Der ultimative Guide: So erstellst du deinen realistischen Übeplan für Musiker:innen | what is practice
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Der ultimative Guide: So erstellst du deinen realistischen Übeplan für Musiker:innen

Du willst einen Übeplan erstellen, der zu deinem Alltag passt und dich wirklich weiterbringt?

In diesem Artikel zeige ich dir, wie du mit der Übeplan-Vorlage arbeitest, was du bei der Planung beachten musst – und wie dir mein 20-Fragen-Fragebogen hilft, deine musikalischen Ziele optimal zu erreichen. Egal ob Anfänger*in oder Profi.

Am Ende weißt du:

  • Was du üben solltest,
  • wie du deinen Fortschritt messen kannst, und
  • wie du auch bei Rückschlägen dranbleibst.
Rastergrafik

Warum überhaupt einen Übeplan erstellen?

Ein Übeplan bringt dir:

  • Struktur in deinen Alltag
  • klare kurzfristige und langfristige Ziele
  • mehr Motivation, weil du Fortschritte siehst
  • Flexibilität, weil du spontan anpassen kannst

Er hilft dir, dein Instrument nicht nur „irgendwie“ zu üben, sondern mit System – und das macht am Ende den Unterschied.

Mehr wissenschaftliche Hintergründe findest du hier:

👉 Penelope-Effekt: Warum zu viel Üben schadet

👉 Pomodoro-Technik beim Üben nutzen


Schritt-für-Schritt: Deinen Übeplan erstellen

1. Realistische Planung & Zeitrahmen festlegen

Frage dich:

  • Wie viel Zeit habe ich täglich/wöchentlich?
  • Wann bin ich am aufnahmefähigsten?

Tipp: Plane lieber kürzere, regelmäßige Sessions als lange Marathons. Die Forschung empfiehlt: ca. 10–20 Minuten Üben + 2 Minuten Pause, maximal 5–6 Wiederholungen pro Tag.

Inspiration:

👉 Wie du deine tägliche Übe-Routine aufbaust

2. Kurzfristige und langfristige Ziele setzen

Es ist wichtig zwischen kurzfristigen und langfristigen Zielen zu unterscheiden.

  • Kurzfristige Ziele: Etüde XY sauber spielen, Improvisationsidee ausprobieren
  • Langfristige Ziele: neues Repertoire, Vorbereitung auf Auftritt, neue Technik meistern


🌟 SMART-Ziele: Was ist das & warum funktioniert es?

SMART-Ziele sind Ziele, die spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert sind.

Beispiel: „Ich übe diese Woche 4-mal 20 Minuten Etüde XY bei 60 bpm, um alle Töne sauber zu spielen.“

Das funktioniert, weil SMART-Ziele dir klare Orientierung geben, Fortschritte sichtbar machen und dir helfen, dranzubleiben — vor allem, wenn Motivation und Zeit mal knapp sind. Statt „Ich will besser werden“ sagst du konkret, was, wie, wann und woran du arbeitest.

Schreibe dir diese Ziele unbedingt auf – z. B. direkt in der Übeplan-Vorlage.

👉 Wie geht SMART-Üben?

3. Übezeit strukturieren

Es ist nicht nur wichtig seine Methoden zum Erarbeiten von Stücken zu variieren, sondern auch die Übezeit sollte abwechslungsreich gestaltet sein. Eine universelle Blaupause kann man nicht geben – zu verschieden sind unsere Ziele und unser aktueller Stand. Aber zum Beispiel könntest du dir deine Übezeit so einteilen:

  • 30% Technik
  • 30% Repertoire
  • 20% Gehör & Theorie
  • 20% Kreativität / Spaß / Improvisation

Mehr Inspiration:
👉 So geht Üben im Flow
👉 Mentales Üben: Wie geht das?
👉 Fehlermanagement: Aus Fehlern lernen


Der 20-Fragen-Katalog: Dein Schlüssel zu einem persönlichen Übeplan

👉 Download hier: Übeplan-Vorlage mit Fragen

Beispiele:

  • „In welchen technischen Bereichen fühlst du dich aktuell besonders sicher oder unsicher?“
  • „Wie gut kannst du Noten „vom Blatt“ spielen (Sight Reading)? Gibt es Schwierigkeiten mit komplexeren Rhythmen, Takt- oder Tonarten?“
  • „Wie gut ist dein Übe-Alltag organisiert? Weißt du genau, was du heute üben willst, oder übst du eher spontan?“
  • „Wie ist dein Mindset beim Üben: Bist du motiviert, fokussiert oder eher frustriert/unruhig?“
  • „Wie vernetzt fühlst du dich musikalisch – online oder lokal? Gibt es Austausch mit anderen Musiker:innen?“

Arbeite alle 20 Fragen durch, markiere deine Prioritäten und übertrage sie in die 8 Felder des Fokusrads. So füllst du deinen Plan mit echtem Inhalt, nicht nur guter Absicht.


Fortschritte messen & dokumentieren

  • Mache regelmäßige Selbstbewertungen (Skala 1–5)
  • Nutze Audio-/Videoaufnahmen
  • Schreibe kurze Notizen: Was lief gut? Wo hakt es?

Umgang mit Rückschlägen & Motivationsverlust

Das passiert jedem, auch den Profis. Der Solo-Trompeter Simon Höfele hat mir im Interview erzählt, dass er sich selbst als „König darin“ bezeichnet, sich fertigzumachen, wenn es mal nicht läuft. Er hat sogar beschrieben, wie er sich vorstellt, „alle Instrumente aus dem Fenster zu werfen“ – natürlich mit einem Augenzwinkern. Aber wie geht man nun mit Rückschlägen um?

Seine Strategie gegen diese negativen Gedanken und Rückschläge ist, Druck aus der Situation zu nehmen:

  • Pause machen,
  • ein Glas Wasser trinken,
  • und vor allem: nicht einfach weitermachen und hoffen, dass es dann schon besser wird.

Stattdessen geht er bewusst zu den Grundlagen zurück, also zu Basic-Übungen wie Gymnastik, Atemübungen, langen Tönen, Mundstückübungen oder sogar Singen der Stellen, um sich wieder zu erden. Er betont:

👉 Wie gehst du mit negativen Gedanken um?

„Es muss nicht jeden Tag fantastisch laufen.“

Simon Höfele

Weitere Tipps könnten sein.

  • Erinnere dich an deine Ziele (kurzfristig + langfristig)
  • Variiere dein Üben, um wieder Spaß reinzubringen
  • Tausche dich mit anderen Musiker:innen aus

Wer schreibt hier eigentlich..?

Patrick Hinsberger auf Treppe mit Trompete
Musiker | Podcast-Host | Blogger |  + posts

Patrick Hinsberger studierte Jazz Trompete bei Matthieu Michel und Bert Joris und schloss sein Studium im Sommer 2020 an der Hochschule der Künste in Bern (Schweiz) ab.
Seit seiner Bachelor-Arbeit beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema musikalisches Üben und hostet seit 2021 den Interview-Podcast "Wie übt eigentlich..?"

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