach drauf los oder höre gute alte Popmusik.

„Wenn ich Fragezeichen im Gesicht meines Gegenüber sehe, dann muss ich mich selbst wieder hinterfragen und so erklären, dass es besser umzusetzen ist. Ich muss meine Technik analysieren. Das ist ein spannender Prozess. „

(Nicole Johänntgen)

Wie hat sich das Üben im Laufe Deiner Musiker-Karriere verändert ?

Ich bin fokussierter geworden. 

Hast Du eine bestimmt Routine, mit der Du an ein neues Stück, das Du gerne lernen möchtest, herangehst ? 

Ja, mal ganz schnell und mal ganz langsam spielen und dann auf das Wunschtempo zurück. Und gleich alles auswendig spielen.

Üben sollte ja nicht nur monotones Wiederholen, sondern im besten Fall auch Abwechslung und Kreativität sein. Was war die letzte (neueste) Idee, die Du bei deinem eigenen Üben in letzter Zeit ausprobiert hast ?

Zwischendrin einfach mal frei improvisieren und beatboxen auf dem Saxophon.

Hast Du einen bewusst gewählten freien Tag in der Woche ? Wie leicht fällt es Dir guten Gewissens diesen Tag auch wirklich frei zu halten ? 

Nein, jeden Tag Musik.

Early Bird oder lieber spät am Abend üben ?

Bei Gigs spät am Abend. Sonst Early Bird.

Was lernst (übst) Du gerade, was Du noch nicht kannst ?

Doppel-/Tripple-Zungentechnik, Beatboxing und Scaramouche.

Welchen Tipp würdest Du Deinem jüngerem, Erstsemester-Musikstudenten-Ich gerne mitgeben, um den Du damals froh gewesen wärst ?

Saugt alles auf, wie ein Schwamm!

„Saugt alles auf, wie ein Schwamm!“

(Nicole Johänntgen)

Wer schreibt hier eigentlich..?

Musiker | Podcast-Host | Blogger | + posts

Patrick Hinsberger studierte Jazz Trompete bei Matthieu Michel und Bert Joris und schloss sein Studium im Sommer 2020 an der Hochschule der Künste in Bern (Schweiz) ab.
Seit seiner Bachelor-Arbeit beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema musikalisches Üben und hostet seit 2021 den Interview-Podcast "Wie übt eigentlich..?"

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