Zum Inhalt springen

Buchtipp: Alles Kopfsache?

Alles Kopfsache? Joachim J.K. Kunze

Wenn man sich aus Schüler*innen-Perspektive fragt, was wohl die wichtigsten Eigenschaften eines guten Lehrers sind, so stechen neben der fachlichen Kompetenz gewiss gleichermaßen die Fähigkeit zu Motivieren und Begeistern heraus. Jemand, der in seinen Schüler*innen „ein Feuer entfachen“ kann. Möglicherweise lässt sich der Dreiklang aus fachlicher Kompetenz, Motivations- & Begeisterungsfähigkeit noch um eine weitere, wichtige Eigenschaft ergänzen: die Fähigkeit aus eigenen, instrumentalen Rückschlägen gestärkt weitermachen zu können. Wenn man so möchte eine Art musikalische Resilienz. Letzteres charakterisiert gewiss auch Joachim J.K. Kunze und die Erfahrungen die er in seinem Buch Alles Kopfsache? beschreibt.

Über den Autor

Joachim J.K. Kunze studierte Instrumentalpädagogik bei Malte Burba in Mainz. Trotz dieser klassischen Ausbildung spielte er bereits seit seiner Studienzeit in verschiedenen Bigbands und Jazz-Formationen in der Rhein-Main-Region. Seine eigenen Erfahrungen am Instrument sowie als Pädagoge inspirierten ihn, wie dem Vorwort zu entnehmen ist, zu Alles Kopfsache?.
Daneben erschienen drei weitere methodische Bücher zur Verbesserung des Trompetenspiels, sowie eine Anfänger-Schule.

Mehr zum Autor: www.jo-kunze.de

Alles Kopfsache?

Die knapp fünfzig Seiten des Bandes teilen sich im Wesentlichen in zwei Kapitel auf: Motorik und Psyche. Dazu gibt es noch ein kleines Glossar (fünf Seiten) am Ende.

Die wahrscheinlich größte Schwäche des Buches nimmt Kunze gleich zu Beginn selbst vorneweg: Seine Notizen verstehen sich nicht als eine konkrete Übemethode oder gar eine wissenschaftliche Abhandlung, sondern schildern einzig und alleine seine persönlichen Erfahrungen in diesen beiden Themenbereichen. 

Dies ist insofern schade, da viele der beschriebenen Gedanken Lust auf tiefergehende Informationen machen. So zum Beispiel seine Unterscheidung zwischen natürlichem Lernen und der Programmierung des prozeduralen Gedächtnisses.

„Wenn wir uns in dieser Hinsicht verbessern wollen, also über unseren natürlichen Bewegungsablauf, den wir nur durch Anschauen und Nachahmen erlernt haben, hinauswollen, dann funktioniert das nur durch bewusstes Programmieren des prozeduralen Gedächtnisses zu einem effizienteren Bewegungsablauf.“

(Joachim J.K. Kunze, Alles Kopfsache? – Seite 19)

Die Schwerpunkte, die er allerdings setzt, wie beispielsweise Analogien aus dem Sport suchen, lassen dem Leser*in so jedoch viel Raum zur eigenen Umsetzung. Eine Einladung zum Machen eigener Erfahrungen und zum Experimentieren. Dies ist sicherlich die größte Stärke von Kunzes Buch.

Einen ähnlichen pädagogischen Ansatz verfolgte auch Steffen Weber. Er berichtete hiervon im Podcast „Wie übt eigentlich..?

Wie übt eigentlich Steffen Weber?

Dem Umfang angemessen umreißt er die Themen motorisches Lernen und die Zusammenhänge von Psyche und Lernen. Als Leser*in gewinnt man einen ersten, allgemeinen Einblick, der einem Fachliteratur definitiv wesentlich leichter zugänglicher macht.

Konsequent kontextualisiert Kunze seine eigenen Erfahrungen und beschreibt Situationen, die wohl den meisten Holz- & Blechbläser*innen so oder so ähnlich bereits mehrfach widerfahren sein dürften. Besonders die Macht unserer „inneren Stimme“ beschreibt er sehr treffend. Es scheint, dass durch die unmittelbare Nähe zum Instrument es gerade für Bläser*innen wichtig ist, auch regelmäßig an mentaler Stärke zu arbeiten.

Darüber hinaus fallen als Blechbläser auch die Einflüsse Malte Burbas in seiner Ausführungen auf. Der Band lässt sich so auch als kleine „Einführung“ in diese Methodik lesen. 

*Partner-Link zu Amazon. Ich bekomme eine kleine Provision, wenn Ihr das Buch über diesen Link bestellt. Am Preis für Euch ändert sich dadurch nichts.

Auf einen Blick:

Sprache: Deutsch
Verlag: DVO-Verlag
Umfang: 48 Seiten
Für wen: Holz- & Blechbläser*innen
Sonstiges: Kompakter Start in ein sehr komplexes Themenfeld. Perfekt als Einstiegsliteratur.

Wer schreibt hier eigentlich..?

Musiker | Podcast-Host | Blogger | + posts

Patrick Hinsberger studierte Jazz Trompete bei Matthieu Michel und Bert Joris und schloss sein Studium im Sommer 2020 an der Hochschule der Künste in Bern (Schweiz) ab.
Seit seiner Bachelor-Arbeit beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema musikalisches Üben und hostet seit 2021 den Interview-Podcast "Wie übt eigentlich..?"

Was denkst du davon?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert