Lerntechnik | https://what-is-practice.de/tag/lerntechnik/ BLOG Wed, 12 Jun 2024 15:47:24 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.1 https://what-is-practice.de/wp-content/uploads/2020/06/cropped-logo-wip-bunt-32x32.png Lerntechnik | https://what-is-practice.de/tag/lerntechnik/ 32 32 Sport und Musik https://what-is-practice.de/sport-und-musik/ https://what-is-practice.de/sport-und-musik/#respond Fri, 07 Jun 2024 09:38:41 +0000 https://what-is-practice.de/?p=6542 Was können Musikerinnen und Musiker von Sportler*innen lernen? Gerade im Sport sind effektive und moderne Trainingsmethoden sowie Techniken zur mentalen Gesundheit und dem mentalen Training längst angekommen – ein schönes Beispiel wie verankert das Thema mentale Gesundheit bspw. ist, war für mich die Doku „Heimvorteil mit Tommi Schmitt“, die jüngst im ZDF lief. Alle 3… Weiterlesen »Sport und Musik

Der Beitrag Sport und Musik erschien zuerst auf what is practice.

]]>
Was können Musikerinnen und Musiker von Sportler*innen lernen?

Gerade im Sport sind effektive und moderne Trainingsmethoden sowie Techniken zur mentalen Gesundheit und dem mentalen Training längst angekommen – ein schönes Beispiel wie verankert das Thema mentale Gesundheit bspw. ist, war für mich die Doku „Heimvorteil mit Tommi Schmitt“, die jüngst im ZDF lief. Alle 3 Profi Fußballer sprachen offen und selbstverständlich über das Thema mentale Gesundheit. In der letzten Folge „Wie übt eigentlich..?“ durfte ich Sebastian Scholz (Professor für Musizierendengesundheit in Lübeck) nach Tipps für Musikerinnen und Musiker in diesem Bereich befragen. 

Mentales Üben gibt es in der Musik bereits seit den 1940er Jahren

Und auch wenn mentales Üben und mentales Training in der Musik schon lange bekannt sind (erste wissenschaftliche Untersuchungen fanden hierzu bereits 1941 statt), finden sie nur schwer flächendeckend Einzug. Da kann der Sport Vorbild sein. Wir haben uns daher in dieser Folge angeschaut, wie ein Übertrag von Trainingsplänen und Strukturen aus dem Sport gelingen kann und was es dabei zu beachten gilt. Wie selbstbestimmt sind solche Pläne?

Gemeinsam mit dem NMZ Podcast „Laut und leise“ haben wir uns 3 Expert*innen zu diesem Thema eingeladen: Kim Bui ehemalige Profi-Turner, Tanja Becker-Bender – Professorin für Violine in Hamburg sowie Hauke Siewertsen – Sportpsychologe und Cellist.

Podcast-Folge anhören

Die Sonderfolge zum Thema Sport und Musik lässt sich auf allen bekannten Streaming Plattformen kostenlos anhören.

Spotify

Apple Podcast

Den anderen Teil der Folge hört ihr…

… im Podcast „Laut & Leise“ der Neuen Musikzeitung (NMZ). Den Link dazu findet ihr hier:

Literatur, Doku- & Podcast Empfehlungen

Erkenntnisse aus den Sportwissenschaften in die Musik zu übertragen ist kein Trend der letzten Jahre. Erste Artikel darüber haben ich bereits in der Zeitschrift Üben & Musizieren aus dem Jahr 2006 gefunden. Dort wurde sogar berichtet, dass es sogar in den 1980er vereinzelte Professoren gab, die sportwissenschaftliche Lehren in ihren Unterrichten einbrachten.

Ein paar der Entdeckungen während der Recherchen möchte ich hier für euch zusammenstellen:

Anwendungen in den Musikhochschulen

Differenzielles Üben in der Musik

Die Musikhochschule Dresden hat eine sehr aufschlussreiche, vierteilige Reihe zum Thema „Differenzielles Üben“ produziert. Diese Lernmethode (ganz vereinfacht gesagt versucht man hier mit jeder neuen Wiederholung neue Reize zu setzen – à la „lernen an Unterschieden“) kommt direkt aus dem Sport und wird von zahlreichen Profimannschaften z.B. in der Bundesliga angewandt.

Das Zentrum für Berufsmusiker

Das Zentrum für Berufsmusiker unterstützt und berät seit mehr als 30 Jahren Musikerinnen und Musiker. Vor zwei Jahren veranstaltet es ein sehr interessantes Symposium zum Thema „Mentale Stärke im Leistungssport und in der Leistungsmusik“. Ein Nachbericht findet sich weiterhin auf YouTube

Die Themen Mentale Gesundheit sowie Mentales Training/Üben in der Musik durfte ich kürzlich auch mit zwei sehr interessanten Gästen in meinem Podcast „Wie übt eigentlich..?“ besprechen. Beides lässt sich auf allen bekannten Streaming-Plattformen weiterhin nachhören.

Sport-Podcasts

Eine unserer Expert:innen, Turnerin Kim Bui, erzählte im Podcast, dass es fester Bestandteil ihrer Trainingsroutine war ein „Überpotential“ zu schaffen. Damit meinte sie, dass sie sich in der Lage fühlen wollte auch unter schwierigeren Wettkampfumständen die Höchstleistung aus dem Training abzurufen.

Interessanterweise erzählte Tennisspielerin Andrea Petkovic kürzlich im Podcast „Schlag und fertig“ etwas ähnliches. Für alle Fußballfans bzw. Fans der Tennisspielerin ist diese Folge auch unabhängig davon sehr hörenswert.

Rastergrafik

Trainingspläne zum Üben – geht das?

Übeplan-Vorlage für dein Instrument

Erstelle deinen persönlichen Übeplan

Die größte Herausforderung beim Üben ist es, sich auf bestimmte Aspekte zu fokussieren. Diese sinnvoll auszuwählen ist nicht immer leicht. Genau dabei hilft dir die what is practice Übeplan-Vorlage.

  • Definiere deine Ziele
  • Coaching-Tool zum Visualisieren deiner Stärken und Schwächen
  • Auswertungs-Vorlage, die dich beim Erreichen deiner Ziele unterstützt
  • Übe-Tipps

Empfehlungen

45 Sekunden

Kim Bui

„Turnen ist für die dreimalige Olympiateilnehmerin Kim Bui die schönste Sportart der Welt, ihre Karriere war aber auch mit vielen Tränen, Schmerzen und Entbehrungen verbunden. So litt sie jahrelang unter Bulimie, um das geforderte Wettkampfgewicht halten zu können. 

Die ehemalige deutsche Athletensprecherin beschreibt in ihrem Buch eindringlich, welchen Willen und welcher Leidenschaft es bedarf, um Tag für Tag stundenlang für einen Wettkampf zu trainieren, der nur 45 Sekunden dauert. Was es bedeutet, als olympische Spitzenathletin in bescheidenen wirtschaftlichen Bedingungen zu leben und sich parallel um eine Berufsausbildung zu kümmern. Dabei setzt sie sich auch kritisch mit den Schattenseiten des Turnsports und hochsensiblen Themen wie Sexualisierung, Essstörungen, seelischem Missbrauch und Zukunftsängsten auseinander. Sie legt Wunden offen, ohne verletzend zu sein. Ihr Buch ist ein zutiefst menschlicher Appell an die Gesellschaft, sportliche Leistung auch jenseits der olympischen Medaillenränge wertzuschätzen.“

Der Beitrag Sport und Musik erschien zuerst auf what is practice.

]]>
https://what-is-practice.de/sport-und-musik/feed/ 0
Wie übt man effektiv, Benny Greb? https://what-is-practice.de/effektiv-ueben-benny-greb/ https://what-is-practice.de/effektiv-ueben-benny-greb/#respond Mon, 29 Apr 2024 07:37:58 +0000 https://what-is-practice.de/?p=6504 Benny Greb gehört sicher zu den renommiertesten Drummern weltweit. Ob als Sideman - von zum Beispiel Mark Forster und Thomas D. Auch als Experte für Schlagzeug-Technik und Effektives Üben hat er sich inzwischen einen Namen gemacht. Genau darüber habe ich mit ihm gesprochen.

Der Beitrag Wie übt man effektiv, Benny Greb? erschien zuerst auf what is practice.

]]>

Effektiv Üben – Tipps & Methoden

Benny Greb gehört sicher zu den renommiertesten Drummern weltweit. Ob als Sideman – von zum Beispiel Mark Forster und Thomas D. oder mit seinen eigenen Projekten ist er ein gern gesehener Gast auf Bühnen und Festivals rund um den Globus. Gerade bereitet er sich wieder auf Konzerte mit der Buddy Rich Bigband in London vor. 

Auch als Experte für Schlagzeug-Technik und Effektives Üben hat er sich inzwischen einen Namen gemacht. Genau darüber habe ich mit ihm gesprochen. Wir haben wichtige Voraussetzungen für gutes Üben diskutiert und Benny hat Tools und Methoden verraten, wie er an den Drums arbeitet. Die Inhalte sind aber natürlich auf allen Instrumenten anwendbar – also keine Angst, liebe Nicht-Schlagzeuger!

Mehr Infos über Benny Greb

Benny Greb (Foto © Gerhard Kühne)

Literatur Tipps

Effective Practicing for Musicians

Benny Buch gibt einen umfassenden Blick in das Thema „effektiv Üben“. Dabei lässt er so gut wie keine Frage unbeantwortet. Ob von der Gestaltung eurer Übe-Umgebung bis hin zur Erstellung eines 3-Monats Übe-Plan werdet ihr in diesem Buch viele spannende Aspekte entdecken. Sowohl als Profi als auch als Laie ein wichtiges Buch, um beim Üben wertvolle Zeit zu sparen und effektiv arbeiten zu können. Natürlich richtet sich das Buch an alle Instrumentalist:innen und nicht nur an Schlagzeuger:innen.

Lieber hören statt lesen?

Die Folge mit Benny Greb lässt sich auf allen bekannten Streaming Plattformen kostenlos anhören.

Spotify

Apple Podcast

YouTube

Das Interview mit Benny Greb

Inhalt

Die erste Frage, mit der es immer losgeht, lautet: Vervollständige folgenden Satz. Üben heißt für dich?

Üben heißt für mich, meinen Output anzugucken, zu bewerten und anschließend Veränderungen vorzunehmen. Hoffentlich basierend auf meiner Realisation, was da so passiert ist und dann diese Kurskorrektur hoffentlich in meinem Spiel und in zukünftigen Sessions zu manifestieren.

Es wird oft gesagt, dass Fortschritt von viel Erfahrung kommt. Das ist meiner Ansicht nach ein Irrglaube. Er kommt von vielen Realisationen und von vielen Kurskorrekturen.

Das waren jetzt sehr viele interessante Aspekte, die wir im Laufe des Gesprächs nochmal tiefer besprechen werden. Gibt es aktuell eine Musik, ein Album oder einen Künstler, der bei dir in Dauerschleife läuft?

Ich wurde wieder eingeladen mit der Buddy Rich Big Band in London zu spielen und deswegen höre ich mir gerade oft diese Songs an. Aber das ist eher Vorbereitung.

Gibt es auf deine musikalische Karriere bezogen ein Spieler oder auch eine Spielerin, die dich sehr geprägt hat?

Ja, da gibt es natürlich viele. Aber ich würde jetzt einfach mal Steve Gadd oder Dave Weckl erwähnen.

Entweder-Oder-Fragen

Zum Warmwerden habe ich mir ein paar Entweder-oder-Fragen überlegt, um dich den Zuhörerinnen und Zuhörern vorzustellen, die dich noch nicht so gut kennen: Ghostbusters, das Original, Ghostbusters Frozen Empire?

Natürlich das Original von 1984.

Bayern oder Hamburg?

Beides. In Bayern leben meine Eltern und es ist meine Heimat sozusagen. Hamburg, weil ich hier schon seit über 25 Jahren lebe und das mein Zuhause ist.

Ist das dein Joker bei den Entweder-oder-Fragen?

Ich bin immer völlig outlaw-mäßig bei diesen Fragen. Ich muss dich vorwarnen.

Wir lassen das mal so stehen. Spielen oder Üben im Sinne von „Playing“ oder „Practicing“, wie du es in deinem Buch beschrieben hast.

Beides. Hauptsache man trennt es und lässt es sich nicht gegenseitig kaputt machen.

Clinics halten oder selbst Konzerte spielen?

Ich bin kein guter Kandidat für diese Entweder-oder-Fragen. Ich liebe beides und könnte mich da nicht entscheiden. Ich habe immer wieder Zeiten, in denen ich das eine mehr mache als das andere. Es ist wie bei einem Pendel, das hin und her geht.

Es sind auch schwierige Fragen. Kommen wir zur Letzten: Struktur oder Chaos?

Auch beides. Das Chaos hat eine enorme schöpferische Qualität. Struktur ist wichtig, um das zu bündeln. Das wäre, wie wenn man sagen würde „Ein Wildbach oder Laserkater“. Es ist eben beides toll und es kommt darauf an, was man damit machen will.

Das Problem ist, wenn Leute eins dem anderen vorziehen wollen und sagen, sie müssten sich entscheiden und dann die Qualitäten von dem einen in dem anderen haben wollen. Das geht nicht. Das eine ist das eine, das andere ist das andere. Und beides ist wunderschön – wenn man es richtig einsetzt.

„Aber was gleich bleibt ist, dass ich mein Üben immer in Spielen und Üben aufteile.“

Benny Greb

Bennys Übe-Alltag

Wir wollen heute vor allen Dingen übers Üben sprechen und uns anschauen, wie sich deine Übe-Karriere über die Jahre entwickelt hat. Kannst du uns mal in einen typischen Übe-Alltag mitnehmen?

Die Zeiten, wie lang ich am Tag oder in der Woche übe, müssen leider variieren, je nachdem, was ich mache und je nachdem, was familiär los ist (oder ob ich auf Tour bin oder ob ich gerade ein Seminar halte). Aber was gleich bleibt ist, dass ich mein Üben immer in Spielen und Üben aufteile. Dass ich, wenn ich übe, immer ein paar Tools dabei habe, die mir ganz wichtig sind und, die mir helfen.

Was sind das für Tools?

Also zum Beispiel ein Timer oder mein Journal. Ich führe wirklich Buch. Das klingt unromantischer als es ist. Und ich brauche auf jeden Fall entweder mein Handy oder einen Zoom Recorder. Irgendwas, um ein Vorher-Nachher Recording aufzunehmen.

Daneben nutze ich auch ein paar interne Tools. Egal ob ich jetzt am Pad spiele oder mir im Bus etwas überlege, mental übe oder, ob ich wirklich an meinem Instrument bin. Das sind Mechanismen, die mir gut dienen. Insofern ist es gar nicht so wichtig, wie lange ich übe. Ich habe gemerkt, dass es für mich wichtiger ist, wie ich übe. Und das macht dann das Üben effektiv, egal wo und wie lange.

Du hast am Anfang, auf die erste Frage, schon viele von diesen Punkten angeschnitten. Ich habe das für mich unter „Reflexion“ und „Veränderung“ zusammengefasst. Ist das eine Art und Weise zu üben, die dir so einfach naheliegt und immer schon so war oder ist das etwas, was du dir über die Jahre hart erarbeiten musstest?

Nein, das war definitiv anders am Anfang. Ich habe als Autodidakt angefangen und es war sehr chaotisch. Ich musste eigentlich die Struktur später mit reinnehmen, weil ich gemerkt habe, dass mir sonst ein paar gute Sachen verloren gehen. Ich habe gemerkt, dass ich ganz oft etwas anderes geübt habe und dadurch diesen Aufbaueffekt nicht hatte. Ich hatte dadurch keinen Überblick.

Ich wollte dann zum Beispiel etwas ausprobieren und wusste gar nicht, ob es in meinem Repertoire überhaupt drin ist. Ich wusste zwar, es kommt mir irgendwie bekannt vor, aber es hatte immer so ein „schauen wir mal“- Gefühl. Und das hat mich ganz schön frustriert, weil es zu etwas noch Schlimmerem führt: nämlich, dass man immer vorsichtiger wird und immer konservativer spielt.

Wenn man nicht aufpasst, kommt man dann nicht mehr raus. Und ich habe gemerkt, desto weniger Zeit ich zum Üben hatte, desto effizienter musste ich üben, wenn ich weiterkommen wollte. Man könnte auch sagen, dass vielleicht auch die Themen komplexer wurden. Aber ich glaube, das ist ein kleinerer Faktor.

Ich hätte mir früher niemals Sachen aufgeschrieben, mich gefilmt oder mich aufgenommen und dann angeguckt und danach kritisiert. Mir kam das zu spießig und zu unromantisch vor. Und ich habe gedacht, ich bin Künstler, ich brauche doch Chaos und den Zufall. Allerdings habe ich irgendwann gemerkt, dass wenn ich keine Struktur habe, ich nicht der Künstler werden kann, der ich gerne sein würde.

Später habe ich dann gemerkt, dass es mir eigentlich Druck nimmt und, dass es mir Überblick schenkt.

„Ich hätte mir früher niemals Sachen aufgeschrieben, mich gefilmt oder mich aufgenommen und dann angeguckt und danach kritisiert. Mir kam das zu spießig und zu unromantisch vor. Allerdings habe ich irgendwann gemerkt, dass wenn ich keine Struktur habe, ich nicht der Künstler werden kann, der ich gerne sein würde.“

Benny Greb

Tipps zum effektiven Üben

Bestandsaufnahme – sich selbst beim Üben aufnehmen

Du hast vor ein paar Jahren ein Buch zu diesem Thema veröffentlicht: „Effective practicing for musicians“ – auch für alle Nicht-Schlagzeuger:innen sehr empfehlenswert. Ich habe mich in der Vorbereitung gefragt, was zuerst da war. Frustration, Methoden, das Journal? Hast du von außen Methoden an die Hand bekommen, die dir geholfen haben, das für dich so zu ordnen? Das Problem ist ja, dass wahrscheinlich viele insgeheim spüren, dass Fortschritt ausbleibt. Aber es ja eine Sache, dies unterbewusst zu merken oder durch Aufschreiben sich wirklich bewusst vor Augen zu führen und einzugestehen.

Aus schierer Frustration. Aus tiefer, pechschwarzer Frustration. Und ich kann das teilweise so witzig formulieren, aber es war wirklich ernst. Ich war wirklich richtig frustriert und habe mich auch gefragt, warum das denn so schwer ist. Oder warum es andere gibt, bei denen man den Eindruck hat, dass es ihnen total leicht von der Hand geht. Und wenn man diese Gefühle eine Zeit lang köcheln lässt, geht es meistens noch tiefer. Man stellt sich Fragen, ob man nicht talentiert genug ist oder man vielleicht hätte früher anfangen sollen.

Schon bevor ich studiert habe, bestand kein Mangel daran, neue Sachen zum Üben zu entdecken. Da hatte ich ganz viel Input. Bei der Frage wie ich üben soll, war teilweise wirklich Brachland. Es wurde erwartet, dass man das irgendwie umsetzt. Aber ehrlich gesagt, wie man das machen soll, im Detail, das hat mir wirklich gefehlt. Und das war einer der Gründe, weshalb ich selbst auf die Suche gegangen bin. Als ich damit angefangen habe, wurde das Thema immer so behandelt, als wäre das eine sehr individuelle Sache. Aber wie ich herausgefunden habe, ist das nicht unbedingt richtig. Es gibt ein paar Sachen, bei denen sind wir individuell. Manche Leute üben morgens besser, manche Leute üben abends besser usw. Aber wenn es dann wirklich mal ums Üben geht, dann gibt es ein paar Sachen, die immer funktionieren. Und es gibt auch ein paar Sachen, die definitiv nie funktionieren. Die wären natürlich cool zu wissen.

Ein Schlüsselmoment war, dass ich einmal aus Versehen eine komplette Session von mir aufgenommen habe und sie mir dann, nicht aus Versehen, angehört habe. Komplett. Das hatte ich vorher nie gemacht. Viele schaffen das fast gar nicht, weil da viel Scham und viel Selbstkritik dabei ist. Allerdings kann ich das nur empfehlen. Das ist für mich der Ground Zero, der Startpunkt für jeden, wenn man sich noch nie mit Übe-Technik beschäftigt hat. Während man sich das anschließend anhört, kann man sich einfach ein paar Notizen machen und sich fragen „Hey, was nervt mich da denn eigentlich?“. Der Witz ist, in dieser Beobachterrolle sind wir meist recht gut darin herauszufinden, was Quatsch ist und was vielleicht zielführend ist.

Die erste Sache, die mir auffiel, war, dass ich immer so ein Starten und Stoppen hatte. Ich nenne es „Starting Stopping Syndrome“. Also sich zu viel aufhalsen, es versuchen und dann bricht es zusammen und muss man wieder von vorne anfangen. Dabei kann man wahnsinnig viel Zeit und viel Kraft verschwenden. Aber es gab natürlich noch ein paar andere Sachen. Aber das umreißt es ein bisschen, was der der Ausgangspunkt war.

Rastergrafik
Übeplan-Vorlage für dein Instrument

Lade dir die Übeplan-Vorlage herunter

Die größte Herausforderung beim Üben ist es, sich auf bestimmte Aspekte zu fokussieren. Diese sinnvoll auszuwählen ist nicht immer leicht. Genau dabei hilft dir die what is practice Übeplan-Vorlage.

  • Definiere deine Ziele
  • Coaching-Tool zum Visualisieren deiner Stärken und Schwächen
  • Auswertungs-Vorlage, die dich beim Erreichen deiner Ziele unterstützt
  • Übe-Tipps

Effektive Übe-Methoden

Checklist-Cycle und Startzeit verkürzen

Wenn man diesen Gedanken ein bisschen weiter fortspinnen würde, dann hätten wir mit so einer Aufnahme unser Was gefunden. Wir wüssten, wenn wir uns selbst mal in einer Session aufnehmen, wo unsere Schwachpunkte sind. Du hast vorhin die Frage nach dem Wie bereits angedeutet. Was sind denn Methoden, die dir im Laufe der Zeit unter die Finger gekommen sind, die für dich den Zugang zum Üben verändert haben und damit auch den Fortschritt möglich gemacht haben?

Also ich würde natürlich mein Buch empfehlen, um alle Methoden mitzubekommen, aber eine, die ich rauspicken würde, wäre die Startzeit zu verkürzen. Wenn man vom letzten Üben den Ist-Stand dokumentiert hat und sich das am Anfang einer neuen Session anguckt und anschließend direkt dort loslegt, kann man wirklich schon mal 10-20 Minuten sparen. Am liebsten ist mir tatsächlich eine Aufnahme zu haben. Und wer zum Beispiel in den Proberaum fahren muss, und das immer verteufelt hat, ist dann wirklich im Vorteil, weil man auf dem Weg dorthin sich die Aufnahme nochmal anhören kann.

Eine andere Methode heißt der Checkliste Cycle. Das ist eine rein mentale Sache, wo man seine Aufmerksamkeit hinrichtet. Wenn ich zum Beispiel eine Übung habe, gehe ich in meinem Kopf die Checkliste durch. Ähnlich wie ein Bildhauer, der auch nicht eine Stelle zur Perfektion bohrt und dann zur nächsten geht und diese zur Perfektion bohrt, sondern ein kleines Stück hier wegnimmt, dann seine Position verändert, ein kleines Stück dort wegnimmt, sich das Gesamtbild anguckt und dann wieder ein bisschen was abschlägt. So kommt er seiner idealen Form immer ein Stück näher.

Die Checkliste startet zum Beispiel physisch: Kann ich noch aufrechter und entspannter sitzen? Kann ich meine Schultern entspannen? Atme ich noch regelmäßig? Wie würde es aussehen, wenn es einfach wäre? Das ist eine magische Frage, die echt bei vielen Leuten eine ergonomischere und natürlichere Technik in Erscheinung bringt, ohne dass man das man etwas bewusst korrigiert.

Und dann geht es weiter in Timing und Accuracy. Also wie ist die Subdivision? Wie ist der Puls? Kann ich mir den Puls dazu denken oder singen? Und der Witz ist: ich verbringe nicht ewig bei jedem Punkt, sondern nur kurz. Wenn die Liste dann am Ende ist, dann fange ich wieder von oben an und so geht das ständig weiter. So wird es immer ein bisschen besser. In kleinen Schritten eben. Und es beschäftigt auch den Kopf sowie das analytische Hören und Fühlen.

„Ähnlich wie ein Bildhauer, der auch nicht eine Stelle zur Perfektion bohrt und dann zur nächsten geht und diese zur Perfektion bohrt, sondern ein kleines Stück hier wegnimmt, dann seine Position verändert, ein kleines Stück dort wegnimmt, sich das Gesamtbild anguckt und dann wieder ein bisschen was abschlägt. So kommt er seiner idealen Form immer ein Stück näher.“

Benny Greb

Wann ist es gut?

Das erinnert ein bisschen an das „Prinzip der rotierenden Aufmerksamkeit“ von Gerhard Mantel, der das in einer ähnlichen Form aufgeschrieben hat. Der entscheidende Punkt bei dieser Übe-Technik ist dann, im richtigen Moment weiterzugehen. Also wann höre ich auf und wann weiß ich, wann ich zur nächsten Sache weiter gehe? Wie ist deine Herangehensweise?

Fürs Erste gibt es mehrere Möglichkeiten. Ganz wichtig: das „Gut“ muss natürlich vorher definiert sein. Man hat oft die Tendenz, währenddessen sein Ziel zu verschieben. Und das kann frustrierend sein, weil das ein sicherer Weg ist, nie anzukommen. Es gibt zunächst die zeitliche Begrenzung, ganz einfach. Also meistens übe ich einfach, bis der Timer klingelt und dann ist Schluss. Selbst wenn mir dann noch was einfällt. Das einfach eine Limitierung, die ich mittlerweile respektiere. Und das hat mir sehr viel gebracht. Früher ging es sonst immer in diese mega Sessions, in denen ich dann den ganzen Samstag von früh morgens bis spät nachts irgendwas gemacht habe.

Der andere Aspekt ist natürlich vorher zu definieren, was ist für heute das Ziel ist. Oder was für diese nächsten drei Monate das Ziel ist. Manche Sachen sind dabei leichter zu messen und zu erreichen als andere. Also zum Beispiel eine gewisse Entspannung oder eine gewisse Mastery von etwas, spürt man schon. Man kann das fast tagebuchmäßig festhalten.

Wenn ich das dann erreicht habe und damit entspannt bin, ist dieses eine Thema erst mal erreicht und dann kann ich mir auch auf die Schultern klopfen. Natürlich kann man dann den Sound noch verbessern etc. Aber ich glaube, es ist sehr wichtig, auch Zwischenstationen zu feiern. Weil die meisten Sachen, die wir an unserem Instrument oder an unseren Instrumenten machen, sind keine Sachen, die man innerhalb von zehn Minuten abhaken kann. Und wer dann frustriert davon ist, dass er noch nicht ganz fertig ist, der hat eine schwierige Zeit vor sich.

Ich empfehle gerne eine Vorher-Nachher Aufnahme. Es ist vielleicht noch nicht perfekt, es ist vielleicht noch nicht so, wie ich es haben möchte, aber ich habe eindeutig den Beweis, dass sich diese 20 Minuten oder diese zwei Stunden, was auch immer das sein mag, gelohnt haben. Und wenn ich dieses Gefühl behalte, behalte ich auch ein sehr positives Gefühl zum Üben eigentlich.

Ja, das finde ich auch selbst ein unglaublich mächtiges Tool. Einfach sich aufzuschreiben oder noch besser sogar aufzunehmen, um seinen Fortschritt für sich sichtbar zu machen.

Und wir sind eigentlich nicht gut darin, uns selbst zu bewerten, wenn man es nicht festhält. Man ist eigentlich härter zu sich selbst.

Manche Sachen sieht man aus einem anderen Blickwinkel besser, als aus dem Spieler Blickwinkel. Also bei Schlagzeugern ist es zum Beispiel ein Klassiker: Da spielt mir jemand etwas mit beiden Händen vor und fragt, warum das so ungleich klingt? Und es klingt gut, aber beide Hände sehen komplett anders aus. Beim Spielen sind wir oft so mit anderen Sachen beschäftigt, dass wir darauf weniger Acht geben können.

Vom Was und Warum?

Was und warum sollte ich üben?

Absolut. Ich finde auch, dass die Musik sich zum Glück dies vom Sport mehr und mehr abgeguckt und auch hier und da Methoden versucht zu adaptieren. Filmen ist ein gutes Beispiel.

Was ich an deinem Buch so unglaublich gut finde, ist, dass es geschafft hat, wirklich einen „Rundumschlag“ im besten Sinne des Wortes zu kreieren: von äußeren Umgebungen bis zu dem eben angesprochenen Dreimonatsplan. Im Großen und Ganzen geht es um den Prozess, aber auch um das Was und das Warum. Weißt du noch, was dein erstes, was und warum damals war, also als du dir die Fragen selbst gestellt hast?

Wenn man einen Gig spielt oder einen Auftritt hat, und es gibt eine Aufnahme: hört man sich die gerne an? Und wenn nein, gibt es da irgendeinen Punkt gibt, den man verbessern möchte. Das wäre doch der schon mal erste Grund. Jedes Mal, wenn ich eine Aufnahme von mir höre, habe ich irgendwas, von dem ich motiviert bin zu sagen „das könnte ich aber noch besser gestalten“.

Was man manchmal vergisst, ist, dass es nicht ein angsterfülltes Ding sein muss. Das machen viele Lehrer, glaube ich, falsch. „Du bekommst keine Jobs oder wirst nicht bei der Audition genommen“ – das mag für Professionelle alles zutreffen. Aber der wirklichste und der schönste Grund ist, wenn man etwas richtig auscheckt und wenn man gut das Instrument spielen kann. Das macht unglaublich Spaß. Also das ist einfach ein unglaubliches Gefühl, was ich so oft wie möglich haben möchte.

Absolut. Jetzt leben wir allerdings aber nicht alle in „lonely bubbles“, sondern sind soziale Wesen und interagieren ständig (auch durch Social Media) oder sind anderen Einflüssen ausgesetzt. Du beschreibst das in deinem Buch sehr schön, wie man zu den Sachen findet, die man selbst gerne machen möchte: Spieltechniken, Arten zu spielen, die man selbst gut findet.

Wie hast du es denn geschafft, dich selbst von diesen Einflüssen freizumachen? Weil theoretisch, wenn ich Instagram aufmache, und mir andere Musikerinnen und Musiker angucke, sehe ich ja jeden Tag sehr viele neue Sachen, die ich auch noch üben könnte. Also wie schaffst du es, deinen eigenen Zielen treu zu bleiben und dich nicht zu verunsichern zu lassen, dass der Weg, den man jetzt eingeschlagen hat, dann doch vielleicht nicht so der Richtige ist?

Eine schlechte Nachricht und eine gute. Die schlechte Nachricht ist, man kann nicht alles gleichzeitig machen und man kann nicht mal alles machen, selbst wenn man es eins nach dem anderen macht. Man wird nicht bei allem fertig, bis man stirbt.

Die gute Nachricht ist aber, dass wir das nicht (und das wurde sogar mittlerweile wissenschaftlich untersucht) brauchen, um glücklich zu sein. Man denkt immer, das, was jetzt auf mich einprasselt, das würde ich auch gerne habe. Es gibt nur so ein paar Dinge, die für einen wirklich sehr wichtig sind. Und wenn man an denen wirklich arbeitet und spürt, dass man da ein Fortschritt macht, ständig, dann ist das also üblicherweise mehr als genug.

Und der Grund ist eher, wenn wir unseren eigenen Scheiß schon nicht machen, ist es schwer zu ertragen, wenn von außen weiterer Input auf uns kommt. Und das macht natürlich Social Media schwieriger. Wenn man sich selbst schon ein bisschen faul fühlt und dann auch noch andere einem ins Gesicht reiben, was sie alles am Start haben. Das ist schwer auszuhalten.

Man braucht drei Punkte. Der eine Punkt ist ein Ziel. Der andere Punkt ist das Wie ist es denn jetzt gerade? Das ist etwas, dass sehr vielen fehlt. Sie wissen manchmal, wo sie hinwollen, aber wissen nicht, wo sie gerade wirklich stehen. Und der dritte Punkt ist: Was ist denn jetzt der nächste Schritt (die nächste Übung), den ich machen muss? Und wenn ich den nächsten Schritt nicht weiß, dann kann ich auch nicht loslegen. Dann bin ich auch nicht motiviert.

Wenn das wirklich alles in Place ist, dann kann man auch viel entspannter mit anderen feiern, dass sie etwas ausgecheckt haben. Es ist oft eher ein Neid-Ding. Also Entschuldigung, das ist jetzt ein bisschen tough love – aber so ist meine Erfahrung zumindest. Ich bin auch nicht frei davon. Es gab auch Phasen in meinem Leben, wo ich definitiv diese Gefühle hatte. Aber ich meine, die Kehrseite der Medaille ist, dass man sich überlegen muss, wie viel Input man überhaupt zulassen möchte und, ob man ständig neuen Input überhaupt braucht.

Ich glaube, es liegt auch ganz viel Tolles in unfinished business und in Büchern (oder Übungen), die man mal gemacht hat und dann brach hat liegen lassen. Wir verwechseln manchmal neu und besser. Manchmal ist auch „The old shit the best shit“.

„Aber ich glaube, es ist sehr wichtig, auch Zwischenstationen zu feiern.“

Benny Greb

Aber ich finde, das schließt den Kreis irgendwie ganz schön zu dem, was du am Anfang gesagt hast. Wir sind zwar alle Künstler:innen und in Choas kann auch viel Kraft stecken, allerdings funktioniert es ganz ohne Struktur eben nicht. Eine philosophische Frage für das Ende: Wann bist du denn nach dem Üben zufrieden?

Es gibt mehrere Disziplinen diesbezüglich. Also zufrieden bin ich allein schon, wenn ich die Rahmenbedingungen gut gemacht habe. Also wenn ich wirklich allein geübt habe. Das ist schon ein Win für mich. Wenn ich überhaupt diesen in diesen Übe-Modus komme, ist das wie eine Meditation. Zudem hat es den schönen Nebeneffekt, dass ich mich auf ganz viele andere blöde Sachen nicht konzentrieren kann. Und das ist das macht mich enorm zufrieden.

Ich bin jetzt Mitte 40 und beschäftige mich seit 30 Jahren damit, auf einem Gummipfad die Schläge gleich laut zu spielen. Das ist eigentlich total abgefahren und abstrus. Aber in dieser Einfachheit liegt ein ganzes Universum.

Und langfristig gesehen bin ich zufrieden, wenn ich einfach über Monate hinweg eine Sache tief Brett gebohrt habe und ich echt meinen Fortschritt merke. Für mich ist es der beste Vergleich: Ich bin früher mit meinem Vater Bergwandern gegangen und dieses Gefühl, wenn man nach einiger Zeit wandern sich umdreht und die Hütte, von der wir aus gestartet sind, nur noch so groß wie ein Monopoly Haus in der Ferne ist. Das ist einfach ein abgefahrenes Gefühl.

Das ist auch was, dass man aufs Leben übertragen kann. Wir könnten, glaube ich, noch so viel uns über das Üben unterhalten. Es ist sehr spannend dir zuzuhören. An dieser Stelle aber, mit Blick auf die Uhr, kommen wir zu den letzten beiden Fragen: Was übst oder lernst du gerade, was du noch nicht so gut kannst?

Mich mit meinem Sohn nicht in ewig lange Gespräche verwickeln zu lassen, wenn er ins Bett gehen soll. Das versuche ich gerade zu lernen. Er ist da mittlerweile gut drin sich die spannenden Fragen, die vielleicht auch Papa ein bisschen interessieren, aufzuheben bis zur Schlafenszeit. Vielleicht muss ich da auch wieder einen Timer, wie beim Üben, nutzen.

Außerdem versuche gerade wieder mehr auf gesunde Ernährung und mehr Sport zu schauen. Ich habe das früher sehr vernachlässigt. Es gibt so vieles. Wieder öfter meditieren. Das sind oft Sachen, die ich nicht neu entdecke oder neu anfange, sondern an denen ich dranbleiben und wieder anknüpfen möchte.

Da wären wir wieder bei den Open Books, die du zwischendurch mal angesprochen hast. Wenn du jetzt auf deine eigene Studienzeit zurückblickst, gibt es einen Tipp, um den du damals froh gewesen wärst, hättest du ihn schon vorher gehabt?

Ja, eigentlich dieses „Effective Practice“ Buch. Jeden Tipp davon, zum Beispiel der Timer hätte mir viel gebracht. Oder auch der Checkliste Cycle hätte mir viel geholfen. Udo Dahmen, mein Lehrer, hatte eine ähnliche Übung mit mir mal gemacht und die hatte mir wahnsinnig viel gebracht.

Der Beitrag Wie übt man effektiv, Benny Greb? erschien zuerst auf what is practice.

]]>
https://what-is-practice.de/effektiv-ueben-benny-greb/feed/ 0
Übeplan für dein Instrument https://what-is-practice.de/uebeplan-fuer-dein-instrument/ https://what-is-practice.de/uebeplan-fuer-dein-instrument/#respond Tue, 23 Apr 2024 15:25:33 +0000 https://what-is-practice.de/?p=6484 Die größte Herausforderung beim Üben auf dem Instrument ist es, sich auf bestimmte Aspekte zu fokussieren. Diese sinnvoll auszuwählen ist nicht immer leicht. Schließlich gibt es so viel zu üben. Ein Tool an der zu haben, dass dir beim Visualisieren deiner Stärken und Schwächen hilft und dich beim Erreichen deiner Ziele unterstützt, ist für jede… Weiterlesen »Übeplan für dein Instrument

Der Beitrag Übeplan für dein Instrument erschien zuerst auf what is practice.

]]>
Die größte Herausforderung beim Üben auf dem Instrument ist es, sich auf bestimmte Aspekte zu fokussieren. Diese sinnvoll auszuwählen ist nicht immer leicht. Schließlich gibt es so viel zu üben. Ein Tool an der zu haben, dass dir beim Visualisieren deiner Stärken und Schwächen hilft und dich beim Erreichen deiner Ziele unterstützt, ist für jede Musikerin und für jeden Musiker Gold wert. Die „Wie übt eigentlich..?“ Übeplan-Vorlage soll dir genau dabei helfen.

Übeplan Vorlage what is practice
Gestalte persönliche Übeplan-Vorlage für dein Instrument

Effektives Üben von Anfang an

Schon bevor du wirklich mit deinem Instrument loslegst, ist es wichtig sich darüber im Klaren zu sein, was genau in der folgenden Session geübt werden soll. Nimm dir eine bestimmte Sache vor, an der du konzentriert für eine bestimmte Zeit (S.M.A.R.T Ziel) üben möchtest. Im besten Fall verfolgst du natürlich ein langfristiges Ziel und deine nächste Übe-Session zahlt genau darauf ein.

Dein Ziel wählst du natürlich ganz individuell: sei es das anstehende Jahreskonzert, ein wichtiges Probespiel oder generell die Verbesserung deiner Leistung auf deinem Instrument. Mache dir vor dem Üben Gedanken, was du in der nächsten Zeit erreichen möchtest.

Die Übeplan-Vorlage unterstützt dich bei der Fokussierung auf deine Ziele. Coachingtools wie das Fokusrad verschaffen dir einen Überblick über deinen aktuellen Leistungsstand und machen Stärken und Schwächen sofort sichtbar.

Zeitmanagement für Musikerinnen und Musiker

Selbst als Profimusiker:in ist deine Übe-Zeit begrenzt. Du unterrichtest vielleicht noch oder bist durch Proben oder Orchesterdienste in deiner persönlichen Übe-Zeit eingeschränkt. Umso wichtiger ist es in deinen Übe-Sessions sofort zu wissen was zu tun ist und keine Zeit zu verlieren. Ein Journal kann dir dabei sehr helfen. Du kannst darin sowohl festhalten, was du alles getan hast (retrospektive) und aufschreiben, an welchen Details du in deiner nächsten Übe-Session arbeiten möchtest (prospektiv).

3 Tipps, wie du den Übeplan am besten nutzt

  1. Erstellen deine Übeplan-Vorlage nicht kurz bevor du in deine Übe-Session startest. Nimm dir bewusst Zeit dafür und mache dir Gedanken darüber, welche Ziele in nächster Zeit auf deinem Instrument für dich realistisch und wichtig sind. Als Musikerinnen und Musiker sind wir eher Marathon-Läufer und keine Sprinter – also lass den Input der Übeplan-Vorlage arbeiten in deinem Kopf.
  2. Halte deinen Fortschritt und deine (Zwischen-)Ziele fest – am besten sogar mit einer Tonaufnahme. Musik entsteht im Moment und ist ebenso schnell wieder verklungen, wie sie geschaffen worden. Es sei denn, du nimmst sie auf. Nutze dein Smartphone oder einen Zoom-Recorder, deinen Fortschritt und deine (Zwischen-)Ziele zu dokumentieren. Das wird dich langfristig weiter motivieren!
  3. Plane Pausen ein. Natürlich bist du gerade super motiviert – umso wichtiger ist es, dass du schon jetzt daran denkst genügend Pausen in deinen Plan zu integrieren. Schließlich entsteht Fortschritt und Weiterentwicklung genau dann. Unterscheide zwischen Mikro-(kleine Pausen innerhalb deine Übe-Session bzw. deines Übe-Tages) und Makro-Pausen (innerhalb deines 4-Wochen-Plans).

Los geht’s – Erstelle deinen Übeplan für dein Instrument

Also, worauf wartest du noch? Die Übeplan-Vorlage hilft garantiert auch dir deine Stärken und Schwächen zu visualisieren und deine Ziele zu erreichen. Wenn du noch unsicher sein solltest, lies dir zuerst noch die Bewertungen im Shop durch. Wenn du Fragen hast, freue ich mich natürlich auch über eine Email von dir.

Der Beitrag Übeplan für dein Instrument erschien zuerst auf what is practice.

]]>
https://what-is-practice.de/uebeplan-fuer-dein-instrument/feed/ 0
Wie geht Jazz-affines Unterrichten, Corinna Danzer? https://what-is-practice.de/wie-geht-jazz-affines-unterrichten-corinna-danzer/ https://what-is-practice.de/wie-geht-jazz-affines-unterrichten-corinna-danzer/#comments Wed, 30 Aug 2023 09:41:25 +0000 https://what-is-practice.de/?p=6019 Corinna Danzer hat 2023 den Hessischen Jazz Preis gewonnen. Im Podcast habe ich mit ihr über Jazz-affines Unterrichten, Music Learning Theory von Edwin Gordon und Motivation an schlechten Tagen gesprochen.

Der Beitrag Wie geht Jazz-affines Unterrichten, Corinna Danzer? erschien zuerst auf what is practice.

]]>

Corinna Danzer ist Musikerin, Pädagogin und Musikvermittlerin, die gerade mit dem Hessischen Jazzpreis 2023 ausgezeichnet wurde. Nachdem sie erst mit 21 Jahren zur Musik kam ging sie – wie sie selbst sagt – die Jazz-Geschichte einmal rückwärts durch. Während des Studiums hat sie dann natürlich versucht ihre geringe Spiel- und Übe-Praxis möglichst schnell aufzuholen und entwickelte dabei ein paar interessante Strategien. 

Auch in ihrem Unterricht verfolgt sie eine sehr besondere Methode, angelehnt an die Music Learning Theory von Edwin Gordon. Dazu habe ich auf dem Blog bereits einen Artikel veröffentlicht. So lernen ihre Schülerinnen und Schüler ganz spielerisch Melodien nach Gehör und wagen bereits sehr früh erste Improvisationsversuche. Jazz-affines Unterrichten eben. Heute fällt ihr manchmal der Einstieg ins eigene Üben schwer – wer kennt es nicht. Aber auch hierfür hat sie ein paar gute Tipps parat, um sich selbst zu überlisten. Seid also gespannt.

Corinna Danzer mit Saxofon
Corinna Danzer (Foto: Katrin Schander)

Mehr Informationen zu Corinna Danzer

Webseite: www.corinnadanzer.de

Lieber hören statt lesen?

Die Folge mit Corinna Danzer lässt sich auf allen bekannten Streaming Plattformen kostenlos anhören.

Spotify

Apple Podcast

YouTube

Das Interview mit Corinna Danzer

Inhalt

Vervollständige folgenden Satz: Üben heißt für Dich….

Das ist ein sehr komplexes Thema -aber vielleicht in drei Stichwörtern: meine Ruhe haben; Zeit haben; nur das Instrument und ich.

Welche Musik (Album / Künstler) läuft bei dir gerade in Dauerschleife?

Nein, aktuell nicht. Das war früher eher so. Allerdings gibt es ein paar Musiker, auf die ich immer wieder zurückkomme: Wayne Shorter, Miles Davis. Vor allem Shorter – besonders die Platten aus den 1960er Jahren, gemeinsam mit Herbie Hancock und Tony Williams.

Im Moment höre ich gerade für ein Swing-Projekt ein Stück von einer Frau heraus: Irene Higginbotham „The Bottle is empty“. Inzwischen versuche ich bei meinen Projekten vermehrt darauf zu achten, auch die weiblichen Anteile in der Jazz-Geschichte sichtbar zu machen.

Das ist auf jeden Fall ein sehr wichtiges, und auch populäres, Thema. Ich nenne hier immer gerne Melba Liston als Beispiel, die unter anderem viel für Count Basie geschrieben hat. Du hattest eben bereits Wayne Shorter angesprochen – würdest du sagen, dass er zu den Künstlern gehört, die dich auf dein Spiel bezogen am meisten geprägt haben?

Ich wünschte man würde diesen Einfluss noch mehr hören (lacht).

Gibt es möglicherweise einen anderen Hero, den du früher häufig transkribiert hast?

Transkribieren und Licks üben ist tatsächlich ein wunder Punkt bei mir. Ich habe damals in den 1980er mit 21 Jahren, also sehr spät, mit dem Saxofon spielen angefangen. Damals war in der Göttinger Szene, wo ich herkomme, die Ansicht sehr verbreitet gewesen, dass man niemals andere Musiker kopieren sollte. Diese Haltung hat sich bei mir sehr stark eingeprägt. Im Nachhinein bereue ich dies allerdings, da ich diese Zeit natürlich nicht wieder aufholen kann und daher viel zu wenig transkribiert und Licks geübt habe.

Ich habe in einem Interview mit dir gehört, dass dein erster Berührungspunkt mit dem Jazz ein Free Jazz Konzert war. Ist diese Einstellung auch dadurch geprägt gewesen?

Nein, tatsächlich nicht. Ich bin letztlich die Jazz-Geschichte rückwärts gegangen.

Du sprichst gerade das „Gunter Hampel“-Meeting in Göttingen an. Das war wirklich ein krasser Zufall. Er lief mir in der Fußgängerzone entgegen und ich fand ihn einfach schön. Ein langer, schlaksiger Mann mit grauen Locken. Als ich dann ein paar Meter weitergelaufen bin, sah ich ein Plakat von ihm, dass er dort wohl gerade angebracht hatte. Ich bin anschließend in den nächsten Plattenladen und hörte mir eine seiner Alben („Birth records“) an. Ich fand es allerdings schrecklich. Trotzdem bin ich auf sein Konzert gegangen und war geflashed von ihm und seiner Band. Mir war dann relativ schnell bewusst, dass die Musiker dort das Konzert komplett frei improvisierten. Daraufhin bin ich auf jedes Jazz Konzert in der Region.

„Erst durchs Selbstspielen habe ich dann später begriffen, dass es im Jazz eine Liedform gibt, die sich wiederholt. Und, dass die Melodie mit der Harmonie zusammenhängt. Erst dann konnte ich das auch hören.“

Corinna Danzer

Nach drei Jahren wollte ich dann wissen, was in den Köpfen der Musiker vorgeht, während sie spielen. Das war der Grund, warum ich mit dem Saxofon spielen angefangen habe.

Erst durchs Selbstspielen habe ich dann später begriffen, dass es im Jazz eine Liedform gibt, die sich wiederholt. Und, dass die Melodie mit der Harmonie zusammenhängt. Erst dann konnte ich das auch hören.

Das möchte ich heute früher an meine Schülerinnen und Schüler vermitteln. Um ihnen diese Liedform (und das dazugehörige Akkordschema) verständlich zu machen, mache ich immer ein einfaches Experiment: Wir singen dazu „Alle meine Entchen“ und ich sage ihnen, dass sie automatisch Akkorde zur Melodie hören. Natürlich glauben sie mir das nicht. Wir singen daraufhin das Stück und ich begleite mit falschen Akkorden am Klavier die Melodie. Alle stellen natürlich sofort fest, dass das nicht passt. Wenn ich dann die „richtigen“ Akkorde spielen, merken sie, dass sie genau diese Harmonien im Ohr hatten.

Dein Übe-Alltag

Du bist Musikerin, Pädagogin, Musikvermittlerin – auf diesen Teil möchte ich gern später noch genauer eingehen. Kannst du uns zuerst mal mitnehmen in einen typischen Übe-Alltag von dir?

Ehrlich oder unehrlich? (lacht)

Gerne ehrlich.

Möglicherweise bin ich die Erste in deinem Podcast, die nicht mehr gut und strukturiert übt. Ein typischer Alltag ist, dass ich meist zu wenig übe und oft Schwierigkeiten habe, meinen inneren Schweinehund zu überwinden. Allerdings gelingt es mir ihn zu besiegen, in dem ich mir selbst sage, dass ich nur mal eben spielen gehe. Meist lege ich mir dann ein Aebersold-Playalong auf und improvisiere dazu.

Nach ein paar Minuten merke ich dann, wo es klemmt und welche Dinge ich gern vertiefen möchte: z.B. Sound, Timing oder ein Pattern, dass ich mir gefallen hat und, das ich in andere Tonarten transponiere. Sehr schnell überlege ich dann, welche Gigs demnächst anstehen und ich versuche die Inhalte zu kombinieren. Dann bin ich im Üben angekommen. Also eine Mischung aus lustgeleitetem und planvollem Üben.

Früher hatte ich dagegen einen sehr strukturierten Übe-Plan.

„Nachdem ich ein paar Jahre wenig effizient geübt habe, habe ich eine Mindmap erstellt, auf der ich aufgeschrieben habe, was alles zum guten Saxofon spielen dazugehört. Dort habe ich alles notiert, was mir eingefallen ist.“

Corinna Danzer

Wie hat dieser Plan früher ausgesehen? Hast du zum Beispiel Übe-Tagebuch geschrieben?

Ja, ich habe Zettel geschrieben, sie dann allerdings meist wieder verworfen. Dennoch war es wichtig diese Zettel geschrieben zu haben.

Nachdem ich ein paar Jahre wenig effizient geübt habe, habe ich eine Mindmap erstellt, auf der ich aufgeschrieben habe, was alles zum guten Saxofon spielen dazugehört. Dort habe ich alles notiert, was mir eingefallen ist: Artikulation, Atmung, Zunge, Griffe, Stücke…

Mind Map zu gutem Instrumentalspiel
Auch ich habe mich mal an einer Mind Map versucht. Alle Punkte lassen sich natürlich noch beliebig ergänzen. Was fällt euch noch ein?

Ich habe diese Punkte in drei Felder gegliedert: eine mentale und eine motorische Seite.

Zur mentalen Seite gehören die Felder Gehörbildung, Harmonielehre, Rhythmik, etwas erfinden können.

Die motorische Seite bildet dann Geläufigkeit, Ideen umsetzen können, Atmung, Zunge etc.

Die dritte Säule war dann „the real stuff“ wie Repertoire, wie trete ich auf, wie baue ich ein Solo auf, wie baue ich ein Set auf.

Für alle diese Punkte habe ich mir anschließend überlegt, wo ich dort aktuell stehe und was ich machen muss. Daraus habe ich dann Übe-Pläne geschrieben, die natürlich viel zu lang waren. Dennoch war es extrem wichtig sie als Leitplanke im Kopf zu haben. Dadurch konnte ich effektiver üben.

Ich habe mir beim Üben ein zeitliches Limit vorgegeben, in denen ich bestimmte Dinge gemacht habe. Zum Beispiel 2 Minuten (ohne Ablenkung) Töne aushalten, oder 10 Minuten alle Major-Arpeggios. Anstatt zu sagen „ich übe jetzt mal Major-Akkorde“ hat mir diese Herangehensweise sehr geholfen.

Rastergrafik
Newsletter High Five

Einmal im Monat versende ich einen Übe-Newsletter

Werde Teil unserer wachsenden Newsletter-Community und erfahre einmal im Monat neue Übe-Tipps & exklusive Einblicke hinter den Podcast.


Jazz-affines Unterrichten

Das kommt dir sicher ja heute bei deinem eigenen Unterrichten sehr gute, weil du weißt, wie kleinteilig du mit Schüler*innen werden musst. Du hast in dem oben bereits angesprochenen Interview beim HR zum „Welt-Jazz-Tag“ deinen pädagogischen Stil als „jazzafines Unterrichten“ bezeichnet hast? Wie kann man sich das vorstellen?

Oftmals ist das Ziel von „klassischem“ Musikunterricht einen „reproduzierenden Musiker“ auszubilden. Das bedeutet, dass man gleichzeitig zum Instrument auch die Notation lernt. Natürlich ist das nur wenig Jazz förderlich.

Das führt uns zu Edwin Gordon und Music Learning Theory (MLT) und Audiation. Also die Leitplanke, dass Musiklernen wie das Lernen unserer Muttersprache erfolgen kann. Hier gibt es sehr viele Parallelen. Gerade für den Jazz ist es sehr viel naheliegender und förderlicher auf diese Art und Weise die Musik zu lernen: Hören, experimentieren und imitieren.

Was ebenfalls dazugehört ist, von Anfang an zu improvisieren (mithilfe von kleinen Pattern-Stücken) und Synkopen zu spielen. Im klassischen Unterricht werden besonders Synkopen erst spät eingeführt, da sie schwer zu lesen sind. Daraus folgt, dass man lange Zeit Melodie spielt, die wenig animierend für die Schüler*innen sind und auch weit weg von ihren Hörgewohnheiten. Alle Kinder hören Synkopen. Dadurch, dass ich ohne Noten am Anfang arbeite, kann ich gleich von Beginn an Synkopen in meinen Unterricht integrieren.

Also was macht Jazz förderlichen Unterricht aus? Keine Noten im ersten Jahr (natürlich gibt es auch Ausnahmen), swingig, Synkopen und improvisieren. Und ganz wichtig: singen first – und zwar alles. Auch Akkorde.

Jetzt sind wir ja mittendrin in der Music Learning Theory von Gordon. Das heißt du verfolgst dieses Konzept „sound before sign“ sehr stringent und gibst deinen Schüler*innen im gesamten ersten Jahr keine Noten?

Ähm, ja. (lacht)

Ich setze die Lehre nicht so streng um, wie sie damals von Gordon erdacht wurde. Bei mir läuft vieles parallel. Das bedeutet, dass die Kinder bereits Stücke lernen, die sie noch nicht audiieren können. Dennoch zieht sich der rote Faden von Gordon durch meinen gesamten Unterricht. Besonders durch die Pattern-Arbeit, sowohl tonal als auch rhythmisch.

Was die Arbeit mit Noten angeht, nutze ich oftmals Gedächtnisstützen und notiere meinen Schüler*innen die Tonnamen. Bei älteren Schüler*innen kann man alternativ auch sehr gut mit Playalongs arbeiten.

„Hören, experimentieren und imitieren.“

Corinna Danzer

Nutz du Audiation auch selbst für dein eigenes Üben? Du hast am Anfang ja erwähnt, dass dein Üben oft mit Improvisation beginnt und du dann Pattern, die dir gefallen in andere Tonarten überträgst. Audiierst du diese dann jeweils?

Vielleicht sollten wir zunächst mal klären, was audiieren genau meint. Audiieren ist ja mehr als nur Voraushören, sondern schließt gleichzeitig auch das Verstehen mit ein. Was die MLT damit meint, ist den Kontext der Musik zu begreifen.

Ein Beispiel: Du erkennst (hörend) und kannst benennen in welcher Tonalität wir uns befinden (Dur oder Moll oder phrygisch, lokrisch etc.) und du erkennst, auf welcher Stufe die Melodie anfängt, z.B. auf der 5. Stufe (so) der Tonleiter. Rhythmisches verstehen meint dann, dass man immer weiß, wo die 1 ist und in welcher Taktart wir uns befinden.

Ein guter Test hierzu ist, „Happy Birthday to you“ in Moll zu singen. Kann man das, ist das Musik-Verstehen nach Gordon.

„Also was macht Jazz förderlichen Unterricht aus? Keine Noten im ersten Jahr (natürlich gibt es auch Ausnahmen), swingig, Synkopen und improvisieren. Und ganz wichtig: singen first – und zwar alles. Auch Akkorde.“

Corinna Danzer

Nutzt du diese Techniken dann für dein eigenes Üben?

Ja, natürlich.

Du singst dir dann alles vor?

Das ist eine meiner liebsten Übungen. Und auch nicht nur Melodien, sondern auch Akkorde. Das ist auch etwas, das ich bereits vor meinem Studium verstanden habe.

Während meines Schulmusik-Studiums in Oldenburg hatte ich einen langen Weg zur Hochschule. In dieser halben Stude Fußweg habe ich geübt, Walking-Bass-mäßig, Stücke auswendig zu lernen durch singen. Wenn ich mir dann an einer Stelle unsicher war, habe ich mich an der Hochschule dann direkt ans Klavier gesetzt und diese Stelle geübt.

Ich kam hierauf, als ich feststellte, dass besonders die Rhythmusgruppen-Kollegen viel seltener aus der Form geflogen sind, als wir Bläser. Das ist natürlich logisch, wenn man sich überlegt, dass sie die Form nicht nur 2–3-mal spielen sondern 20-mal. Also wusste ich, dass ich auch 20-mal die Form durchgehen musste. Am Saxofon später dann auch.

In meinem Unterricht mache ich das meinen Schüler*innen bereits sehr früh klar.

Hessischer Jazz Preis & Musikvermittlung

Du hast im März diesen Jahres den Hessischen Jazz Preis erhalten – dazu nochmal ganz herzlichen Glückwunsch. Und du hast diesen Preis nicht nur als Instrumentalistin erhalten, sondern auch für deine Rolle als Musik- und natürlich besonders als Jazz-Musikvermittlerin – in dem du dich bereits seit mehr als 20 Jahren engagierst. Woher kommt die Leidenschaft dich gerade hier so einzubringen? Die Musikvermittlung – gerade im Jazz – ist noch ein sehr wenig bekanntes Feld und eher junges Feld oder?

Ich glaube, du täuschst dich. Es gibt schon seit einger Zeit, auch im Jazz, Musikvermittlungsprojekte. Allerdings nur sehr wenige. Ich war auf sehr vielen dieser Kinderkonzerte – und auch in der Klassik sind sie immer nach dem gleichen Muster aufgebaut. Damit war ich nie ganz zufrieden.

Oft funktionieren sie so, dass eine Geschichte erzählt wird, die als roter Faden durch das Konzert führt. Danach richten sich die ausgewählten Stücke. Im Wechsel hören die Kinder dann die Geschichte mit der Musik. Gerade bei den Kinder-Jazzkonzerten fand ich oft die Geschichte sehr ablenkend. Ich als Kind hätte viel lieber gewusst, wie die Geschichte nun weiter geht, als der Musik zu lauschen. Dazu kommt, dass die Musik die dort gespielt wurde, meist kein Jazz war (Sting, Stevie Wonder). Das hat mir nicht gereicht.

Daraufhin habe ich mit einer Freundin und Kollegin, Ulrike Schwarz, gemeinsam überlegt, was wir gern anders machen würden und folgende vier Punkte festgelegt: „echte“ Jazz-Stücke; keine ablenkende Kinder-Geschichte, sondern wenn eine Geschichte erzählt wird, dann sollte sie um die Musik sich drehen; Bildungsauftrag. Und der vierte Punkt war, dass die Kinder Teil des Konzerts sein sollten. Das war besonders Ulrike Schwarz wichtig. So kam es zu unserem Projekt „Jump into Jazz“.

Das zweite Vermittlungsprojekt heißt „Harlem am Main“. Dort geht es um die Swing Jugend in Frankfurt während der Nazi-Zeit.

Dazu gibt es auf deiner Homepage auch ein spannendes Video, in dem ein paar Ausschnitte daraus gezeigt werden. Lass uns zu den letzten beiden Fragen kommen: Was lernst (übst) Du gerade, was Du noch nicht kannst?

Im Moment lerne ich gerade freies spielen. Meine neue Einspielübung ist „einfach reinblasen und schauen, was kommt“. Auch mit Klappengeräuschen etc. und damit versuchen einen Spannungsbogen von 2-3 Minuten zu erzeugen.

Das andere sind Odd-Meter und Polyrhythmen. Besonders 7er oder 11er Rhythmen mit ihren ungewöhnlichen Aufteilungen. Davor habe ich mich lange Zeit gedrückt.

Welchen Tipp würdest Du Deinem jüngerem, Erstsemester-Musikstudenten-Ich gerne mitgeben, um den Du damals froh gewesen wärst ?

Transkribieren und Licks üben. Keine Angst davor haben, dass wir alle gleich klingen. Darauf kam ich viel zu spät. Es ist völlig in Ordnung zu kopieren und zu imitieren.

Der Beitrag Wie geht Jazz-affines Unterrichten, Corinna Danzer? erschien zuerst auf what is practice.

]]>
https://what-is-practice.de/wie-geht-jazz-affines-unterrichten-corinna-danzer/feed/ 1
Vortragsreihe gestartet https://what-is-practice.de/vortragsreihe-gestartet/ https://what-is-practice.de/vortragsreihe-gestartet/#respond Wed, 19 Jul 2023 22:18:51 +0000 https://what-is-practice.de/?p=5961 Im Podcast möchte ich mit meinen Interview-Gästen übers Üben ins Gespräch kommen. Die Erkenntnisse über Methoden und Techniken möchte ich nun ebenfalls mit euch teilen. Live und vor Ort - im Workshop "Das Üben der Meister".

Der Beitrag Vortragsreihe gestartet erschien zuerst auf what is practice.

]]>
Das Üben der Meister

Wir verbringen im Laufe unserer Musiker*innen-Karriere unzählige Stunden mit unserem Instrument. Und auch, wenn die 10.000 Regel von Ericsson inzwischen in Teilen widerlegt ist, so trifft sie doch einen wahren Kern. Niemand kommt ohne Üben aus. Umso erstaunlicher ist es, wie wenig wir uns aktiv über dieses wichtige Thema austauschen.

Mit dem Podcast „Wie übt eigentlich..?“ habe ich vor 2 Jahren den Versuch gewagt dies zu ändern. Gemeinsam mit meinen Interview-Gästen wollte ich übers Üben ins Gespräch kommen und andere dazu einladen, dies ebenfalls zu tun. Beim Schneiden und Transkribieren der Folgen stelle ich immer wieder fest, wie sehr der Übe-Alltag von der Musiker-Biografie beeinflusst ist. Je nach Anforderungsprofil des Jobs, fällt auch der Übe-Alltag „sportlicher“ oder „freier“ aus. Ein Beispiel?

Mein Interview-Gast Peter Laib berichtete, dass für ihn Üben auch bedeutet, immer wieder das Gleiche zu tun. Dieser repetitive Charakter des Übens spiegelt sich natürlich auch in seinen täglichen Herausforderungen wieder.

Ausschnitt aus der Präsentation „Das Üben der Meister“

Die Vortragsreihe „Das Üben der Meister“ möchte jedoch nicht nur diese Verknüpfungen aufzeigen. Viel eher möchte ich ausgewählte Übe-Techniken meiner Interview-Gäste vorstellen und die zugrundeliegende (wissenschaftliche) Methode dahinter vorstellen.

Erste Station: Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz

Kurz vor dem Start der Sommerferien durfte ich Station im Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz in Montabaur machen. Gemeinsam mit dem dortigen Kollegium wagten wir den Versuch und entwickelten eine praxisnahe Definition des Übens. Grundlage: Antworten meiner Gästen aus mehr als 20 Podcast-Folgen.

Präsentation „Das Üben der Meister“

Die 6 Bestandteile dieser Definition (Zeit, Spüren, Individualität, Struktur, Spaß, Selbständigkeit) bildeten den roten Faden meines Impuls-Vortrags. Ausgehend davon widmeten wir uns in Exkursen dem Bewegungslernen, der Lernpsychologie und Motivationskonzepten.

Nach einer Stunde Vortrag, und gut gestärkt aus der Mittagspause, begann mit der Gruppenarbeit der praktische Teil des Vortrags. In Kleingruppen erarbeiteten wir strategisch gute Übe-Ziele, die langfristig motivieren. Darüber hinaus schauten wir uns an, wie sich das Üben am besten auf- und einteilen lässt. Dabei bedienten wir uns aus Erkenntnissen aus ganz verschiedenen Disziplinen, wie Sport- oder Wirtschaftswissenschaften.

Auf Theorie folgt Praxis

Um ein gutes Übe-Ziel zu formulieren hilft die S.M.A.R.T. Formel. Sie besagt, dass man sich leichter zur Umsetzung eines Ziels motivieren kann, wenn es diesen fünf Kriterien entspricht:

  • spezifisch
  • messbar
  • attraktiv
  • realistisch
  • terminiert

Aus den verschiedenen Sichtweisen (Schüler*innen & Lehrer*innen-Perspektive) haben wir gemeinsam geschaut, wie solche Ziele formuliert sein könnten. Dies erleichterte nicht nur den Einstieg in eine Diskussion, sondern motivierte einzelne Kolleg*innen sogar, diese Genauigkeit mit in die kommende Stunde zu nehmen.

Der Beitrag Vortragsreihe gestartet erschien zuerst auf what is practice.

]]>
https://what-is-practice.de/vortragsreihe-gestartet/feed/ 0
Buchtipp: Üben – was ist das eigentlich? https://what-is-practice.de/buchtipp-ueben-was-ist-das-eigentlich/ https://what-is-practice.de/buchtipp-ueben-was-ist-das-eigentlich/#respond Sun, 26 Feb 2023 17:24:09 +0000 https://what-is-practice.de/?p=5778 Man könnte fast glauben, dass der Name meines Podcast vom Buch von Francis Schneider „Üben – was ist das eigentlich? inspiriert wurde. Tatsächlich habe ich das Buch aber erst unlängst entdeckt. Ähnlich wie im Podcast, versucht sich auch der Autor dem weiten Themengebiet des musikalischen Übens auf möglichst viele Arten zu nähern und somit ein… Weiterlesen »Buchtipp: Üben – was ist das eigentlich?

Der Beitrag Buchtipp: Üben – was ist das eigentlich? erschien zuerst auf what is practice.

]]>

Man könnte fast glauben, dass der Name meines Podcast vom Buch von Francis Schneider „Üben – was ist das eigentlich? inspiriert wurde. Tatsächlich habe ich das Buch aber erst unlängst entdeckt. Ähnlich wie im Podcast, versucht sich auch der Autor dem weiten Themengebiet des musikalischen Übens auf möglichst viele Arten zu nähern und somit ein Nachschlagewerk für Musiker*innen zu kreieren.

*Affiliate Link: Wenn du das Buch über diesen Link kaufst erhalte ich 5% Provision. Für dich bleibt der Preis gleich – allerdings unterstützt du damit ganz automatisch meine Arbeit. Vielen Dank also! 🙂

Üben - was ist das eigentlich? Buch von Francis Schneider
Francis Schneider – Üben – was ist das eigentlich?

Perfekte Snacks in den Übe-Pausen

Jeder weiß um die Wichtigkeit, Pausen während des Übens möglichst aktiv zu gestalten. Im besten Fall bleiben wir ganz in der Musik und hören uns Versionen des zu übenden Stücks an. Mindestens genauso inspirierend kann es allerdings sein, sich neue Anregungen und Ideen fürs eigene Üben aus Büchern zu holen. Francis Schneiders Publikation „Üben – was ist das eigentlich?“ eignet sich hierfür perfekt. Die Kapitel fassen die Essenz der jeweiligen Themen meist auf ein bis zwei Seiten zusammen. Ein perfekter Snack für die kurzen Pausen zwischen unseren Übe-Einheiten. Die so neu gewonnenen Erkenntnisse lassen sich dann gleich in die Tat umsetzen.

Zumal man das Buch auf zwei Arten lesen kann: Einmal, ganz klassischen, von vorne nach hinten. Aber dann auch im Stile eines Glossars. Über das Inhaltsverzeichnis lassen sich gezielt bestimmte Fragestellungen ansteuern. Möchte man beispielsweise Tipps zum Auswendigspielen oder dem Vernetzen von linker und rechter Gehirnhälfte beim Üben finden, schlagt man die entsprechenden Kapitel auf und lässt sich von dort aus, über die Links zu weiterführenden Kapiteln, durch Buch treiben.

Ausschnitt aus Francis Schneiders Buch - "Üben was ist das eigentlich?"
Am unteren Seitenrand befinden sich Links zu weiterführenden Kapiteln (Ausschnitt aus Francis Schneiders Buch „Üben – was ist das eigentlich?“)
Auszug aus Francis Schneiders Buch „Üben – was ist das eigentlich?“

Ein Nachschlagewerk für den Instrumentalunterricht

Besonders Instrumentallehrer*innen profitieren von zahlreichen, sehr konkreten Anregungen. Der Beziehung Lehrer*in – Schüler*in ist sogar ein ganzer Themenkomplex gewidmet. Neben Tipps zum richtigen Einstieg in neues Material finden sich dort auch Gedanken zum Umgang mit Eltern. Ein kleiner Motivationstest lässt mit ein paar wenigen Fragen zudem schnell herausfinden, welche Beweggründe Schüler*innen in die Musik treibt. Natürlich widmet sich Francis Schneider auch dem häufigsten Satz in Unterrichtsstunden: „Zu Hause konnte ich’s…“.

Fazit

Natürlich ist „Üben – was ist das eigentlich?“ bereits etwas in die Jahre gekommen ist (erstmaliges Erscheinen 1992 – mir liegt die 4. Auflage von 2013 vor). Das merkt man vor allem am Literaturverzeichnis, welches für meinen Geschmack gerne großzügiger ausfallen hätte können. So ist die im Buch beschriebene 20-Sekunden Regel durch eine aktuelle Studie von 2021 kürzlich aktualisiert worden (auf meinem Steady-Kanal findet ihr hierzu mehr). Nichtsdestotrotz finde ich es als Nachschlage- und Inspirationsquelle für das eigene Üben und Unterricht sehr wertvoll. Die vielen sehr konkreten Ausführungen geben ausreichenden Input, um das Üben möglichst kreativ und abwechslungsreich zu gestalten.

Auf einen Blick

Üben - was ist das eigentlich? Buch von Francis Schneider

Sprache: Deutsch
Verlag: Nepomuk Verlag (Breitkopf & Härtel)
Umfang: 120 Seiten
Für wen: Alle Musiker*innen
Sonstiges: Super Inspirations- und Nachschlageglossar mit vielen konkreten Tipps zum Üben und Unterrichten

Der Beitrag Buchtipp: Üben – was ist das eigentlich? erschien zuerst auf what is practice.

]]>
https://what-is-practice.de/buchtipp-ueben-was-ist-das-eigentlich/feed/ 0
Die besten Musik-Apps zum Noten lesen https://what-is-practice.de/die-besten-musik-apps-zum-noten-lesen/ https://what-is-practice.de/die-besten-musik-apps-zum-noten-lesen/#respond Mon, 11 Jul 2022 19:49:19 +0000 http://what-is-practice.de/?p=4825 Smartphones und Tablets ist aus dem Musikunterricht und dem Üben kaum mehr wegzudenken. Wir schauen uns die besten Apps zum Noten lesen an!

Der Beitrag Die besten Musik-Apps zum Noten lesen erschien zuerst auf what is practice.

]]>

Smartphones und Tablets sind aus dem Musikunterricht und dem persönlichen Üben kaum mehr wegzudenken. Sei es, um lediglich gedruckte Noten durch digitale zu ersetzen. Oder gleich, um zu Hause eigenständig die Fähigkeit Noten zu lesen zu verbessern. Welche Musik-App sich hierzu am besten eignet stelle ich dir in diesem Beitrag vor.

Im ersten Teil dieser Reihe habe ich bereits die besten Apps zur Gehörbildung auf dem Smartphone vorgestellt. In diesem Artikel stelle ich euch die besten vier Apps zum Noten lesen lernen vor.

Noten lesen lernen mit Smartphone-App

NinGenius Music (Games 4 Kids)

NinGenius kombiniert das Noten lesen lernen gleich mit dem Erwerb der richtigen Griffe (Tasten, Saiten) für das Instrument. Damit verbessert ihr durch die 4 Levels hinweg nicht nur eure Noten-lese-Fähigkeit, sondern trainiert gleich auch die Umsetzung auf dem Instrument mit. 

NinGenius Notenlese App

Pro

Gamification dank Highscore-Liste und Mehrspiel-Modus
eigene Übungen können erstellt werden

perfekt für Kinder

einmalige Investition von nur 2,99€ (für Piano)

Minus

Spiel nur in Englischer Sprache (h wird zu b)

Noten lesen 

Noten lesen ist das Projekt von Herr der Töne (alias Sebastian Mikolai). Ziel des Spiels ist es die Noten-lese-Geschwindigkeit zu verbessern. Pro Runde hat man 60 Sekunden Zeit, um so viele Noten wie möglich zu benennen. Beantworten lassen sich die Runden entweder mit dem eigenen Instrument oder als Quiz via Smartphone/Tablet.

Noten lesen App

Pro

Lösungen lassen sich mit jedem Instrument eingeben

Minus

aktuell nur für iOS

Rastergrafik
Newsletter High Five

Einmal im Monat verschicke ich einen Newsletter

Werde Teil der wachsenden Übe-Community und erfahre einmal im Monat fünf neue Übe-Tipps & wer der nächste spannende Podcast-Gast sein wird.

Weiter auf der nächsten Seite

Der Beitrag Die besten Musik-Apps zum Noten lesen erschien zuerst auf what is practice.

]]>
https://what-is-practice.de/die-besten-musik-apps-zum-noten-lesen/feed/ 0
Top 5 Ear-Training Apps fürs Smartphone https://what-is-practice.de/top-5-ear-training-apps-fuers-smartphone/ https://what-is-practice.de/top-5-ear-training-apps-fuers-smartphone/#respond Thu, 21 Apr 2022 17:39:04 +0000 http://what-is-practice.de/?p=4519 Wie lässt sich die Zeit am Smartphone möglichst effektiv nutzen? Wir zeigen die Top 5 Ear-Training Apps für das Smartphone.

Der Beitrag Top 5 Ear-Training Apps fürs Smartphone erschien zuerst auf what is practice.

]]>

Das Ohr ist die Schnittstelle zwischen unserer eigenen, inneren und der äußeren Klangwelt. Neben den Fertigkeiten am Instrument ist vor allen Dingen dieses Thema, gerade im Jazz und in der improvisierten Musik, von zentraler Bedeutung. Kein Wunder also, dass Gehörbildung (Ear Training) für so viel Verunsicherung sorgt. Diese Liste mit den Top 5 Ear-Training Apps für das Smartphone soll hier ein wenig Abhilfe schaffen.

Gehörbildung sorgt gerade zu Beginn für Bedenken: Fortschritte stellen sich nur langsam ein und die Fähigkeit gut zu hören ist wohl, wie keine andere, von unserer Tagesform abhängig. Wie gesagt, Frust ist also vorprogrammiert. Je regelmäßiger wir jedoch Hören bewusst in unsere Übe-Routine einbauen, desto besser.

Dabei geht es gar nicht zwangsläufig darum, eine weitere Tätigkeit auf unseren Übe-Stundenplan hinzuzufügen. Gute Gehörbildung zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie auch musikalisch sein kann. Sie geht also über das bloße Wiedererkennen von Intervallen und das Unterscheiden von Dur und Moll hinaus.

Mir hat es während des Studiums großen Spaß gemacht regelmäßig eine neue Transkription anzufangen. Denn, in der Gehörbildung konnte man auch mal eine Basslinie transkribieren, ohne sich anschließend fragen zu müssen, wie man diese (in meinem Fall) auf der Trompete spielt. Umgekehrt hieß dies allerdings auch, dass ohne Zuhilfenahme des Instruments, man auf die richtigen Töne kommen musste.

Das Geheimnis: Hören im Kontext

Unter Hören im Kontext versteht man die spezifische Qualität eines einzelnen Tons über einem bestimmten Akkord in Zusammenhang mit seiner Funktion dort. Man bezeichnet dies daher oft auch als funktionale Gehörbildung. Eine große None über einem Moll-Dreiklang erzeugt eine ganz andere Spannung als eine kleine Septime zum Beispiel. 

Allen Menschen mit relativem Gehör (im Gegensatz zum absoluten Gehör) hilft diese Art des Hörens eine Melodie nur mit der Information der richtigen Tonart aufzuschreiben. Im Band-Kontext, beispielsweise in der Improvisation, lassen sich so blitzschnell Phrasen seiner Vorgänger*innen kopieren und nachspielen.

Über die letzten Jahre habe ich (neben dem klassischen Üben: singen (!) und Kontrolle am Klavier) auch immer wieder eine Apps für das Smartphone ausprobiert. Meine persönliche Top 5 möchte ich Euch hier vorstellen:

#1 Ear Master

(Apple + Android + Desktop)

Earmaster Gehörbildung

Pro

Umfassende App (inkl. Rhythmus-Training, Melodie-Diktate)

Aktives Singen zur Antwort-Eingabe möglich

Für Smartphone, Tablet und Desktop verfügbar

Abo-Version (günstige Jahresversion kostet trotzdem noch 36€ p.a.)


#2 Harmony Cloud

(Apple only)

Harmony Cloud Gehörbildung

Pro

Nach dem Konzept „Melodic Progression“ von Stefon Harris (meine Interview-Gästin Mareike Wiening hat hier ganz begeistert davon erzählt)

Stufenhaft aufgebaut

Aktuell nur für Apple Geräte verfügbar

Rastergrafik

Wie übe ich eigentlich smart?

Es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun.“ – Das wusste auch schon der gute Goethe.

Diese kostenlose Schritt-für-Schritt-Anleitung hilft dir deine Ziele auf dem Instrument smart zu erreichen. Dazu einfach Name und Email-Adresse angeben und schon landet das PDF in deinem Postfach.


#3 Perfect Ear

(Apple + Android)

Perfect Ear Gehörbildung

Pro

Theorie-Teil vorhanden (gut für Anfänger)

Aktives singen als Antwortmöglichkeit

Akkord-Training vorhanden

nur vergleichendes Hören möglich

Komplettversion für circa 8€


#4 Meludia

(Apple + Android)

Meludia Gehörbildung

Pro

Hoher Game-Faktor (und damit Suchtpotential)

trainiert melodisches Gedächtnis (funktionales Hören)

weiterführende Inhalte müssen in der App kostenpflichtig freigeschaltet werden (ging bei meinem Test mit iOS 15 nicht)


#5 Functional Ear Trainer

(Apple + Android)

Functional Ear Trainer - Gehörbildung

Pro

„Vertiefen“-Funktion erlaubt weitergehendes Training (Hören von mehr als 1 Ton)

Der Beitrag Top 5 Ear-Training Apps fürs Smartphone erschien zuerst auf what is practice.

]]>
https://what-is-practice.de/top-5-ear-training-apps-fuers-smartphone/feed/ 0
10 Tipps zum Üben https://what-is-practice.de/10-tipps-zum-ueben/ https://what-is-practice.de/10-tipps-zum-ueben/#respond Sun, 05 Dec 2021 21:28:47 +0000 http://what-is-practice.de/?p=4033 10 Tipps zum Üben Ein Leitfaden zur bestmöglichen Verbesserung im Übe-Zimmer (für alle Instrumente) Read in English. Ein Gastbeitrag von Alex Knutrud. Seit längerer Zeit bitten mich meine Student*innen, meine Lehrphilosophie in kleine Aufzählungspunkte und individuelle Ideen zu zusammenzufassen, die sie dann direkt mit in den Übungsraum nehmen können. Ich bin mir sehr sicher, dass… Weiterlesen »10 Tipps zum Üben

Der Beitrag 10 Tipps zum Üben erschien zuerst auf what is practice.

]]>
10 Tipps zum Üben

Ein Leitfaden zur bestmöglichen Verbesserung im Übe-Zimmer (für alle Instrumente)

Ein Gastbeitrag von Alex Knutrud.

Alex Knutrud (Tromboneguide)

Seit längerer Zeit bitten mich meine Student*innen, meine Lehrphilosophie in kleine Aufzählungspunkte und individuelle Ideen zu zusammenzufassen, die sie dann direkt mit in den Übungsraum nehmen können. Ich bin mir sehr sicher, dass Unterrichtsanweisungen einer Lehrer*in motivierend sein können. Allerdings wenn Schüler*innen diese nicht im eigenen Alltag praktisch anwenden, sind sie nicht besonders wertvoll.

Jeder sagt, man sei sein eigener, bester Lehrer. Auch ich glaube das. Aber als seine eigene Lehrer*in besteht die Aufgabe darin, sich ständig zu hinterfragen und zu analysieren, wie man sich selbst am besten unterrichten könnte.

Das ist das Schöne an diesen 10 Punkten. Sie sind die komprimierte Essenz, die ich versuche, jedem meiner Schüler*innen ständig zu vermitteln.

Nicht jeder Punkt kommt bei jedem gleich gut an. Aber das sind die 10 Punkte, die mir am meisten geholfen haben. Ich habe sie im Laufe der Jahre geändert, aber in der Analyse meiner derzeitigen Praxis war dies das Hilfreichste.

(Photo von Toby Oft)

Tipp #1 – Der Unterschied zwischen Motivation, Inspiration & Disziplin

Motivation ist weniger wichtig, als wir denken. Sie vergeht bei jedem von uns von Zeit zu Zeit. Versuche besser inspiriert (bspw. durch andere, durch Musik o.ä.) zu bleiben und strebe nach Verbesserung. Nutze die Macht (Disziplin) der Gewohnheit als eine ernstzunehmende Energiequelle, während du jeden Tag dir kleine Erfolge erarbeitest.

Tipp #2 – Der Wert einer fixen Planungszeit

Wähle eine bestimmte Uhrzeit während der Woche, die nur deiner Planung dienen soll. Meine ist jeden Sonntag Abend – für etwa dreißig Minuten. Genieße einen heißen Tee, und viel Ruhe, während du deine Woche planst. Schreibe die Dinge nieder und sei dabei genau. Stell dir vor, dies sei eine Mischung aus Tagebuch und Checkliste. Wenn du dies jede Woche tust, wird deine Zeit in der Übe-Kabine fokussierter sein.

Tipp #3 – Die 4er-Regel

Jedes Mal, wenn du etwas übst, und sei es nur eine einzelne Note, spiele sie vier Mal.

Das erste Mal, um zu sehen, wo du stehst. Das zweite Mal um zu experimentieren / Dinge zum besseren zu ändern. Die anderen beide Male um das gerade Erlernte zu verfestigen. Diese Vorgehensweise wird dir helfen dich schnell zu verbessern.

Tipp #4 – Das richtige Werkzeug

Werkzeuge sind wichtig, wenn man sie richtig einsetzt. Ein Hammer nützt wenig, wenn man eine Schraube in der Hand hält. Übertragen auf die Übe-Kabine heißt das:

Ein Metronom oder ein Stimmgerät nützen wenig, solange du sie nicht aktiv zum Üben nutzt. Auch andere Hilfsmittel können von Vorteil sein. Aber auch hier gilt: Nutze sie in Maßen und mit Bedacht.

Tipp #5 – Die 67-Tage-Regel

Man sagt, es brauche 67 Tage um eine neue Gewohnheit zu formen. Davor kämpft dein Körper noch mit der Umstellung.

Egal wie bewusst und gewissenhaft du vorgehst, dein Körper braucht Zeit, um sich an Veränderungen zu gewöhnen. Wissenschaftler gehen von circa 67 Tagen aus.1,2 Sei am Anfang geduldig mit dir selbst und schau mal, welche äußeren Reize (Personen, Dinge etc.) dir bei deiner neuen Gewohnheit helfen können.

Rastergrafik
Newsletter-Grafik

Werde Teil der kleinen Newsletter-Community und erfahre einmal im Monat neue Übe-Tipps & wer der nächste spannende Podcast-Gast sein wird.


Der Beitrag 10 Tipps zum Üben erschien zuerst auf what is practice.

]]>
https://what-is-practice.de/10-tipps-zum-ueben/feed/ 0
Motivation: „Fähig ist, wer viel dazulernt“ https://what-is-practice.de/faehig-ist-wer-viel-dazulernt/ https://what-is-practice.de/faehig-ist-wer-viel-dazulernt/#respond Tue, 09 Mar 2021 20:46:00 +0000 http://what-is-practice.de/?p=3297 Wie schaffen wir es langfristig motiviert zu bleiben? Worin unterscheiden sich Erfolgsmotivierte von Misserfolgsmotivierten Menschen?

Der Beitrag Motivation: „Fähig ist, wer viel dazulernt“ erschien zuerst auf what is practice.

]]>
Wie wir langfristig motivierter werden

Inhalt.

  1. Das Motivationsdilemma – und was dieser Artikel will
  2. Den inneren Schweinehund überwinden – oder die Angst vorm Scheitern
  3. Was die Wissenschaft sagt
  4. Huhn oder Ei
  5. Vom Finden des richtigen „Gegners“
  6. Gesetz von Ursache und Wirkung
  7. Fähig ist wer viel dazu lernt – Letzter Akt in drei Teilen
  8. Zum Abschluss

Warum können wir Menschen eigentlich nicht ständig top motiviert sein? Diese Frage dürfte sich wohl bereits ein jeder von uns gestellt haben, der für eine Klassenarbeit, ein Referat oder nur für einen Test lernen musste. Kurzum: Wahrscheinlich alle.

Das Problem beim „ständig-top-motiviert-sein“ ist allerdings, dass wir all unsere Ziele plötzlich gleichzeitig erledigen wollen. Also während wir Kaffee-trinkend beim Frühstück sitzen und im Hintergrund die Radio-Nachrichten hören, lesen wir uns Rezepte für das Mittagessen durch, besprechen parallel dazu mit unserem Partner*in den Ausflug fürs Wochenende und planen im Kopf bereits die nächste Unterrichtsstunde für einen neuen Schüler am Ende des Monats. Niemand würde dieses Grundrauschen im Kopf wohl auf Dauer aushalten. Unser Körper muss also priorisieren und abwägen, für welche Ziele wir uns sofort motivieren sollten und welche wir noch etwas hintanstellen könnten. 

Das Motivationsdilemma – Und was dieser Artikel will

Das Dilemma der Motivation ist dabei, dass sich der Lohn unserer Arbeit – wenn überhaupt – erst später einstellen wird, während Anstrengung und Verzicht sofort erfolgen müssen. Es gilt also, den eigenen Geist so zu „manipulieren“, dass wir unsere Motivation langfristig am Leben halten können und nicht entmutigt, auf halber Strecke, unsere Ziele fallen lassen.

Allerdings so individuell unser aller Leben ist, so individuell fallen selbstverständlich auch Lösungen für unsere ganz eigenen, großen und kleinen, Motivationskrisen aus. Dieser Artikel versucht dem indes nicht markige Kalendersprüche à la #getmotivated entgegenzusetzen, sondern Empirie und aufbereitetes psychologisches Fachwissen. Am Ende kann jedoch immer nur das „In-Sich-Hineinhorchen“ eines jeden Einzelnen stehen, um das zu finden, was einen wirklich antreibt. Ein paar Tricks dahin, kann ich hingegen schon verraten.

Auf meinen Instagram-Kanal habe ich für diesen Artikel eine kleine Umfrage gestartet.

Wie leicht fällt es Euch gerade den inneren Schweinehund zum Üben zu überreden?

    

Den inneren Schweinehund überwinden – oder die Angst vorm Scheitern

Die Frage warum wir uns für manche Aufgaben sehr leicht motivieren können und es uns bei anderen so unsagbar schwer fällt, beschäftigt wohl Künstler*innen seit jeher. Der amerikanische Autor und ehemalige Marine-Soldat, Steven Pressfield, formulierte in seinem Buch „The War of Art dazu die These der „Resistance“. Die Grundidee dabei: Je wichtiger uns eine Aufgabe ist, desto größer unser Widerstand („Resistance“) ihr gegenüber. An einer Vielzahl von Beispielen versucht er diese These daraufhin zu untermauern. So führt er beispielsweise die amerikanische Talkshow „Inside the Actors Studio“ an, in der Host James Lipton regelmäßig seine Schauspieler-Gäste fragt, warum sie bestimmte Rollen annehmen. Nach Pressfields Auswertung der Gespräche scheint sehr häufig Angst als Hauptmotivation gedient zu haben.

Lässt sich in der Konsequenz also die These aufstellen, dass der innere Schweinehund nur durch die Angst vor dem Scheitern überwunden werden kann?

Was die Wissenschaft sagt

Die Psychologie unterscheidet zwischen Erfolgsmotivierten (HE) und Misserfolgsmotivierten Menschen (FM).

Während die erste Gruppe dabei Ziele bevorzugt, die den früheren Leistungsstand leicht überschreiten, lässt sich bei den Misserfolgsmotivierten Menschen eine Teilung in zwei Untergruppen beobachten: Diejenigen, die sich unrealistisch hohe und diejenigen, die sich dagegen unrealistisch niedrige Ziele setzen. An dieser Stelle ist gleichwohl anzumerken, dass beide Motivtendenzen (korrelationsstatistisch) unabhängig voneinander sind. Dies führt dazu, dass es sowohl Personen gibt, deren Verhalten durch das Streben nach Erfolg, als auch durch die Vermeidung von Misserfolg geprägt ist.

Wahrscheinlich würden wir die von Steven Pressfield ausgewerteten Schauspieler-Interviews (die, getrieben von ihrer Angst zu scheitern) daraufhin, zumindest in diesem Aspekt, der Gruppe der Misserfolgsmotivierten Menschen zuordnen.

Das Wissen um diese beiden verschiedenen Gruppen alleine hilft uns jedoch noch nicht weiter. Erst wenn wir uns die Gründe ansehen, wie wir Erfolg oder Misserfolg erklären, kommen wir unserer Motivation etwas näher.

Wie hat sich Eure Übequalität in den letzten Monaten verändert?

Huhn oder Ei

Wir wissen nun, dass sich Erfolgsmotivierte und Misserfolgsmotivierte Menschen im Formulieren ihrer Ziele unterscheiden. Gemäß dem Prinzip von Ursache und Wirkung entsteht so ein Kreislauf aus Zielsetzung, Ursachenzuschreibung (je nach Erfolg oder Misserfolg), Selbstbewertung und einem Resultat für unser Verhalten (entweder ein Meiden von Leistungssituationen oder ihr Aufsuchen).

Kreislauf von Misserfolgsmotivation
Kreislauf von Erfolgsmotivation

Der erste Schritt hieraus kann also nur an seinem Ursprung liegen: der (realistischen) Zielsetzung. Hierzu bedarf es natürlich neben einer genauen Vorstellung, was wir erreichen möchten, auch einer exakten Bestimmung unseres Status-Quos. 

Vom Finden des richtigen „Gegners“

Vor ein paar Jahren löste die Netflix-Serie „Das Damengambit“ einen echten Schach-Boom in Europa aus. Ausverkaufte Schachbretter und eine immens hohe Download-Zahl an Schach-Apps verzeichneten die unterschiedlichen Anbieter. Seit dieser Zeit dürfte vielen blutigen Schach-Anfängern (mich eingeschlossen) beim Begriff „Elo-Zahl“ weniger Fragezeichen in die Augen schießen, als noch vor einem Jahr. Für alle anderen ein kurzer Exkurs: 

Mit der Elo-Zahl misst man die Spielstärke von Schachspielern. Bei Turnieren werden dann die Teilnehmer gemäß dieses Wertes kategorisiert und tragen Partien gegeneinander aus. Entsprechend realistisch ist die Zielsetzung den Gegner in den ersten Runden nocch schlagen zu können.

Für unsere Übemotivation folgt daraus, dass wir nicht nur unsere eigene Elo-Zahl kennen sollten, sondern auch die unserer Gegner (den Übungen) – um im Schach-Bild zu bleiben. Hierzu empfiehlt die Psychologie die sogenannte Zielsetzungstheorie nach Gary Latham und Edwin Locke. Beide Wissenschaftler formulierten in den 1990er Jahren die bekannte S.M.A.R.T. – Formel. Hierzu erschien im letzten Jahr bereits ein ausführlicher Beitrag auf diesem Blog, der an dieser Stelle nochmals verlinkt ist.

Rastergrafik
Übeplan Vorlage what is practice

Lade dir die Übeplan-Vorlage herunter

Die größte Herausforderung beim Üben ist es, sich auf bestimmte Aspekte zu fokussieren. Diese sinnvoll auszuwählen ist nicht immer leicht. Genau dabei hilft dir die what is practice Übeplan-Vorlage.

  • Definiere deine Ziele
  • Coaching-Tool zum Visualisieren deiner Stärken und Schwächen
  • Auswertungs-Vorlage, die dich beim Erreichen deiner Ziele unterstützt
  • Übe-Tipps

Gesetz von Ursache und Wirkung

Finden wir Übungen die unserer eigenen Elo-Zahl gleichkommen, ist das schon einmal ein vielversprechender Anfang. Die Aufgabe entspricht unserem aktuellen Kenntnisstand und ist somit für uns ein realistisches Ziel. Um nun zu vermeiden, dass wir in den Misserfolgskreislauf geraten, sollten wir vor allen Dingen unseren Wert als Person nicht mit dem Erfolg oder Misserfolg einer Aufgabe gleichsetzen.

Was heißt das?

Misserfolgsmotivierte Menschen erklären ausbleibende Erfolge oftmals mit mangelnder Begabung, wohingegen Erfolgsmotivierte Menschen zu wenig Anstrengung hierfür verantwortlich machen. Der Unterschied scheint subtil, hat aber enormen Einfluss auf unsere Motivation. Während Erfolgsmotivierte Menschen sich in Zukunft einfach mehr anstrengen werden, werden Misserfolgsmotivierte Menschen sich wieder Aufgaben suchen, die entweder viel zu leicht (hier werden sie sehr wahrscheinlich Erfolg haben), oder viel zu schwer (hier wäre ein Scheitern weniger schlimm) sind. 

Fähig ist wer viel dazu lernt – Letzter Akt in drei Teilen

Die Schlussfolgerung scheint nur logisch. Wenn wir es schaffen Misserfolgsmotivation in Erfolgsmotivation umzuwandeln kann es uns gelingen langfristig mehr Freude am Lernprozess zu haben und weiter engagiert unsere Ziele zu verfolgen. 

Der erste Schritt ist oben bereits beschrieben: Unsere Ziele müssen realistisch formuliert sein. Im zweiten Schritt müssen wir die Ursachen für unseren Erfolg oder Misserfolg genauesten hinterfragen. Wichtig ist dabei vor allen Dingen die richtige Bezugsgröße. Als Musiker*in vergleicht man sich oftmals mit seinen Vorbildern, mit Kolleg*innen, die einen selbst inspirieren. Und gewiss mag dieser Vergleich auch wichtig, richtig und im ausgewogenen Maß auch sehr motivierend sein. Der soziale Vergleich alleine, quasi als Dauerbezugsgröße, bewirkt allerdings das genaue Gegenteil. Es spiegeln sich hier lediglich Fähigkeitsunterschiede wider, die man in der Psychologie als „Leistungsdeterminanten“ bezeichnet. Sprich: Sie sind kurzfristig nicht wesentlich zu beeinflussen.

Besser ist es eine individuelle Bezugsnorm zu entwickeln: Ich bin fähig, weil ich viel dazulerne. Wir disziplinieren uns sozusagen selbst und entwickeln darüber hinaus realistischere Leistungserwartungen. Versagensängste und Scham machen Gefühlen wie Freude und Stolz über das Erreichen der eigenen Leistung Platz (Schritt drei).

Zum Abschluss.

Der Glaube an die eigene Lehrfähigkeit – TED TALK von Carol Dweck

Literaturverzeichnis / Endnoten

 Pressfield: The War of Art, S. 40.

Heckhausen (Hrsg.): Motivation und Handeln, 5. Auflage, S.171.

https://www.sueddeutsche.de/stil/schach-damengambit-boom-1.5181978 (letzter Zugriff: 10.03.2021)

Heckhausen, S. 206.

Heckhausen, S. 208.

Bak (Hrsg.): Lernen Motivation und Emotion. Allgemeine Psychologie II, 2019.

Der Beitrag Motivation: „Fähig ist, wer viel dazulernt“ erschien zuerst auf what is practice.

]]>
https://what-is-practice.de/faehig-ist-wer-viel-dazulernt/feed/ 0