„Du bist noch kein Schriftsteller, wenn du fehlerfrei Deutsch schreiben kannst. Aber wenn du es nicht kannst, wirst du nie einer werden.“
(Till Brönner, Talking Jazz, S.48)
Dieser Satz aus der Biographie von Till Brönner ist eindrücklich. Als ich das erste Mal über ihn stolperte, blieb er mir so im Gedächtnis haften, dass ich ihn am nächsten Tag in mein Notizbuch aufschrieb. Ich sollte vielleicht dazu erwähnen, dass ich gerne Zitate sammle. Man weiß nie, wofür man sie mal verwenden kann.
Nicht nur, dass ich diesen Blog nun damit einleite, sondern auch meine Bachelor-Arbeit zum Thema „Improvisieren lernen“ begann mit diesem Zitat. Und genau diese Arbeit ist, wenn man so möchte, der „Ursprung allen Übels“.
Wie alles anfing…
Für meinen Abschluss an der Hochschule der Künste in Bern wollte ich der Frage nachgehen, wie das Lernen von Jazz-Improvisation in unserem Körper funktioniert. Der Suchmaschinen-Primus Google liefert auf diese Frage sage und schreibe 127.000.000 Treffer.
- 127.000.000 Treffer bei Google
- Eine Fülle von klassischer (v.a. englisch-sprachige) Literatur
Es gibt eine Fülle an Online-Nachschlagemöglichkeiten, von denen die Portale Jazzadvice und LearnJazzStandards sicher zu den bekanntesten gehören. Darüber hinaus gibt es auch weiterhin viel klassische Literatur, die sich dem Thema auf verschiedene Weisen nähert. Konkret jazzspezifisch ist sicher „How to improvise“ von Hal Crook eines der bekanntesten Werke. Für den deutschsprachigen Raum untersuchte beispielsweise Gerhard Mantel „185 unübliche Überezepte“, die sich auch Genreunabhängig anwenden lassen sollen.
Selbstverständlich beschäftigte sich ebenso Jamey Aebersold mit diesem Thema und suchte einen neuen Weg zur Jazz-Improvisation. All diesen Werken (und dies ist gewiss nur ein kleiner Ausschnitt) ist gemein, dass sie einen induktiven Ansatz des Lernens verfolgen. Sie schlussfolgern vom Individuum auf die Gruppe und versuchen so eine standardisierte Form des Improvisieren Lernens zu etablieren. Doch lässt sich Improvisation überhaupt so lernen? Gibt es überhaupt den einen universellen Weg zur Improvisation? Und wie wäre es, wenn man sich auch die Musik Erkenntnisse der Lern- und Neuropsychologie bei der Vermittlung von Inhalten zu Nutze mache würde?
Für viele Antworten, die ich während meine Recherchen erhielt, wäre ich froh gewesen, sie schon vor zehn Jahren gehabt zu haben. Sicher wäre mir einiges an Übe-Frust erspart geblieben. Das ist der Grund warum ich diesen Blog gestartet habe.
Ich möchte gerne meine Antworten mit Euch teilen.
An wen sich dieser Blog richtet
Meine Bachelorarbeit zu diesem Thema richtete sich speziell an Hochschulstudenten, die daher schon einige Erfahrungen im Üben sammeln konnten. Es ging daher primär weniger um das Was? als um das Wie?. Generell hängt das Was? sowieso ja auch immer von den eigenen Ambitionen sowie der zur Verfügung stehenden Zeit ab. Ein bekanntlich schwieriger Spagat.
Die Inhalte dieses Blogs sollen nun aber gleichermaßen Hochschulstudierende mit viel Überzeit ansprechen, als auch ambitionierte Amateurmusiker, die Wege suchen, ihre Übezeit effizienter und zielgerichteter zu gestalten.
Wer schreibt hier eigentlich..?
Patrick Hinsberger studierte Jazz Trompete bei Matthieu Michel und Bert Joris und schloss sein Studium im Sommer 2020 an der Hochschule der Künste in Bern (Schweiz) ab.
Seit seiner Bachelor-Arbeit beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema musikalisches Üben und hostet seit 2021 den Interview-Podcast "Wie übt eigentlich..?"