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Die Pomodoro Technik

Die Pomodoro-Technik

Üben mit der Tomatenuhr

Wie lange sollte man eigentlich üben? Sicher hat sich jeder Musiker früher oder später diese Frage schon einmal gestellt. Und feststeht: Diese Antwort hängt natürlich auch vom individuellen Können und Euren Ambitionen auf dem Instrument ab. Es leuchtet ein, dass ein junger Schüler, der gerade erst am Anfang des Unterrichts steht, nicht vier Stunden am Tag üben kann. Vor allem nicht am Stück. Daher lohnt sich ein genauer Blick, wie man sich seine Überzeit einteilen sollte.

Was ist die Pomodoro-Technik?

Diese spezielle Lerntechnik geht auf den Italiener Francesco Cirillo zurück, der sie Anfang der 1990er Jahre erfand. Ihren Namen hat sie einer Küchenuhr in Tomaten-Optik (italienisch pomodoro) zu verdanken – das einzige Hilfsmittel, das diese Technik benötigt. Selbstverständlich könnte man auch den Timer im Handy nehmen, allerdings sollte man dann den Flugmodus aktivieren. Ablenken lassen möchten man sich in der Übezeit ja gerade nicht.

Die Pomodoro-Technik teilt größere Aufgaben in kleine, handliche Portionen auf. Für jede dieser Portion stehen einem anschließend 25-Minuten zur Bearbeitung zur Verfügung, danach sind fünf Minuten Pause angesagt.

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25 Minuten – Arbeiten

5 Minuten – Pause

Diese Einheit (25min Arbeiten und 5min Pause) wiederholt man dann vier Mal bevor man sich eine längere Pause von 30 Minuten gönnen kann. Das Grundprinzip ist also denkbar einfach.

Warum ist diese Technik besonders geeignet ?

Für mich ist das Besondere an der Pomodoro-Technik, dass größere Aufgaben in kleinere Einheiten (Chunks) zerlegt werden und diese dann nicht mehr so riesig erscheinen. Möchte man beispielsweise einen neuen Jazz-Standard lernen, kann man sich fragen, was hierzu alles nötig wäre:

  • gute Aufnahmen finden
  • Thema transkribieren und nachspielen
  • Akkorde transkribieren
  • Bass-Linie sich ausdenken (ja, auch wenn man, kein Bassist ist)
  • Ideen aus fremden Soli in eigenes Solo einbauen
  • usw.

Jeder diese Aufgabe widmet man dann 25 Minuten Zeit. Am Ende des Tages schaut man dann auf eine Liste mit abgehakten Aufgaben zurück und weiß, was man alles geschafft hat. Wichtig ist vor allen Dingen, dass man während der Übe-Einheiten alle Ablenkungen (Smartphone, Email, etc.) versucht auszuschalten.

Wir lernen alle sehr unterschiedlich, aber erwiesen ist, dass wenn man sich über einen längeren Zeitraum mit einer bestimmten Tätigkeit befasst, unser Gehirn hierin besser wird.
In einer Studien wurde das motorische Lernen zwischen professionellen und Laienpianisten verglichen. Die erfahrenen Pianisten konnten während einer gesamten 35-minütigen Übeeinheit ihr motorisches Lernen verbessern. Die Laienpianisten zwar lediglich nur während der siebten und vierzehnten Minute, aber auch hier wurde deutlich, dass die konsequente Beschäftigung mit einer spezifischen Tätigkeit während einer bestimmten Zeit, zu einer Verbesserung führte.

Wie streng soll man die 25-Minuten Einheiten einhalten ?

Wie das Beispiel der Pianisten deutlich macht, lohnt es sich, während der gesamten 25-Minuten-Einheit sich einer Aufgabe hinzugeben. Selbstverständlich sollten wir dabei aber nicht über unsere Belastungsgrenzen hinaus gehen. Treten also zum Beispiel Ermüdungserscheinungen während der 25 Minuten auf, so kann man möglicherweise den Rest der Zeit damit verbringen, das Thema des Jazz-Standards singend weiter zu üben.

Vielleicht fällt es Dir am Anfang auch schwer die 25 Minuten sklavisch durchzuhalten. Dann wäre es unter Umständen eine gute Idee mit lediglich 15 Minuten Einheiten zu starten und sich dann langsam zu steigern. Möglicherweise merkst du auch, dass die 25 Minuten zu kurz für Dich sind und du dich lieber längere Zeit am Stück mit einer Aufgabe dich beschäftigst. Auch das ist mit der Pomodoro-Technik kein Problem. Achte nur darauf, auch die Pausenzeiten proportional zu deinen Übephasen zu strecken.

Wer schreibt hier eigentlich..?

Musiker | Podcast-Host | Blogger | + posts

Patrick Hinsberger studierte Jazz Trompete bei Matthieu Michel und Bert Joris und schloss sein Studium im Sommer 2020 an der Hochschule der Künste in Bern (Schweiz) ab.
Seit seiner Bachelor-Arbeit beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema musikalisches Üben und hostet seit 2021 den Interview-Podcast "Wie übt eigentlich..?"

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