Wie übt eigentlich Mareike Wiening?
Teil 2
Wir hatten es eben bereits von Sport. Daher die Frage nun einmal andersherum: Wie erholst du dich? Hast Du einen bewusst gewählten freien Tag in der Woche?
Ich versuche schlicht gar nicht so viel zu machen und mir wenig Termine zu setzen. Das fällt mir aber in der Tat recht schwer.
Zur Erholung versuche ich dann auszuschlafen, in die Stadt spazieren zu gehen, zu kochen und einfach das zu machen, was mir gerade in den Sinn kommt.
Nach einer Tour versuche ich dann erst einmal ein paar Tage nicht zu spielen. Pauschal kann ich die Frage nach den übefreien Tagen nicht beantworten, aber ich versuche schon 1-2 Tage nichts zu machen.
Das klingt bei dir wirklich nach einer Art „Musterdurchbrechung“ – also bewusst gewohnte Rituale zur Erholungszwecken nicht zu machen?
Ja, ich sehe das ein bisschen so wie bei den „ganz normalen Arbeitnehmer*innen“, die fünf Tage die Woche arbeiten und am Wochenende einfach chillen.
Manchmal mache ich das auch mit meinem Freund zusammen, der während der Woche in einem Büro arbeitet. Wenn ich dann nach einem gemeinsamen Wochenende montags in den Proberaum gehe, kann ich auch mühelos drei Stunden Non-Stopp durcharbeiten, einfach weil ich so erholt bin.
Es ist dann ganz interessant zu sehen, dass der Körper zwischendurch einfach eine Übepause benötigt.
Was lernst (übst) Du gerade, was Du noch nicht kannst ?
Das ist eine interessante Frage.
Ich versuche immer noch diese beiden Welten Komposition / Komponieren am Klavier und Schlagzeug spielen miteinander zu verbinden. Ich habe noch nie richtig am Schlagzeug komponiert habe. Bis auf „Misconception“ auf Metropolis Paradise.
Oftmals weiß ich nach dem Komponieren gar nicht, was ich am Schlagzeug spielen soll. Manchmal wünsche ich mir dann, Jeff Ballard käme vorbei und würde Schlagzeug über mein Stück spielen und ich wäre im Publikum (lacht).
Könntest du dir dann auch vorstellen, langfristig, ausschließlich Komponist zu werden?
Ja, da habe ich manchmal wirklich so Phasen, in denen ich mehr komponiere, als das ich Schlagzeug spiele. Dann habe ich manchmal das Gefühl, ich sollte nochmal Komposition studieren. Aktuell nehme ich ab und an Unterricht bei Guillermo Klein.
Wenn ich dann aber wieder, nach ein paar Wochen, mehr am Schlagzeug sitze, fühle ich mich doch hier am wohlsten. Also so ganz ohne geht nicht.
Allerdings habe ich manchmal, wie gesagt, das Interesse nochmal Komposition zu studieren.
Welchen Tipp würdest Du Deinem jüngerem, Erstsemester-Musikstudenten-Ich gerne mitgeben, um den Du damals froh gewesen wärst?
Ganz viel auf Konzerte gehen und viel jammen.
Jammen im Studium in Mannheim gab es nie. Es gab zwar eine wöchentliche, öffentliche Session. Aber unter den Studierenden wurde sich wenig zum Spielen verabredet, da alle sehr mit den Kursen und den Hausaufgaben beschäftigten waren. In New York war es dann ganz anders. Da hat man sich sehr viel zum Jammen getroffen.
Auch um selbstständig zu werden hat mir das ganz viel geholfen.
Wer schreibt hier eigentlich..?
Patrick Hinsberger studierte Jazz Trompete bei Matthieu Michel und Bert Joris und schloss sein Studium im Sommer 2020 an der Hochschule der Künste in Bern (Schweiz) ab.
Seit seiner Bachelor-Arbeit beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema musikalisches Üben und hostet seit 2021 den Interview-Podcast "Wie übt eigentlich..?"