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Meine erste Steuererklärung als Musiker (mit WISO)

Ein Selbstversuch

Sind wir ehrlich: Das Thema Steuererklärung trennt uns Selbstständige in zwei Gruppen von Menschen. Die einen, die Emsigen, sammeln das Jahr über fleißig Belege, führen exakt Buch über all ihre Einkünfte und Ausgaben und haben pünktlich zum Stichtag die Steuererklärung abgegeben. Wahrscheinlich haben sie einen von Philipp Schoofs Kursen besucht oder die Podcast-Folge „In der Sprechstunde“ mit ihm gehört.
Die andere Gruppe, die Bangen, schieben die Steuererklärung solange es geht auf, und hoffen Jahr für Jahr darauf, dass sich im Bekanntenkreis doch noch jemand findet, der sich als Expert*in entpuppt. Hand aufs Herz: Ich gehörte zur zweiten Gruppe. Doch damit sollte jetzt endlich Schluss sein.

Für 2022 habe ich mir vorgenommen die Steuererklärung erstmals ohne fremde Hilfe durchzuführen. Dank des Podcast gelang es mir auch gleich, professionelle Hilfe für dieses Vorhaben zu finden. Nach dem Interview mit Dr. Iris Fohr war ich zum Glück auch voller Hoffnung – mit der richtigen Vorbereitung schien das Großprojekt Steuererklärung machbar. Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail.

Der Teufel steckt im Detail

Wie alles begann

Meine ersten Gehversuche machte ich, wie von Iris Fohr empfohlen, mit dem kostenlosen Tool des Finanzamts ELSTER. Das ist, anders als das Image es vermuten lässt, recht gut und weitgehend selbsterklärend aufgebaut. Vor allem für angestellte Musiker*innen, die hauptsächlich mit der Anlage N arbeiten, ist es nach kurzer Einarbeitungszeit wirklich verständlich. Und dank YouTube findet man zu allen weniger klaren Angaben auch immer schnell die passende Lösung. Meistens inklusive Steuerspartipp. Ich empfehle an diese Stelle den Kanal „FinanzNerd“.

Playlist des YouTube-Kanals „Finanznerd“ zum Thema Steuererklärung mit ELSTER

Als Selbstständige folgt auf die Anlage N die Anlage S. Dort gibt es allerdings nur sehr wenige Dinge, die eingetragen werden müssen. Es geht vor allem darum, den Gewinn aus dem zurückliegenden Kalenderjahr dem Finanzamt mitzuteilen. Hier zahlt sich aus, wenn man das ganze Jahr über fleißig Belege gesammelt und im besten Fall seine Buchführung digitalisiert hat.

Als Tabellenfreund habe ich natürlich ein Rechnungsausgangsbuch, in dem ich das ganze Jahr über alle Buchungen eintrage. Das macht es nicht nur leichter später Rechnungen wiederzufinden, sondern man hat am Ende des Jahres auch einen Überblick über all seine Einkünfte. Eine gute Basis für die Steuererklärung.

Beim Rechnungseingang sieht es da schon etwas anders aus. Nicht nur, dass ich möglicherweise etwas nachlässig beim Digitalisieren der Belege bin. Sondern ich wusste auch bis vor kurzem nicht, in wie vielen Kategorien ELSTER die Betriebsausgaben unterteilt. Meine Tabelle war also (fast) nichts wert.

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Endgegner Anlage EÜR

Den Gewinn, der in der Anlage S eingetragen werden soll, ermittelt man, in dem alle Betriebsausgaben von den Betriebseinnahmen abzieht. Das Finanzamt möchte dabei natürlich wissen, wie ihr auf diese Zahl kommt. Hier kommt nun also die Anlage EÜR ins Spiel – die Einnahmen-Überschuss-Rechnung.

Während ich meine Betriebseinnahmen direkt aus meiner schönen Tabelle in die EÜR kopieren konnte, sah es bei den Ausgaben schon anders aus: Betriebsausgabenpauschale für bestimmte Berufsgruppen, Ausgaben für Waren, Rohstoffe und Hilfsstoffe einschließlich der Nebenkosten, bezogene Fremdleistungen usw. Von den Abschreibungen möchte ich gar nicht anfangen. Google musste her.

Natürlich sollte ich am besten direkt in ein Buchhaltungstool investieren. Da das nicht mein Ziel war, klickte ich mich schnell weiter und verstand nach und nach die Logik der verschiedenen Kategorien. Alles, was ich einkaufe, um meine Selbstständigkeit ausüben zu können sind sogenannte Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe. Es gibt eine spezielle Kategorie für Versicherungen und Raummieten (inkl. Nebenkosten etc.) und ganz wichtig: ich fand heraus, dass ich meine Fahrtkosten als Werbungskosten geltend machen kann. An dieser Stelle hätte ich ebenso gut meine Excel-Tabelle mit meinen Ausgaben um diese Kategorien ergänzen können und anschließend die Summen in die EÜR-Vorlage von ELSTER eintragen können. Dieser Artikel hätte allerdings seine Überschrift verfehlt, wenn ich mich nicht doch für den Kauf der bekannten Steuer-Software entschieden hätte.

Warum ich mir die WISO Steuer Software gekauft habe

WISO Steuer 2023 installieren
WISO Steuer 2023 installieren

Die zahlreichen Recherche Videos und Texte haben mich insofern beruhigen können, dass die Steuererklärung für Selbstständige zu den komplexeren Vorgängen gehört. Interview-Steuer-Softwares wie bspw. Taxfix oder Wundertax stoßen hier schnell an ihre Grenzen. Wirkliche Alternativen bieten die umfangreicheren Programme, wie WISO Steuer oder Smart Steuer. Besonders überzeugt hat mich am Ende die Möglichkeit, dass man seine Steuererklärung in WISO von einem unabhängigen Berater überprüfen lassen kann. Gerade als Neuling in Sachen Steuern eine super wertvolle Hilfe. Auch die vielen Hilfestellungen und Videos erklären gut die unterschiedlichen Angaben. Trotz allem fühlte ich mich während der ganzen Prozedur an den Eierlauf früherer Geburtstage erinnert. Eine falsche Bewegung – oder hier eine falsche Zahl. Bereut habe ich den Kauf dennoch nicht. Schon alleine, weil man im kommenden Jahr den Betrag wieder als Werbungskosten geltend machen kann. Gelernt habe ich obendrauf auch jede Menge.

Achso – abgeben konnte ich die Steuererklärung am Ende allerdings immer noch nicht. Ich warte natürlich noch auf die Abrechnung der Hausverwaltung…

Wer schreibt hier eigentlich..?

Patrick Hinsberger auf Treppe mit Trompete
Musiker | Podcast-Host | Blogger | + posts

Patrick Hinsberger studierte Jazz Trompete bei Matthieu Michel und Bert Joris und schloss sein Studium im Sommer 2020 an der Hochschule der Künste in Bern (Schweiz) ab.
Seit seiner Bachelor-Arbeit beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema musikalisches Üben und hostet seit 2021 den Interview-Podcast "Wie übt eigentlich..?"

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