Ping, tack, tack, tack. Ping, tack, tack, tack. Sobald Lehrer*innen im Unterricht das Metronom einschalten, lässt das bei so manchem Schüler oft den Puls in die Höhe schnellen. Offenbart dieses unscheinbare Gerät doch oft unsere Schwächen in den Übungen. Da sich diese Hassliebe wöchentlich im Unterricht manifestiert, verzichtet man lieber beim häuslichen Üben darauf es nutzen. Es reicht ja schon diese Schmach alle sieben Tage ertragen zu müssen. Allerdings lässt sich das ändern und dieser Artikel möchte vier spannende Wege zu mehr Übespass mit dem Metronom vorstellen.
Wenngleich, wie bei so vielen Dingen, es auch beim Thema rhythmische Präzision keine „Abkürzung“ gibt, so hat die Forschung in den letzten Jahre doch ein paar sehr effiziente Übetipps bereitgestellt. Mehr dazu ganz am Ende des Beitrags.
Was ist wichtiger? Richtige Töne oder richtiger Rhythmus?
Diese vermeintlich so trivial klingende Frage soll uns heute als kleiner Einstieg dienen. In einer Masterclass an der North Texas State University im Frühjahr 1984 gibt der Saxophonist Michael Brecker die passende Antwort (ab 05:12min).
Nummer #1 – Der Klassiker
Der häufigste Weg das Metronom einzusetzen ist sicherlich das gewünschte Tempo als Viertel-Puls einzustellen. Wie man an der Übung unten sieht, überlagern sich die Viertel aus der Übung mit den Metronomschlägen 1,2,3 und 4 (Der Einfachheit wegen belassen wir es in diesem Artikel beim 4/4 Takt und werden nicht gesondert auf Odd-Meter, wie 3/4, 5/4 oder 7/4 eingehen).
Nummer #2 – Der „Halbe“ Klassiker
Da in schnelleren Tempi ein Klick auf alle vier Schläge sehr schnell nervtötend sein kann, geht man oftmals hin und halbiert das angezeigte Tempo und erhält somit ein Halftime-Metronom. Der Klick kommt nun immer auf die Zählzeiten 1 und 3. Für Jazz und populärere Musik nutzt man häufig auch die Variante, dass das Metronom auf die Zählzeiten 2 und 4 kommt (Version 2).
Version 1:
Version 2:
Sollte dies immer noch zu schnell sein, kann man natürlich auch hingehen und das Metronom jeweils nur auf die erste Zählzeit des Taktes erklingen lassen (Ganztakt-Metronom). Aber auch in eher moderaten und mittelschnellen Tempi kann es durchaus Sinn machen ein Halftime oder Ganztakt-Metronom zu nutzen. Je mehr rhythmische Verantwortung in der Übung bei uns liegt, desto schwieriger ist die Ausführung. Vereinfacht könnte man auch sagen, umso seltener das Metronom klickt, umso mehr müssen wir innerlich mitzählen (/mitfühlen / unserem inneren Puls lernen zu vertrauen). Aber schließlich ist genau das unser Ziel: Wir wollen unseren eigenen inneren Puls stärken und nicht sklavisch einem externen Gerät (dem Metronom) folgen.
Nummer #3 – Der Spass beginnt: „Offbeat“
Viele von Euch werden sicher die ersten drei Varianten bereits gekannt habe. Schwieriger wird es nun allerdings, wenn man sich den Klick nicht mehr als Downbeat (also als Schlag 1,2,3 oder 4 ) vorstellt, sondern ihn als Offbeat umdeutet. Das Metronom kommt nun immer genau auf eine „Und“ (Hier als „+“-Zeichen symbolisiert).
Version 1:
Version 2:
Version 3:
Wie sollte man nun an diese Übungen herangehen?
Oftmals versucht man sich rhythmisch schwierige Passagen in einem Stück durch Zählen zu erschließen. Dem ist auch erstmal nichts entgegenzusetzen. Problematisch wird es allerdings, wenn man nun denkt, dass die Musik einer mathematischen Abfolge gleicht. Bereits effizienter lernen wir, wenn es uns gelingt eine rhythmische Passage zu klatschen, da hier bereits erste Muskeln aktiv werden.
Noch besser ist allerdings die Verbindung von Rhythmus und Sprache. Während in einfachen Zahlen noch kein natürlicher Rhythmus steck, so hat unsere Sprache sehr wohl einen. Man denke nur an die Verslehrer aus der Schulzeit: Jambus – unbetont – betont oder sein Gegenstück Trochäus. Häufiger verwendet man allerdings im musikalischen Kontext künstliche Silben, wie das folgende Beispiel zeigt.
Die Idee hinter dieser Methode ist, dass sich jeder rhythmischen Einheit in einem Takt eine Silbe zuordnen lässt (Viertelnoten: ta // Achtelnoten: ta – ka ; usw.). Selbstverständlich kann dieses kleine Notenbeispiel nur einen kleinen Einblick geben. Der Effekt, der sich einstellt, wenn man gezielt einzelne Takte vorab so übt, ist allerdings immens groß. Probiert es also mal aus!
Geheimtipp zum Schluss
Für alle die beim Üben zum Metronom ein wenig Abwechslung suchen und sich wünschen würden, einen Schlagzeuger zum Freund zu haben, denen sei an dieser Stelle die App „drumgenius“ empfohlen. In den über 400 Schlagzeug-Grooves aufgeteilt in mehreren Kategorieren (Swing, Odd-Meter, Ballade, Funk, Pop, Rock etc.) findet sich eigentlich immer das passende.
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Wer schreibt hier eigentlich..?
Patrick Hinsberger studierte Jazz Trompete bei Matthieu Michel und Bert Joris und schloss sein Studium im Sommer 2020 an der Hochschule der Künste in Bern (Schweiz) ab.
Seit seiner Bachelor-Arbeit beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema musikalisches Üben und hostet seit 2021 den Interview-Podcast "Wie übt eigentlich..?"