Das Üben der Meister
Wir verbringen im Laufe unserer Musiker*innen-Karriere unzählige Stunden mit unserem Instrument. Und auch, wenn die 10.000 Regel von Ericsson inzwischen in Teilen widerlegt ist, so trifft sie doch einen wahren Kern. Niemand kommt ohne Üben aus. Umso erstaunlicher ist es, wie wenig wir uns aktiv über dieses wichtige Thema austauschen.
Mit dem Podcast „Wie übt eigentlich..?“ habe ich vor 2 Jahren den Versuch gewagt dies zu ändern. Gemeinsam mit meinen Interview-Gästen wollte ich übers Üben ins Gespräch kommen und andere dazu einladen, dies ebenfalls zu tun. Beim Schneiden und Transkribieren der Folgen stelle ich immer wieder fest, wie sehr der Übe-Alltag von der Musiker-Biografie beeinflusst ist. Je nach Anforderungsprofil des Jobs, fällt auch der Übe-Alltag „sportlicher“ oder „freier“ aus. Ein Beispiel?
Mein Interview-Gast Peter Laib berichtete, dass für ihn Üben auch bedeutet, immer wieder das Gleiche zu tun. Dieser repetitive Charakter des Übens spiegelt sich natürlich auch in seinen täglichen Herausforderungen wieder.
Die Vortragsreihe „Das Üben der Meister“ möchte jedoch nicht nur diese Verknüpfungen aufzeigen. Viel eher möchte ich ausgewählte Übe-Techniken meiner Interview-Gäste vorstellen und die zugrundeliegende (wissenschaftliche) Methode dahinter vorstellen.
Erste Station: Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz
Kurz vor dem Start der Sommerferien durfte ich Station im Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz in Montabaur machen. Gemeinsam mit dem dortigen Kollegium wagten wir den Versuch und entwickelten eine praxisnahe Definition des Übens. Grundlage: Antworten meiner Gästen aus mehr als 20 Podcast-Folgen.
Die 6 Bestandteile dieser Definition (Zeit, Spüren, Individualität, Struktur, Spaß, Selbständigkeit) bildeten den roten Faden meines Impuls-Vortrags. Ausgehend davon widmeten wir uns in Exkursen dem Bewegungslernen, der Lernpsychologie und Motivationskonzepten.
Nach einer Stunde Vortrag, und gut gestärkt aus der Mittagspause, begann mit der Gruppenarbeit der praktische Teil des Vortrags. In Kleingruppen erarbeiteten wir strategisch gute Übe-Ziele, die langfristig motivieren. Darüber hinaus schauten wir uns an, wie sich das Üben am besten auf- und einteilen lässt. Dabei bedienten wir uns aus Erkenntnissen aus ganz verschiedenen Disziplinen, wie Sport- oder Wirtschaftswissenschaften.
Auf Theorie folgt Praxis
Um ein gutes Übe-Ziel zu formulieren hilft die S.M.A.R.T. Formel. Sie besagt, dass man sich leichter zur Umsetzung eines Ziels motivieren kann, wenn es diesen fünf Kriterien entspricht:
- spezifisch
- messbar
- attraktiv
- realistisch
- terminiert
Aus den verschiedenen Sichtweisen (Schüler*innen & Lehrer*innen-Perspektive) haben wir gemeinsam geschaut, wie solche Ziele formuliert sein könnten. Dies erleichterte nicht nur den Einstieg in eine Diskussion, sondern motivierte einzelne Kolleg*innen sogar, diese Genauigkeit mit in die kommende Stunde zu nehmen.
Wer schreibt hier eigentlich..?
Patrick Hinsberger studierte Jazz Trompete bei Matthieu Michel und Bert Joris und schloss sein Studium im Sommer 2020 an der Hochschule der Künste in Bern (Schweiz) ab.
Seit seiner Bachelor-Arbeit beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema musikalisches Üben und hostet seit 2021 den Interview-Podcast "Wie übt eigentlich..?"