Musikschule | https://what-is-practice.de/tag/musikschule/ BLOG Tue, 28 Nov 2023 11:33:08 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.2 https://what-is-practice.de/wp-content/uploads/2020/06/cropped-logo-wip-bunt-32x32.png Musikschule | https://what-is-practice.de/tag/musikschule/ 32 32 Buchtipp: Reflect! https://what-is-practice.de/buchtipp-reflect/ https://what-is-practice.de/buchtipp-reflect/#respond Sun, 26 Nov 2023 18:38:30 +0000 https://what-is-practice.de/?p=6235 Ein Beobachtungs- und Reflexionstool für Instrumental- und Gesangslehrende Reflect! von Silke Kruse-Weber (unter Mitarbeit von Margareth Tumler und Elizabeth Bucura) ist der vierte Band der Grazer Schriften zur Instrumental- und Gesangspädagogik. Spielerisch verbindet es auf besondere Art und Weise didaktisches, theoretisches Wissen mit Musikpraxis. Das Kartenset soll die systematische Reflexion über den eigenen Unterricht anregen.… Weiterlesen »Buchtipp: Reflect!

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Ein Beobachtungs- und Reflexionstool für Instrumental- und Gesangslehrende

Reflect! von Silke Kruse-Weber (unter Mitarbeit von Margareth Tumler und Elizabeth Bucura) ist der vierte Band der Grazer Schriften zur Instrumental- und Gesangspädagogik. Spielerisch verbindet es auf besondere Art und Weise didaktisches, theoretisches Wissen mit Musikpraxis. Das Kartenset soll die systematische Reflexion über den eigenen Unterricht anregen. Silke Kruse-Weber, die bereits Gast im Podcast „Wie übt eigentlich..?“ war, denkt allerdings noch weiter. Reflect! soll nicht nur Optimierungswerkzug sein, sondern kann auch bei Kommunikation und Kollaboration an Musikschulen, Hochschulen oder in Bewerbungsverfahren unterstützen. Auch im Austausch mit Kolleg*innen oder in Lehrer*innen-Elterngesprächen kann Reflect! zum Einsatz kommen.

Reflect! Buchcover
Reflect! von Silke Kruse-Weber

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Kompetenzen spielerisch stärken

Mithilfe von offenen Fragen werden Lehrkräfte in

  • sozial-kommunikativen-
  • didaktisch-methodischen-
  • künstlerischen-
  • Selbstlernkompetenzen

zur Selbstreflexion angeregt. Diese bilden für Silke Kruse-Weber die Grundlage eines guten Unterrichts. Denn obwohl wir oftmals viel über den idealen Unterricht wissen, hemmen uns eigene Schülererlebnisse.

„Teachers teach as they were taught, not as they were taught to teach“

H.B Altmann

Arbeitsblätter runden das Buch ab

Neben dem Kartenset helfen auch Arbeitsblätter über das eigene Unterrichten und Arbeiten als Musiker*in ins Nachdenken zu kommen. Das Balance Wheel (in Anlehnung an das Coaching-Tool „Wheel of Life“, das es in ähnlicher Form auch bei Susan Williams „Optimal Üben“ gibt) ist dabei ein hervorragendes Werkzeug sich übersichtlich über eigenen Stärken und Schwächen klar zu werden. Dabei überzeugt, dass es nicht beim ersten Übersichtsschritt (Balance Wheel) bleibt, sondern auch Anregungen zur Veränderung (in Form von weiteren Nachfragen) gegeben werden. Die Arbeitsblätter existieren für alle vier Kompetenzbereiche.

Fazit

Für die Autorinnen um Silke Kruse-Weber steht bei Reflect! nicht weniger als ein erfüllendes Berufsleben im Vordergrund. Mehrmals wird im Buch darauf verwiesen dass, „wenn Denken, Fühlen und Handeln von uns Lehrenden in einem begründeten und sinnstiftenden Zusammenhang stehen, […] daraus Berufszufriedenheit folgen“ kann. Damit erweitert sich der Einflussbereich von Musiklehrenden auf mehr als nur eine technische und musikalische Ausbildung. Reflect! bringt sie in größere Zusammenhänge wie „Makers in Society“ oder Hartmut Rosas „Resonanztheorie“ (ein googeln dieser Theorie lohnt sich – ich empfehle des weiteren auch den Podcast „Hotel Matze“, in dem Hartmut Rosa bereits zu Gast war).

Mir persönlich gefällt diese weite Auffassung sehr gut. Das Kartenset, damit es seine vollumfängliche Wirkung entfalten kann, funktioniert allerdings nur bei kompletter Ehrlichkeit des Lesers/ der Leserin. Andernfalls verfehlt es sein Ziel. Richtig angewandt ist es jedoch ein sehr gutes Tool, dass uns nicht nur als Lehrkraft sondern uns auch als Musiker*in insgesamt weiterbringen kann.

Auf einen Blick

Reflect! Buchcover

Sprache: Deutsch
Verlag: Waxmann Verlag
Umfang: 113 Seiten
Für wen: Musiklehrer*innen, Musiker
Sonstiges:

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Buchtipp: Music – Step by Step https://what-is-practice.de/buchtipp-music-step-by-step/ https://what-is-practice.de/buchtipp-music-step-by-step/#respond Mon, 06 Nov 2023 14:22:11 +0000 https://what-is-practice.de/?p=6113 Das Thema Audiation spielt im Podcast „Wie übt eigentlich..?“ spätestens seit der Folge mit Corinna Danzer eine wichtige Rolle. Das Konzept von Edwin E. Gordon ist eine Lern- und Unterrichtsmethode, die sich stark auf die Arbeit mit dem Gehör fokussiert. Die Idee: Musik lernen soll ähnlich dem Spracherwerb geschehen. Um Lehrkräfte hier mit weiterführenden Informationen… Weiterlesen »Buchtipp: Music – Step by Step

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Das Thema Audiation spielt im Podcast „Wie übt eigentlich..?“ spätestens seit der Folge mit Corinna Danzer eine wichtige Rolle. Das Konzept von Edwin E. Gordon ist eine Lern- und Unterrichtsmethode, die sich stark auf die Arbeit mit dem Gehör fokussiert. Die Idee: Musik lernen soll ähnlich dem Spracherwerb geschehen. Um Lehrkräfte hier mit weiterführenden Informationen und dem entsprechenden Unterrichtsmaterial auszustatten, empfiehlt sich ein Blick in „Music – Step by Step“ von Werner Jank und Gero Schmidt-Oberländer (Hrsg.).

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Audiation in der Sekundarstufe 1

Das Handbuch für Lehrpersonen gliedert sich in vier große Bereiche:

  • Bereich A: Metrische Kompetenz
  • Bereich B: Rhythmische Kompetenz
  • Bereich C: Tonale Kompetenz
  • Unterrichtsvorhaben

Ergänzt wird die Publikation durch eine Gebrauchsanleitung sowie einen umfangreichen Anhang.

Besonders die Bereiche A, B und C überzeugen durch ihre klare Struktur und ihren guten Aufbau. Die einzelnen Bereiche unterteilen sich jeweils nochmal in Bausteine, die detailliert die Übungen vorstellen und Anleitungen für den Unterricht geben. Jeder Baustein steigert sich in seiner Schwierigkeit. Notenbeispiele sind selbstverständlich ebenfalls inklusive. Mir hat jeweils gut gefallen, dass jedes Kapitel weitere Literaturempfehlungen gibt. Sofern man sich noch intensiver mit den einzelnen Bereichen beschäftigen möchte.

Gebrauchsanleitung für Quereinsteiger*innen

Gerade für Instrumentalpädagog*innen, die neu in die Schullaufbahn einsteigen, überzeugt die Gebrauchsanleitung für das Handbuch. Neben 12 Tipps, die sich an dem Konzept der Audiation orientieren (z.B. Tipp 4 „Sound before Sight“) existiert für die Sekundarstufe 1 auch eine langfristige Planung für den Unterrichtsaufbau sowie eine Empfehlung für die Gliederung einer Einzelstunde.

Fazit

Das Konzept der Audiation ist ungemein wertvoll – ganz unabhängig davon, welche musikalische Laufbahn Schüler*innen anstreben. Daher finde ich „Music – Step by Step“ eine sehr große Bereicherung für den Musikunterricht in der Sekundarstufe 1 (selbstverständlich gibt es auch ein Äquivalent für die Sekundarstufe 2). Lediglich die Auswahl der Lieder hätte gerne etwas moderner sein dürfen. Allerdings haben viele Unterrichtswerke für Kinder und Jugendliche dieses Problem. In „Music – Step by Step“ dominieren Traditionals („What shall we do with the drunken sailor“) und Eigenkompositionen. Natürlich eignen sie sich perfekt für die angestrebten Ziele der Unterrichtsbausteine – baut die Audiation generell viel auf Pattern-Stücke. Positiv hervorzuheben sind an dieser Stelle allerdings die vielen klassischen Werke (z.B. Mozarts Rondo alla Turca). Dank des klaren Aufbaus und der sehr guten Einführung profitieren Quereinsteiger*innen ebenso wie studierte Pädagog*innen für den Musikunterricht.

Auf einen Blick

Music Step by Step Cover

Sprache: Deutsch
Verlag: Helbling Verlag
Umfang: 304 Seiten
Für wen: Musiklehrer*innen
Sonstiges: 

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Wie geht Jazz-affines Unterrichten, Corinna Danzer? https://what-is-practice.de/wie-geht-jazz-affines-unterrichten-corinna-danzer/ https://what-is-practice.de/wie-geht-jazz-affines-unterrichten-corinna-danzer/#comments Wed, 30 Aug 2023 09:41:25 +0000 https://what-is-practice.de/?p=6019 Corinna Danzer hat 2023 den Hessischen Jazz Preis gewonnen. Im Podcast habe ich mit ihr über Jazz-affines Unterrichten, Music Learning Theory von Edwin Gordon und Motivation an schlechten Tagen gesprochen.

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Corinna Danzer ist Musikerin, Pädagogin und Musikvermittlerin, die gerade mit dem Hessischen Jazzpreis 2023 ausgezeichnet wurde. Nachdem sie erst mit 21 Jahren zur Musik kam ging sie – wie sie selbst sagt – die Jazz-Geschichte einmal rückwärts durch. Während des Studiums hat sie dann natürlich versucht ihre geringe Spiel- und Übe-Praxis möglichst schnell aufzuholen und entwickelte dabei ein paar interessante Strategien. 

Auch in ihrem Unterricht verfolgt sie eine sehr besondere Methode, angelehnt an die Music Learning Theory von Edwin Gordon. Dazu habe ich auf dem Blog bereits einen Artikel veröffentlicht. So lernen ihre Schülerinnen und Schüler ganz spielerisch Melodien nach Gehör und wagen bereits sehr früh erste Improvisationsversuche. Jazz-affines Unterrichten eben. Heute fällt ihr manchmal der Einstieg ins eigene Üben schwer – wer kennt es nicht. Aber auch hierfür hat sie ein paar gute Tipps parat, um sich selbst zu überlisten. Seid also gespannt.

Corinna Danzer mit Saxofon
Corinna Danzer (Foto: Katrin Schander)

Mehr Informationen zu Corinna Danzer

Webseite: www.corinnadanzer.de

Lieber hören statt lesen?

Die Folge mit Corinna Danzer lässt sich auf allen bekannten Streaming Plattformen kostenlos anhören.

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Das Interview mit Corinna Danzer

Inhalt

Vervollständige folgenden Satz: Üben heißt für Dich….

Das ist ein sehr komplexes Thema -aber vielleicht in drei Stichwörtern: meine Ruhe haben; Zeit haben; nur das Instrument und ich.

Welche Musik (Album / Künstler) läuft bei dir gerade in Dauerschleife?

Nein, aktuell nicht. Das war früher eher so. Allerdings gibt es ein paar Musiker, auf die ich immer wieder zurückkomme: Wayne Shorter, Miles Davis. Vor allem Shorter – besonders die Platten aus den 1960er Jahren, gemeinsam mit Herbie Hancock und Tony Williams.

Im Moment höre ich gerade für ein Swing-Projekt ein Stück von einer Frau heraus: Irene Higginbotham „The Bottle is empty“. Inzwischen versuche ich bei meinen Projekten vermehrt darauf zu achten, auch die weiblichen Anteile in der Jazz-Geschichte sichtbar zu machen.

Das ist auf jeden Fall ein sehr wichtiges, und auch populäres, Thema. Ich nenne hier immer gerne Melba Liston als Beispiel, die unter anderem viel für Count Basie geschrieben hat. Du hattest eben bereits Wayne Shorter angesprochen – würdest du sagen, dass er zu den Künstlern gehört, die dich auf dein Spiel bezogen am meisten geprägt haben?

Ich wünschte man würde diesen Einfluss noch mehr hören (lacht).

Gibt es möglicherweise einen anderen Hero, den du früher häufig transkribiert hast?

Transkribieren und Licks üben ist tatsächlich ein wunder Punkt bei mir. Ich habe damals in den 1980er mit 21 Jahren, also sehr spät, mit dem Saxofon spielen angefangen. Damals war in der Göttinger Szene, wo ich herkomme, die Ansicht sehr verbreitet gewesen, dass man niemals andere Musiker kopieren sollte. Diese Haltung hat sich bei mir sehr stark eingeprägt. Im Nachhinein bereue ich dies allerdings, da ich diese Zeit natürlich nicht wieder aufholen kann und daher viel zu wenig transkribiert und Licks geübt habe.

Ich habe in einem Interview mit dir gehört, dass dein erster Berührungspunkt mit dem Jazz ein Free Jazz Konzert war. Ist diese Einstellung auch dadurch geprägt gewesen?

Nein, tatsächlich nicht. Ich bin letztlich die Jazz-Geschichte rückwärts gegangen.

Du sprichst gerade das „Gunter Hampel“-Meeting in Göttingen an. Das war wirklich ein krasser Zufall. Er lief mir in der Fußgängerzone entgegen und ich fand ihn einfach schön. Ein langer, schlaksiger Mann mit grauen Locken. Als ich dann ein paar Meter weitergelaufen bin, sah ich ein Plakat von ihm, dass er dort wohl gerade angebracht hatte. Ich bin anschließend in den nächsten Plattenladen und hörte mir eine seiner Alben („Birth records“) an. Ich fand es allerdings schrecklich. Trotzdem bin ich auf sein Konzert gegangen und war geflashed von ihm und seiner Band. Mir war dann relativ schnell bewusst, dass die Musiker dort das Konzert komplett frei improvisierten. Daraufhin bin ich auf jedes Jazz Konzert in der Region.

„Erst durchs Selbstspielen habe ich dann später begriffen, dass es im Jazz eine Liedform gibt, die sich wiederholt. Und, dass die Melodie mit der Harmonie zusammenhängt. Erst dann konnte ich das auch hören.“

Corinna Danzer

Nach drei Jahren wollte ich dann wissen, was in den Köpfen der Musiker vorgeht, während sie spielen. Das war der Grund, warum ich mit dem Saxofon spielen angefangen habe.

Erst durchs Selbstspielen habe ich dann später begriffen, dass es im Jazz eine Liedform gibt, die sich wiederholt. Und, dass die Melodie mit der Harmonie zusammenhängt. Erst dann konnte ich das auch hören.

Das möchte ich heute früher an meine Schülerinnen und Schüler vermitteln. Um ihnen diese Liedform (und das dazugehörige Akkordschema) verständlich zu machen, mache ich immer ein einfaches Experiment: Wir singen dazu „Alle meine Entchen“ und ich sage ihnen, dass sie automatisch Akkorde zur Melodie hören. Natürlich glauben sie mir das nicht. Wir singen daraufhin das Stück und ich begleite mit falschen Akkorden am Klavier die Melodie. Alle stellen natürlich sofort fest, dass das nicht passt. Wenn ich dann die „richtigen“ Akkorde spielen, merken sie, dass sie genau diese Harmonien im Ohr hatten.

Dein Übe-Alltag

Du bist Musikerin, Pädagogin, Musikvermittlerin – auf diesen Teil möchte ich gern später noch genauer eingehen. Kannst du uns zuerst mal mitnehmen in einen typischen Übe-Alltag von dir?

Ehrlich oder unehrlich? (lacht)

Gerne ehrlich.

Möglicherweise bin ich die Erste in deinem Podcast, die nicht mehr gut und strukturiert übt. Ein typischer Alltag ist, dass ich meist zu wenig übe und oft Schwierigkeiten habe, meinen inneren Schweinehund zu überwinden. Allerdings gelingt es mir ihn zu besiegen, in dem ich mir selbst sage, dass ich nur mal eben spielen gehe. Meist lege ich mir dann ein Aebersold-Playalong auf und improvisiere dazu.

Nach ein paar Minuten merke ich dann, wo es klemmt und welche Dinge ich gern vertiefen möchte: z.B. Sound, Timing oder ein Pattern, dass ich mir gefallen hat und, das ich in andere Tonarten transponiere. Sehr schnell überlege ich dann, welche Gigs demnächst anstehen und ich versuche die Inhalte zu kombinieren. Dann bin ich im Üben angekommen. Also eine Mischung aus lustgeleitetem und planvollem Üben.

Früher hatte ich dagegen einen sehr strukturierten Übe-Plan.

„Nachdem ich ein paar Jahre wenig effizient geübt habe, habe ich eine Mindmap erstellt, auf der ich aufgeschrieben habe, was alles zum guten Saxofon spielen dazugehört. Dort habe ich alles notiert, was mir eingefallen ist.“

Corinna Danzer

Wie hat dieser Plan früher ausgesehen? Hast du zum Beispiel Übe-Tagebuch geschrieben?

Ja, ich habe Zettel geschrieben, sie dann allerdings meist wieder verworfen. Dennoch war es wichtig diese Zettel geschrieben zu haben.

Nachdem ich ein paar Jahre wenig effizient geübt habe, habe ich eine Mindmap erstellt, auf der ich aufgeschrieben habe, was alles zum guten Saxofon spielen dazugehört. Dort habe ich alles notiert, was mir eingefallen ist: Artikulation, Atmung, Zunge, Griffe, Stücke…

Mind Map zu gutem Instrumentalspiel
Auch ich habe mich mal an einer Mind Map versucht. Alle Punkte lassen sich natürlich noch beliebig ergänzen. Was fällt euch noch ein?

Ich habe diese Punkte in drei Felder gegliedert: eine mentale und eine motorische Seite.

Zur mentalen Seite gehören die Felder Gehörbildung, Harmonielehre, Rhythmik, etwas erfinden können.

Die motorische Seite bildet dann Geläufigkeit, Ideen umsetzen können, Atmung, Zunge etc.

Die dritte Säule war dann „the real stuff“ wie Repertoire, wie trete ich auf, wie baue ich ein Solo auf, wie baue ich ein Set auf.

Für alle diese Punkte habe ich mir anschließend überlegt, wo ich dort aktuell stehe und was ich machen muss. Daraus habe ich dann Übe-Pläne geschrieben, die natürlich viel zu lang waren. Dennoch war es extrem wichtig sie als Leitplanke im Kopf zu haben. Dadurch konnte ich effektiver üben.

Ich habe mir beim Üben ein zeitliches Limit vorgegeben, in denen ich bestimmte Dinge gemacht habe. Zum Beispiel 2 Minuten (ohne Ablenkung) Töne aushalten, oder 10 Minuten alle Major-Arpeggios. Anstatt zu sagen „ich übe jetzt mal Major-Akkorde“ hat mir diese Herangehensweise sehr geholfen.

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Jazz-affines Unterrichten

Das kommt dir sicher ja heute bei deinem eigenen Unterrichten sehr gute, weil du weißt, wie kleinteilig du mit Schüler*innen werden musst. Du hast in dem oben bereits angesprochenen Interview beim HR zum „Welt-Jazz-Tag“ deinen pädagogischen Stil als „jazzafines Unterrichten“ bezeichnet hast? Wie kann man sich das vorstellen?

Oftmals ist das Ziel von „klassischem“ Musikunterricht einen „reproduzierenden Musiker“ auszubilden. Das bedeutet, dass man gleichzeitig zum Instrument auch die Notation lernt. Natürlich ist das nur wenig Jazz förderlich.

Das führt uns zu Edwin Gordon und Music Learning Theory (MLT) und Audiation. Also die Leitplanke, dass Musiklernen wie das Lernen unserer Muttersprache erfolgen kann. Hier gibt es sehr viele Parallelen. Gerade für den Jazz ist es sehr viel naheliegender und förderlicher auf diese Art und Weise die Musik zu lernen: Hören, experimentieren und imitieren.

Was ebenfalls dazugehört ist, von Anfang an zu improvisieren (mithilfe von kleinen Pattern-Stücken) und Synkopen zu spielen. Im klassischen Unterricht werden besonders Synkopen erst spät eingeführt, da sie schwer zu lesen sind. Daraus folgt, dass man lange Zeit Melodie spielt, die wenig animierend für die Schüler*innen sind und auch weit weg von ihren Hörgewohnheiten. Alle Kinder hören Synkopen. Dadurch, dass ich ohne Noten am Anfang arbeite, kann ich gleich von Beginn an Synkopen in meinen Unterricht integrieren.

Also was macht Jazz förderlichen Unterricht aus? Keine Noten im ersten Jahr (natürlich gibt es auch Ausnahmen), swingig, Synkopen und improvisieren. Und ganz wichtig: singen first – und zwar alles. Auch Akkorde.

Jetzt sind wir ja mittendrin in der Music Learning Theory von Gordon. Das heißt du verfolgst dieses Konzept „sound before sign“ sehr stringent und gibst deinen Schüler*innen im gesamten ersten Jahr keine Noten?

Ähm, ja. (lacht)

Ich setze die Lehre nicht so streng um, wie sie damals von Gordon erdacht wurde. Bei mir läuft vieles parallel. Das bedeutet, dass die Kinder bereits Stücke lernen, die sie noch nicht audiieren können. Dennoch zieht sich der rote Faden von Gordon durch meinen gesamten Unterricht. Besonders durch die Pattern-Arbeit, sowohl tonal als auch rhythmisch.

Was die Arbeit mit Noten angeht, nutze ich oftmals Gedächtnisstützen und notiere meinen Schüler*innen die Tonnamen. Bei älteren Schüler*innen kann man alternativ auch sehr gut mit Playalongs arbeiten.

„Hören, experimentieren und imitieren.“

Corinna Danzer

Nutz du Audiation auch selbst für dein eigenes Üben? Du hast am Anfang ja erwähnt, dass dein Üben oft mit Improvisation beginnt und du dann Pattern, die dir gefallen in andere Tonarten überträgst. Audiierst du diese dann jeweils?

Vielleicht sollten wir zunächst mal klären, was audiieren genau meint. Audiieren ist ja mehr als nur Voraushören, sondern schließt gleichzeitig auch das Verstehen mit ein. Was die MLT damit meint, ist den Kontext der Musik zu begreifen.

Ein Beispiel: Du erkennst (hörend) und kannst benennen in welcher Tonalität wir uns befinden (Dur oder Moll oder phrygisch, lokrisch etc.) und du erkennst, auf welcher Stufe die Melodie anfängt, z.B. auf der 5. Stufe (so) der Tonleiter. Rhythmisches verstehen meint dann, dass man immer weiß, wo die 1 ist und in welcher Taktart wir uns befinden.

Ein guter Test hierzu ist, „Happy Birthday to you“ in Moll zu singen. Kann man das, ist das Musik-Verstehen nach Gordon.

„Also was macht Jazz förderlichen Unterricht aus? Keine Noten im ersten Jahr (natürlich gibt es auch Ausnahmen), swingig, Synkopen und improvisieren. Und ganz wichtig: singen first – und zwar alles. Auch Akkorde.“

Corinna Danzer

Nutzt du diese Techniken dann für dein eigenes Üben?

Ja, natürlich.

Du singst dir dann alles vor?

Das ist eine meiner liebsten Übungen. Und auch nicht nur Melodien, sondern auch Akkorde. Das ist auch etwas, das ich bereits vor meinem Studium verstanden habe.

Während meines Schulmusik-Studiums in Oldenburg hatte ich einen langen Weg zur Hochschule. In dieser halben Stude Fußweg habe ich geübt, Walking-Bass-mäßig, Stücke auswendig zu lernen durch singen. Wenn ich mir dann an einer Stelle unsicher war, habe ich mich an der Hochschule dann direkt ans Klavier gesetzt und diese Stelle geübt.

Ich kam hierauf, als ich feststellte, dass besonders die Rhythmusgruppen-Kollegen viel seltener aus der Form geflogen sind, als wir Bläser. Das ist natürlich logisch, wenn man sich überlegt, dass sie die Form nicht nur 2–3-mal spielen sondern 20-mal. Also wusste ich, dass ich auch 20-mal die Form durchgehen musste. Am Saxofon später dann auch.

In meinem Unterricht mache ich das meinen Schüler*innen bereits sehr früh klar.

Hessischer Jazz Preis & Musikvermittlung

Du hast im März diesen Jahres den Hessischen Jazz Preis erhalten – dazu nochmal ganz herzlichen Glückwunsch. Und du hast diesen Preis nicht nur als Instrumentalistin erhalten, sondern auch für deine Rolle als Musik- und natürlich besonders als Jazz-Musikvermittlerin – in dem du dich bereits seit mehr als 20 Jahren engagierst. Woher kommt die Leidenschaft dich gerade hier so einzubringen? Die Musikvermittlung – gerade im Jazz – ist noch ein sehr wenig bekanntes Feld und eher junges Feld oder?

Ich glaube, du täuschst dich. Es gibt schon seit einger Zeit, auch im Jazz, Musikvermittlungsprojekte. Allerdings nur sehr wenige. Ich war auf sehr vielen dieser Kinderkonzerte – und auch in der Klassik sind sie immer nach dem gleichen Muster aufgebaut. Damit war ich nie ganz zufrieden.

Oft funktionieren sie so, dass eine Geschichte erzählt wird, die als roter Faden durch das Konzert führt. Danach richten sich die ausgewählten Stücke. Im Wechsel hören die Kinder dann die Geschichte mit der Musik. Gerade bei den Kinder-Jazzkonzerten fand ich oft die Geschichte sehr ablenkend. Ich als Kind hätte viel lieber gewusst, wie die Geschichte nun weiter geht, als der Musik zu lauschen. Dazu kommt, dass die Musik die dort gespielt wurde, meist kein Jazz war (Sting, Stevie Wonder). Das hat mir nicht gereicht.

Daraufhin habe ich mit einer Freundin und Kollegin, Ulrike Schwarz, gemeinsam überlegt, was wir gern anders machen würden und folgende vier Punkte festgelegt: „echte“ Jazz-Stücke; keine ablenkende Kinder-Geschichte, sondern wenn eine Geschichte erzählt wird, dann sollte sie um die Musik sich drehen; Bildungsauftrag. Und der vierte Punkt war, dass die Kinder Teil des Konzerts sein sollten. Das war besonders Ulrike Schwarz wichtig. So kam es zu unserem Projekt „Jump into Jazz“.

Das zweite Vermittlungsprojekt heißt „Harlem am Main“. Dort geht es um die Swing Jugend in Frankfurt während der Nazi-Zeit.

Dazu gibt es auf deiner Homepage auch ein spannendes Video, in dem ein paar Ausschnitte daraus gezeigt werden. Lass uns zu den letzten beiden Fragen kommen: Was lernst (übst) Du gerade, was Du noch nicht kannst?

Im Moment lerne ich gerade freies spielen. Meine neue Einspielübung ist „einfach reinblasen und schauen, was kommt“. Auch mit Klappengeräuschen etc. und damit versuchen einen Spannungsbogen von 2-3 Minuten zu erzeugen.

Das andere sind Odd-Meter und Polyrhythmen. Besonders 7er oder 11er Rhythmen mit ihren ungewöhnlichen Aufteilungen. Davor habe ich mich lange Zeit gedrückt.

Welchen Tipp würdest Du Deinem jüngerem, Erstsemester-Musikstudenten-Ich gerne mitgeben, um den Du damals froh gewesen wärst ?

Transkribieren und Licks üben. Keine Angst davor haben, dass wir alle gleich klingen. Darauf kam ich viel zu spät. Es ist völlig in Ordnung zu kopieren und zu imitieren.

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Buchtipp: Üben – was ist das eigentlich? https://what-is-practice.de/buchtipp-ueben-was-ist-das-eigentlich/ https://what-is-practice.de/buchtipp-ueben-was-ist-das-eigentlich/#respond Sun, 26 Feb 2023 17:24:09 +0000 https://what-is-practice.de/?p=5778 Man könnte fast glauben, dass der Name meines Podcast vom Buch von Francis Schneider „Üben – was ist das eigentlich? inspiriert wurde. Tatsächlich habe ich das Buch aber erst unlängst entdeckt. Ähnlich wie im Podcast, versucht sich auch der Autor dem weiten Themengebiet des musikalischen Übens auf möglichst viele Arten zu nähern und somit ein… Weiterlesen »Buchtipp: Üben – was ist das eigentlich?

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Man könnte fast glauben, dass der Name meines Podcast vom Buch von Francis Schneider „Üben – was ist das eigentlich? inspiriert wurde. Tatsächlich habe ich das Buch aber erst unlängst entdeckt. Ähnlich wie im Podcast, versucht sich auch der Autor dem weiten Themengebiet des musikalischen Übens auf möglichst viele Arten zu nähern und somit ein Nachschlagewerk für Musiker*innen zu kreieren.

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Üben - was ist das eigentlich? Buch von Francis Schneider
Francis Schneider – Üben – was ist das eigentlich?

Perfekte Snacks in den Übe-Pausen

Jeder weiß um die Wichtigkeit, Pausen während des Übens möglichst aktiv zu gestalten. Im besten Fall bleiben wir ganz in der Musik und hören uns Versionen des zu übenden Stücks an. Mindestens genauso inspirierend kann es allerdings sein, sich neue Anregungen und Ideen fürs eigene Üben aus Büchern zu holen. Francis Schneiders Publikation „Üben – was ist das eigentlich?“ eignet sich hierfür perfekt. Die Kapitel fassen die Essenz der jeweiligen Themen meist auf ein bis zwei Seiten zusammen. Ein perfekter Snack für die kurzen Pausen zwischen unseren Übe-Einheiten. Die so neu gewonnenen Erkenntnisse lassen sich dann gleich in die Tat umsetzen.

Zumal man das Buch auf zwei Arten lesen kann: Einmal, ganz klassischen, von vorne nach hinten. Aber dann auch im Stile eines Glossars. Über das Inhaltsverzeichnis lassen sich gezielt bestimmte Fragestellungen ansteuern. Möchte man beispielsweise Tipps zum Auswendigspielen oder dem Vernetzen von linker und rechter Gehirnhälfte beim Üben finden, schlagt man die entsprechenden Kapitel auf und lässt sich von dort aus, über die Links zu weiterführenden Kapiteln, durch Buch treiben.

Ausschnitt aus Francis Schneiders Buch - "Üben was ist das eigentlich?"
Am unteren Seitenrand befinden sich Links zu weiterführenden Kapiteln (Ausschnitt aus Francis Schneiders Buch „Üben – was ist das eigentlich?“)
Auszug aus Francis Schneiders Buch „Üben – was ist das eigentlich?“

Ein Nachschlagewerk für den Instrumentalunterricht

Besonders Instrumentallehrer*innen profitieren von zahlreichen, sehr konkreten Anregungen. Der Beziehung Lehrer*in – Schüler*in ist sogar ein ganzer Themenkomplex gewidmet. Neben Tipps zum richtigen Einstieg in neues Material finden sich dort auch Gedanken zum Umgang mit Eltern. Ein kleiner Motivationstest lässt mit ein paar wenigen Fragen zudem schnell herausfinden, welche Beweggründe Schüler*innen in die Musik treibt. Natürlich widmet sich Francis Schneider auch dem häufigsten Satz in Unterrichtsstunden: „Zu Hause konnte ich’s…“.

Fazit

Natürlich ist „Üben – was ist das eigentlich?“ bereits etwas in die Jahre gekommen ist (erstmaliges Erscheinen 1992 – mir liegt die 4. Auflage von 2013 vor). Das merkt man vor allem am Literaturverzeichnis, welches für meinen Geschmack gerne großzügiger ausfallen hätte können. So ist die im Buch beschriebene 20-Sekunden Regel durch eine aktuelle Studie von 2021 kürzlich aktualisiert worden (auf meinem Steady-Kanal findet ihr hierzu mehr). Nichtsdestotrotz finde ich es als Nachschlage- und Inspirationsquelle für das eigene Üben und Unterricht sehr wertvoll. Die vielen sehr konkreten Ausführungen geben ausreichenden Input, um das Üben möglichst kreativ und abwechslungsreich zu gestalten.

Auf einen Blick

Üben - was ist das eigentlich? Buch von Francis Schneider

Sprache: Deutsch
Verlag: Nepomuk Verlag (Breitkopf & Härtel)
Umfang: 120 Seiten
Für wen: Alle Musiker*innen
Sonstiges: Super Inspirations- und Nachschlageglossar mit vielen konkreten Tipps zum Üben und Unterrichten

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Wie übt eigentlich Kristin Thielemann? https://what-is-practice.de/wie-uebt-eigentlich-kristin-thielemann/ https://what-is-practice.de/wie-uebt-eigentlich-kristin-thielemann/#comments Wed, 10 Aug 2022 09:19:00 +0000 http://what-is-practice.de/?p=4902 Kristin Thielemann studierte Orchestermusik und Musikpädagogik an der Musikhochschule in Lübeck. Sie ist inzwischen erfolgreich Autorin zahlreicher musikpädagogischer Publikationen.

Der Beitrag Wie übt eigentlich Kristin Thielemann? erschien zuerst auf what is practice.

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Kristin Thielemann studierte Orchestermusik und Musikpädagogik an der Musikhochschule in Lübeck und stand bereits während dieser Zeit als Trompeterin für die Deutsche Oper Berlin unter Vertrag. Inzwischen ist sie allerdings ebenso erfolgreich als Autorin für verschiedene Musikverlage aktiv. Seit 2009 schreibt sie beispielsweise für den Verlag Schott Music zahlreiche Beiträge für die Fachzeitschrift üben & musizieren und veröffentlicht eigenständige musikpädagogische Publikationen. Über diese Tätigkeit haben auch wir uns kennengelernt. 

Kristin Thielemann mit Trompete
Kristin Thielemann (Foto Copyright: Bach Artist)

Lieber hören statt lesen?

Die Folge mit Kristin Thielemann lässt sich auf allen bekannten Streaming-Plattformen kostenlos anhören:

Das Interview

Übersicht

Vervollständige folgenden Satz: Üben heißt für Dich….

Eigentlich heißt Üben für mich, meine Grenzen entdecken und überwinden. Genauso heißt es an manchen Tagen aber auch einen Wohlfühlzustand zwischen mir und meinem Instrument herzustellen. Das kommt immer auch ein wenig darauf an, mit welchem Ziel ich übe. Oder, ob ich sogar ganz ohne Ziel übe.

Das klingt sehr interessant. Lass uns darauf gleich nochmal eingehen. Welche Musik (Album / Künstler) läuft bei dir gerade in Dauerschleife?

Diese eine Album, welches bei mir in Dauerschleife läuft, das gibt es im Augenblick gar nicht. Früher im Studium habe ich viele CDs von Reinhold Friedrich, Håkan Hardenberger, Niklas Eklund, Maurice André, Wynton Marsalis, Miles Davis und James Morrison gehört – so lange bis ich wirklich jeden Tag in und auswendig kannte. Um ihre Sounds, Phrasierung und Gestaltung zu kopieren, hatte ich mir damals viel Zeit genommen. Das hat mich auch unglaublich weitergebracht. 
Mittlerweile habe ich viele Probespiele gewonnen, hab in Opern- und Symphonieorchestern gespielt und bin mit dem, was ich auf der Trompete kann, sehr im reinen mit mir. Ich höre momentan weniger zum Lernen aber dafür mehr aus Faszination.

Welche CD hat Dich musikalisch (auf Dein Spiel bezogen) am meisten geprägt?

Nein, einen kann ich da nicht wirklich ausmachen. Von einem fand ich den Anstoß besonders toll, ein anderer hatte wiederum eine Tonqualität, die meinem Ideal entsprach. Ich habe versucht, von jedem ein bisschen was mitzunehmen. 

Üben mit und ohne Ziel?

Du hast auf die erste Frage bereits ein paar sehr spannende Dinge geantwortet. Zum einen fand ich den Aspekt des „Grenzen überwinden“ sehr interessant. Zum anderen aber auch den Aspekt mal „ohne Ziel“ zu üben. Wie schaut es denn aktuell bei dir aus? Was übst du gerade und ist es mit oder ohne Ziel?

Die Zuhörer*innen wissen ja nicht, dass wir hier in der Schweiz bereits in den Sommerferien sind. Das heißt ich bin bereits voll im Ferien-Modus und übe gerade nichts. 
Jedoch habe ich mir für die kommenden Wochen vorgenommen wieder Charlier-Etuden aufzufrischen. Während des Studiums hatten wir unter uns Kommiliton*innen eine Challenge, alle Etuden auswendig zu spielen. Daran möchte ich gerne wieder anknüpfen und schauen, wie weit ich komme.

Ich genieße es allerdings auch bewusst, dass in den nächsten Wochen kein Konzert ansteht. Das habe ich auch versucht so zu planen.

Fällt das Üben der Charlier-Etuden dann für dich unter Üben mit oder ohne Ziel?

Konzert heißt für mich immer, dass es ernst wird. Das bedeutet, dass alles perfekt vorbereitet sein muss. Bei den Charlier-Etuden spiele ich ja mehr gegen mich selbst und meinen inneren Schweinehund. Ich könnte dieses Ziel morgen ad acta legen und die Welt wäre immer noch in Ordnung. 

Neben deiner Tätigkeit als Instrumentalistin arbeitest du vor allen Dingen viel als Autorin für verschiedene Magazine und Verlage und natürlich als Pädagogin. Wie organisierst du da dein eigenes persönliches Üben?

Seit ich Kinder habe, hat sich das wirklich verändert. Das klang ja bereits in deinem Gespräch mit Christian Pabst an. Ich habe das damals schon bei Kolleg*innen im Orchester gesehen: Sobald du Kinder hast, wird dein Üben weniger. Das ist natürlich sehr schade, weil es sich unmittelbar auch auf die Spielqualität auswirkt. Diesen Fehler wollte ich eigentlich nicht machen – so ganz durchgehalten habe ich das allerdings nicht. 

Allerdings sind nicht nur die Kinder daran schuld. Ich halte im Schnitt 80 Fortbildungen pro Jahr, die ebenfalls gut vorbereitet werden wollen. Zu einigen kommt dann nochmals die Reisezeit hinzu. Meine Überoutine fällt hier dann meist aus.

An Tagen, an denen ich zu Hause bin und beispielsweise Artikel für Übemagazine schreibe, versuche ich dann meine Überoutine durchzuziehen. Das bedeutet dann zwei Mal pro Tag ein wirklich schönes Zeitfenster, in denen ich meine Basics mache, meine Technik pflege und Stücke für Konzerte vorbereite.

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Struktur: Der eigene Lehrer sein

Zwei konkrete Zeitfenster pro Tag sind ambitioniert. Das kann, je nach Umfang dieser Fenster, auch bereits sehr tagesfüllend sein. Bist du jemand, der sein Üben dann in größeren Blöcken (z.B. einen Technik-Block am Morgen und einen Stücke-Üben-Block am Abend) unterteilt, oder wählst du hier kleine Zeiteinheiten aus?

Schwierige Frage. Einem Studierenden würde ich wahrscheinlich jetzt antworten, sich große Zeitblöcke zu nehmen, in die man sich natürlich auch Entspannungsphasen einbauen sollte. Vor allem auf einem Blechblasinstrument ist dies grob fahrlässig.

Allerdings hört man als junger Mensch, wenn man neu in die Hochschule kommt, genau das. Oft denkt man dann „Mist, ich mache viel zu wenig“. Wichtig ist es jedoch hier sein eigenes Pensum zu finden. Mir hat das damals Christian Lampert verraten. Seine Ideen zum Üben und vor allem zur mentalen Vorbereitung haben mir damals sehr geholfen. 

Ich habe mich daraufhin anders strukturiert und geschaut, was zu mir passen könnte. In dieser Zeit habe ich dann vermehrt Musikbücher und Literatur aus der Sportpsychologie gelesen. Dazwischen auch mal mit Klavierauszügen und Partituren geübt und mich sogar mal an Jazz Improvisation und dem Komponieren versucht. 

Diese Kleinen Methodenwechsel braucht unser Gehirn aber einfach, um gut arbeiten und, um Dinge gut abspeichern zu können. Man muss sich, und seinem Gehirn, es ja auch einfach machen. Wiederhole ich stupide die gleiche Übung über mehrere Stunden, wird mein Gehirn zu machen. Diese Methodenwechsel, wie Yoga oder andere Sportarten zwischendurch, finde ich sehr wertvoll. 

Im Studium waren wir beispielsweise mit einigen Kommiliton*innen pro Tag 2000m schwimmen. Bis ich diese Distanz endlich durchhalten konnte hat eine ganze Weile gedauert. Aber nach diesen Grundsätzen versuche ich das auch heute in meinen Alltag einfließen zu lassen. 

Ich habe ein Routine-Programm, welches ich auch an Tagen, an denen ich viel unterwegs bin, versuche einzuhalten. Zur Not mit Übedämpfer im Hotelzimmer. In meinem regulären Alltag versuche ich dann Atmen- und Bewegungsübungen auch ins Unterrichten einzubauen. Ich kann also nicht dogmatisch sagen, dass ich immer morgens mit einer bestimmten Übung starte. Meinen Schüler*innen möchte ich schließlich auch zeigen können, wovon ich selbst profitiere und nicht jede Woche eine neue Lektion im Unterrichtsbuch aufschlagen.

Allerdings steht mir inzwischen mit Kind, Job und Familie nicht mehr der ganze Tag zum Üben zur Verfügung. Ich muss also mit meiner Übezeit viel achtsamer umgehen. Eine Sache bewahre ich mir jedoch seit meiner Studienzeit: An manchen Tagen stehe ich extrem früh auf, um einen tollen Saal zum Üben zu nutzen. Hier, wo ich wohne, ist es meist ein kleiner Konzertsaal, in dem ich morgens eine Stunde übe.  

Während des Studiums war ich dann immer zur Türöffnung an der Hochschule, um – wenn auch nur für eine halbe Stunde – mich im großen Saal oder der Probebühne einzuschreiben und dort zu spielen. In meiner Zeit an der Deutschen Oper habe ich dann oft nachts auf der großen Bühne geübt. Ich finde es wichtig, sich solche großen Säle zum Üben auszusuchen, da man oft unterschätzt, wie anders man spielen muss, wenn man im Konzertsaal steht.

„Ich habe ein Routine-Programm, welches ich auch an Tagen, an denen ich viel unterwegs bin, versuche einzuhalten. Zur Not mit Übedämpfer im Hotelzimmer.“

(Kristin Thielemann)

Das klingt so, als seist du dir selbst eine gute Pädagogin? 

Das kann ich gar nicht sagen. Ich glaube jeder spürt das, wenn er eine Leidenschaft für Pädagogik entwickelt. Bei mir ist diese dann sehr früh von meiner Klavierlehrerin gefördert worden. Unter ihrer Anleitung durfte ich einige ihrer Schüler*innen für 30 Minuten in der Woche unterrichten. Ich hatte damals sogar kurz überlegt Klavier zu studieren, aber meine Leidenschaft für Trompete war doch größer.

Was ich bemerkenswert finde, ist deine Disziplin, die man hier heraushören kann. Aus meiner eigenen Unterrichtserfahrung kenne ich nämlich nur zu gut die Situation, in der ich einer Schüler*in einen Tipp gebe, bei dem mir einfällt, dass ich ihn selbst schon sehr lange nicht mehr beherzigt habe. Denn, was du beschreibst ist ja wirklich der „Idealzustand“ im Unterricht: Wenn wir es schaffen, unsere Schüler*innen intrinsisch zu motivieren. Das finde ich jedoch mit am schwersten. Wie geht es dir damit?

Natürlich, ich habe auch meine Aufs und Abs. Es wäre schließlich auch schwierig, wenn die Motivation immer auf 100% wäre. Gerade als junger Mensch finde ich es wichtig, diesen Zustand auch mal aushalten zu können, um herauszufinden, wie man wieder zu seiner Motivation kommt.

Du hattest in deiner Antwort davor bereits kurz deinen Mentor, Christian Lampert, angesprochen. Sind seine Grundlagen auch immer noch die, die du heute an deine Schüler*innen weitergibst?

Ich kann natürlich nur das weitergeben, was ich selbst erlebt und erfahren habe. Mir hat diese Strategie damals sehr geholfen und ich habe mit meinen Schüler*innen über die Jahre die ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich glaube auch, dass nicht jede Schüler*in zu jeder Lehrer*in passt.

Lampenfieber & Auftrittsangst

Anfang des Jahres habe ich ein Symposium des Zentrums für Berufsmusiker besucht. Dabei ging es um mentale Stärke im Leistungssport und in der Leistungsmusik. Der Posaunist Jan Donner beschriebe damals das, was du eben als Methodenwechsel beschrieben hast, mit Musterdurchbrechung. Ich glaube im Sport ist diese Strategie auch bereits viel länger gebräuchlich, als bei uns Musiker*innen. Gibst du hier deinen Schüler*innen konkrete Tipps (bspw. aus Sport, oder anderen musischen Disziplinen) an die Hand, um ihre Muster zu durchbrechen?

Abgucken bei der Musik ist sowieso das Beste. Aber ich weiß, was du meinst. Ich mache nie einen Unterschied zwischen Schüler*innen, die die Musik gerne zum Beruf machen möchten und denen, die dies nicht wollen. Das heißt ich versuche auch allen, diese mentale Stärke mitzugeben. Schließlich ist die Fähigkeit sich auf den Punkt vorbereiten zu können, für alle wertvoll. Ich versuche dann auch oft den Übertrag zu schaffen und zu sagen, dass sie das erlernte Wissen bei ihrem nächsten Vortrag anwenden sollen. Stichwort Lampenfieber und Auftrittsängste.

Hast du hier ein konkretes Beispiel?

In „Voll motiviert“ gibt es ein ganzes Kapitel über Lampenfieber. Wobei ich an dieser Stelle gerne mal eine Lanze für Lampenfieber brechen möchte. Allerdings gibt zwischen Lampenfieber und Auftrittsangst einen großen Unterschied. Letzteres übt man sich vor allem dann ein, wenn man als Schüler*in auf der Bühne etwas spielen muss, dass zu schwer ist. Man bekommt dann Angst vor der Angst und das muss nicht sein. Hier haben wir als Lehrer*innen auch eine große Verantwortung. 

„Es wäre schließlich auch schwierig, wenn die Motivation immer auf 100% wäre. Gerade als junger Mensch finde ich es wichtig, diesen Zustand auch mal aushalten zu können, um herauszufinden, wie man wieder zu seiner Motivation kommt.“

(Kristin Thielemann)

Dein Tipp wäre also das Thema in diesem Fall nicht zu tabuisieren und offen darüber zu sprechen?

Ja, aber natürlich musst du auch gut vorbereitet sein. Das Kribbeln im Bauch (Lampenfieber, Anm. d. Red.) ist jedoch ganz normal. Nimm es eher als deine Energie, die du übertragen möchtest.

Wenn du dann immer noch das Gefühl hast, dass es ein kniffliger Auftritt werden könnte, würde ich diesen versuchen zu visualisieren. Sich also ganz bewusst vorstellen, wie man in diesen Auftritt reingeht, welche Kleidung man trägt, wie sich die Lampen im Saal anfühlen und er riecht. Vielleicht hat man sogar die Gelegenheit sich den Raum vorab anzusehen. Diese Art Training kann man bereits mit einem sechs-jährigen machen. 

Du hast eben bereits kurz erwähnt, dass ein möglicher Grund für Auftrittsangst bei Schüler*innen auch ein zu schweres Musikstück sein kann. Hier sind wir als Pädagog*innen besonders gefordert. Gleichzeitig empfinde ich diesen Teil mitunter auch als den schwierigsten Wie schaffst du es Schüler*innen in genau diesen Sweetspot zwischen Fordern und Überfordern zu bringen?

Ich glaube mit der Zeit entwickelt man hier ganz automatisch ein Gefühl. Schließlich wird man von Jahr zu Jahr kompetenter in dem, was man macht. Vielleicht gibt es ja so etwas wie „pädagogisches Bauchgefühl“.

Andererseits sollte man als Lehrer*in auch sich eingestehen können, wenn ein Stück zu schwer gewählt war und sich dann dafür entschuldigen – anstatt aus Stolz darauf zu beharren. 

Kommunikation im Unterricht

Das setzt auf jeden Fall eine offene Kommunikation im Unterricht voraus. Machst du dir viele Gedanken über die Art deines Feedbacks?

Absolut. Ich finde es wird total unterschätzt, was wir einerseits mit Worten bewirken aber auch anrichten können. Natürlich sollten bei einem Konzert keine Fehler passieren. Das heißt: es sollte spielerisch, technisch, musikalisch und mental gut vorbereitet sein.

Allerdings sollte man, wenn dann doch mal ein Fehler passieren sollte, entspannt darüber stehen. Das geht jedoch nur, wenn man zu Fehlern generell ein entspanntes Verhältnis hat. Daher bin ich überzeugt davon, dass es viel entscheidender ist ein gutes Fehlermanagement zu haben, als komplett fehlerfrei zu sein. Nur wenn man weiß, wie man aus einem falschen Ton heraus wieder zurück ins Stück findet, kann man das auch auf der Bühne umsetzen. Gerade bei uns Blechbläsern kiekst es ab und zu ja mal. Daher versuche ich besonders meine Schüler*innen hierauf zu sensibilisieren. 

Angenommen die Schüler*in hat einen Fehler gerade gespielt, wäre eine mögliche Übung die Schüler*in aufzufordern genau den gleichen Fehler nochmals zu spielen. In den meisten Fällen passiert dann direkt der nächste Fehler. Sobald sie dann versuchen beide Fehler zu reproduzieren, unterläuft ihnen in den meisten Fällen ein weiterer Fehler. Dieses Spiel kann man eine Zeit lang machen, bis man die Schüler*in auffordert die Stelle nun ganz ohne Fehler zu spielen. Meistens funktioniert dies dann auch direkt. 

Die Kunst im Unterricht ist es genau diese schwierigen Stellen („Schlaglöcher“) ausfindig zu machen und hierfür Übestrategien zu finden. Wenn man sie dann kennt, kann man sie „reparieren“. Unter der Lupe im „Rollator-Tempo“ (für viele Stellen ist dieses in Zeitlupe spielen ein wirklicher Gewinn).

„Die Kunst im Unterricht ist es genau diese schwierigen Stellen („Schlaglöcher“) ausfindig zu machen und hierfür Übestrategien zu finden. Wenn man sie dann kennt, kann man sie „reparieren“.“

(Kristin Thielemann)

Das klingt so, als hättest du einen sehr entspannten Umgang mit eigenen Fehlern und würdest dich nicht noch eine halbe Seite später für einen „Verspieler“ ärgern?

Ja, das ist genau der Punkt. Sobald man sich anfängt zu ärgern, ist man mit seiner Aufmerksamkeit immer noch beim Fehler. Meistens passiert dann der nächste Fehler.

Als ich das erste Mal in einem Profi-Orchester gespielt habe, saß ich mit meinen 19 Jahren neben einem sehr erfahrenen Trompeten-Kollegen. Da wir in diesem Projekt viel zu warten hatten, versorgte er mich immer wieder mit kleinen Tipps von der Seite. Als sich in den Holzbläser jemand verspielte, beugte er sich zu mir und sagte: „Pass auf, jetzt dauert es nicht lange und dann verspielt sich der Nächste. Und wenn das kommt, dann der dritte und so weiter einmal durchs Orchester. Und weißt du warum das so ist? Weil alle mit den Ohren bei dem ersten sind, der den Fehler gemacht hat und sich insgeheim noch freuen.“

Welchen Tipp würdest Du Deinem jüngerem, Erstsemester-Musikstudenten-Ich gerne mitgeben, um den Du damals froh gewesen wärst?

Nur einen Tipp? Es gäbe so viele…Aber wenn es einer sein müsste, dann wäre es wohl: „Alles wird gut. Hab ein bisschen mehr Selbstvertrauen, aber werde niemals überheblich. Begegne allen Menschen mit Offenheit und Respekt.“

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Die besten Musik-Apps zum Noten lesen https://what-is-practice.de/die-besten-musik-apps-zum-noten-lesen/ https://what-is-practice.de/die-besten-musik-apps-zum-noten-lesen/#respond Mon, 11 Jul 2022 19:49:19 +0000 http://what-is-practice.de/?p=4825 Smartphones und Tablets ist aus dem Musikunterricht und dem Üben kaum mehr wegzudenken. Wir schauen uns die besten Apps zum Noten lesen an!

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Smartphones und Tablets sind aus dem Musikunterricht und dem persönlichen Üben kaum mehr wegzudenken. Sei es, um lediglich gedruckte Noten durch digitale zu ersetzen. Oder gleich, um zu Hause eigenständig die Fähigkeit Noten zu lesen zu verbessern. Welche Musik-App sich hierzu am besten eignet stelle ich dir in diesem Beitrag vor.

Im ersten Teil dieser Reihe habe ich bereits die besten Apps zur Gehörbildung auf dem Smartphone vorgestellt. In diesem Artikel stelle ich euch die besten vier Apps zum Noten lesen lernen vor.

Noten lesen lernen mit Smartphone-App

NinGenius Music (Games 4 Kids)

NinGenius kombiniert das Noten lesen lernen gleich mit dem Erwerb der richtigen Griffe (Tasten, Saiten) für das Instrument. Damit verbessert ihr durch die 4 Levels hinweg nicht nur eure Noten-lese-Fähigkeit, sondern trainiert gleich auch die Umsetzung auf dem Instrument mit. 

NinGenius Notenlese App

Pro

Gamification dank Highscore-Liste und Mehrspiel-Modus
eigene Übungen können erstellt werden

perfekt für Kinder

einmalige Investition von nur 2,99€ (für Piano)

Minus

Spiel nur in Englischer Sprache (h wird zu b)

Noten lesen 

Noten lesen ist das Projekt von Herr der Töne (alias Sebastian Mikolai). Ziel des Spiels ist es die Noten-lese-Geschwindigkeit zu verbessern. Pro Runde hat man 60 Sekunden Zeit, um so viele Noten wie möglich zu benennen. Beantworten lassen sich die Runden entweder mit dem eigenen Instrument oder als Quiz via Smartphone/Tablet.

Noten lesen App

Pro

Lösungen lassen sich mit jedem Instrument eingeben

Minus

aktuell nur für iOS

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10 Tipps zum Üben https://what-is-practice.de/10-tipps-zum-ueben/ https://what-is-practice.de/10-tipps-zum-ueben/#respond Sun, 05 Dec 2021 21:28:47 +0000 http://what-is-practice.de/?p=4033 10 Tipps zum Üben Ein Leitfaden zur bestmöglichen Verbesserung im Übe-Zimmer (für alle Instrumente) Read in English. Ein Gastbeitrag von Alex Knutrud. Seit längerer Zeit bitten mich meine Student*innen, meine Lehrphilosophie in kleine Aufzählungspunkte und individuelle Ideen zu zusammenzufassen, die sie dann direkt mit in den Übungsraum nehmen können. Ich bin mir sehr sicher, dass… Weiterlesen »10 Tipps zum Üben

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10 Tipps zum Üben

Ein Leitfaden zur bestmöglichen Verbesserung im Übe-Zimmer (für alle Instrumente)

Ein Gastbeitrag von Alex Knutrud.

Alex Knutrud (Tromboneguide)

Seit längerer Zeit bitten mich meine Student*innen, meine Lehrphilosophie in kleine Aufzählungspunkte und individuelle Ideen zu zusammenzufassen, die sie dann direkt mit in den Übungsraum nehmen können. Ich bin mir sehr sicher, dass Unterrichtsanweisungen einer Lehrer*in motivierend sein können. Allerdings wenn Schüler*innen diese nicht im eigenen Alltag praktisch anwenden, sind sie nicht besonders wertvoll.

Jeder sagt, man sei sein eigener, bester Lehrer. Auch ich glaube das. Aber als seine eigene Lehrer*in besteht die Aufgabe darin, sich ständig zu hinterfragen und zu analysieren, wie man sich selbst am besten unterrichten könnte.

Das ist das Schöne an diesen 10 Punkten. Sie sind die komprimierte Essenz, die ich versuche, jedem meiner Schüler*innen ständig zu vermitteln.

Nicht jeder Punkt kommt bei jedem gleich gut an. Aber das sind die 10 Punkte, die mir am meisten geholfen haben. Ich habe sie im Laufe der Jahre geändert, aber in der Analyse meiner derzeitigen Praxis war dies das Hilfreichste.

(Photo von Toby Oft)

Tipp #1 – Der Unterschied zwischen Motivation, Inspiration & Disziplin

Motivation ist weniger wichtig, als wir denken. Sie vergeht bei jedem von uns von Zeit zu Zeit. Versuche besser inspiriert (bspw. durch andere, durch Musik o.ä.) zu bleiben und strebe nach Verbesserung. Nutze die Macht (Disziplin) der Gewohnheit als eine ernstzunehmende Energiequelle, während du jeden Tag dir kleine Erfolge erarbeitest.

Tipp #2 – Der Wert einer fixen Planungszeit

Wähle eine bestimmte Uhrzeit während der Woche, die nur deiner Planung dienen soll. Meine ist jeden Sonntag Abend – für etwa dreißig Minuten. Genieße einen heißen Tee, und viel Ruhe, während du deine Woche planst. Schreibe die Dinge nieder und sei dabei genau. Stell dir vor, dies sei eine Mischung aus Tagebuch und Checkliste. Wenn du dies jede Woche tust, wird deine Zeit in der Übe-Kabine fokussierter sein.

Tipp #3 – Die 4er-Regel

Jedes Mal, wenn du etwas übst, und sei es nur eine einzelne Note, spiele sie vier Mal.

Das erste Mal, um zu sehen, wo du stehst. Das zweite Mal um zu experimentieren / Dinge zum besseren zu ändern. Die anderen beide Male um das gerade Erlernte zu verfestigen. Diese Vorgehensweise wird dir helfen dich schnell zu verbessern.

Tipp #4 – Das richtige Werkzeug

Werkzeuge sind wichtig, wenn man sie richtig einsetzt. Ein Hammer nützt wenig, wenn man eine Schraube in der Hand hält. Übertragen auf die Übe-Kabine heißt das:

Ein Metronom oder ein Stimmgerät nützen wenig, solange du sie nicht aktiv zum Üben nutzt. Auch andere Hilfsmittel können von Vorteil sein. Aber auch hier gilt: Nutze sie in Maßen und mit Bedacht.

Tipp #5 – Die 67-Tage-Regel

Man sagt, es brauche 67 Tage um eine neue Gewohnheit zu formen. Davor kämpft dein Körper noch mit der Umstellung.

Egal wie bewusst und gewissenhaft du vorgehst, dein Körper braucht Zeit, um sich an Veränderungen zu gewöhnen. Wissenschaftler gehen von circa 67 Tagen aus.1,2 Sei am Anfang geduldig mit dir selbst und schau mal, welche äußeren Reize (Personen, Dinge etc.) dir bei deiner neuen Gewohnheit helfen können.

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Wie übt eigentlich Johanna Röhrig? https://what-is-practice.de/wie-uebt-eigentlich-johanna-roehrig/ https://what-is-practice.de/wie-uebt-eigentlich-johanna-roehrig/#respond Mon, 19 Apr 2021 20:32:00 +0000 http://what-is-practice.de/?p=3504 Johanna Röhrig studierte Violine in London und ist nun in der Solistenklasse an der HfMT Hamburg. Im Gespräch verrät sie, wie das Unterrichten ihr eigenes Üben verändert hat.

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Dieser Artikel erscheint erstmals in den Sprachen deutsch und englisch. Für die deutsche Version einfach weiter nach unten scrollen oder auf die Flagge klicken.

For the english version of this article please click either here or on the flag.

How does Johanna Roehrig practice?
Wie übt eigentlich Johanna Röhrig? (Deutsche Version)

Johanna Röhrig ist 28 Jahre alt und studierte während der letzten Jahre an der Royal Academy of Music in London. Inzwischen ist sie Teil der Solistenklasse der HfMT Hamburg und absolviert nun ihr Konzertexamen in der Klasse von Tanja Becker-Bender. Welche besondere Rolle ihre Dozentin für sie spielt, erfahrt ihr gegen Ende unseres Gesprächs.

Ähnlich wie bei Julia Hagen, bin ich über einen Podcast auf Johanna aufmerksam geworden. Neben ihrem großen musikalischen Können beeindruckt die junge Geigerin vor allem durch ihre hingebungsvolle Strukturiertheit.

Johanna Röhrig
Johanna Röhrig (Foto-Copyright: Raimar von Wienskowsk)

Mehr Informationen zu Johanna Röhrig findet ihr unter: https://www.johannaroehrig.com/

Lieber hören statt lesen?

Die Folge mit Johanna Röhrig lässt sich auf allen bekannten Streaming Plattformen kostenlos anhören:

Das Interview

Vervollständige folgenden Satz: Üben heißt für Dich….

Zu mir selbst finden. Zeit am Instrument, mit mir alleine, verbringen. Die Sachen, die in mir sind, rausholen.

Welche Musik (Album / Künstler) läuft bei dir gerade in Dauerschleife ?

Sia – Thousand Forms of Fear.

Welche CD hat Dich musikalisch (auf Dein Spiel bezogen) am meisten geprägt ?

Es war bei mir nie so, dass mich irgendjemand besonders geprägt hat. Ich weiß noch ganz genau, als ich 18 Jahre alt war, da habe ich zum ersten Mal das Mendelssohn Violin-Konzert mit Orchester gespielt. Das war im Sommer. Alle Leute waren draußen. Die Nachbarskinder haben im Garten gespielt und ich saß in meinem Zimmer, hab geübt und fand das nur begrenzt gut.

Und dann, irgendwann, hat es einfach Klick gemacht und ich wusste, wie ich die Sachen haben wollte. Das hört sich total komisch an. Ich hab die Arbeit an dem Stück angefangen und habe mir immer Aufnahmen angehört – habe versucht Dinge zu kopieren, um da einen Ausdruck hineinzubekommen. Das ist aber eine sehr mühsame Arbeit, wenn man denkt „diese Note etwas länger, diese etwas kürzer, hier ein bisschen lauter“. Etwas zu kopieren ist sehr anstrengend und dann irgendwann hat es irgendwie Klick gemacht und ab da wusste ich einfach, wie ich es haben wollte. Das war schon ein sehr früher Punkt und seitdem ist es eigentlich auch so geblieben. Ich kann nicht sagen, dass mich irgendwas geprägt hat. Es war irgendwie immer da.

„Ich würde schätzen, dass ich immer so 40 bis 50 Minuten übe und dann eine Pause einlege“

(Johanna Röhrig)

In Zeiten, in denen Du viele Konzerte spielst und daher viel unterwegs bist, klappt das Planen der eigenen Übezeit sicher nicht immer so wie gewünscht. Hast Du an solchen Tagen eine „Minimal-Routine“, auf die Du dann zurückgreifst ?

Ich hatte das früher, so circa vor 2-3 Jahren. Da habe ich selbst an Tagen, an denen ich richtig viel unterwegs war, abends im Hotel noch versucht eine Art Minimal Routine hineinzuquetschen. Aber ich bin hier wirklich wesentlich entspannter geworden. Ich weiß mittlerweile was ich kann und ich weiß inzwischen auch gut, wie Geige spielen funktioniert. Einfach weil ich selbst auch viel unterrichtet habe. Das hat mir dabei sehr geholfen.

Also natürlich, ich habe meine Routine. Die besteht aus Technik und anschließend wende ich mich den Stücken zu. Aber wenn ich das mal nicht schaffe, flippe ich mittlerweile auch nicht mehr aus.

Hast Du einen bewusst gewählten freien Tag in der Woche ? Wie leicht fällt es Dir guten Gewissens diesen Tag auch wirklich frei zu halten ?

Das passiert so oder so. Oft sind es die Tage nach Konzerten, an denen man dann mal ausschläft. Man hat vielleicht auch gemerkt, dass man sich auf ein Konzert vorbereitet hat und die Muskel melden sich entsprechend. Das ist wie im Hochleistungssport, wenn man sich auf einen Wettkampf vorbereitet. Man ist einfach sehr unter Spannung und beansprucht den eigenen Körper sehr stark. Und ich glaube dieser Wunsch nach einem oder zwei Tagen Entspannung und „weg vom Instrument“ passiert ganz natürlich.

Was hilft Dir, nach einem anstrengenden Tag, um am Besten auf andere Gedanken zu kommen?

Das war lange Zeit für mich der Sport. Und wirklich dann auch mal nach einem Konzert-Abend ausschlafen, Kaffee und dann ins Fitness-Studio: Laufband, Sauna, Schwimmen, Strechen, Yoga, Krafttraining. Aber das fällt seit einem Jahr weg. Ich glaube, da spreche ich nicht nur für mich, wenn ich sagen, dass mir das sehr schwer fällt. Und draußen im Park eine Runde Laufen, oder zu Hause irgendwelche Work-Outs machen ist kein Ersatz dafür. Das Fintess-Studio war für mich lange Zeit dieser „Safe-Space“.

Viele kleine Übe-Einheiten oder lieber ein paar längere am Stück ? Und warum ?

Also meine beste Übezeit ist immer morgens – so ab 9 / 10 Uhr und dann für drei bis vier Stunden. Da sind natürlich auch Pausen dabei. Ich würde schätzen, dass ich immer so 40 bis 50 Minuten übe und dann eine Pause einlege. Ich gucke dabei allerdings nicht mehr auf die Uhr.

Früher jedoch schon. Da habe ich immer 50 Minuten geübt und dann 10 Minuten Pause gemacht. Aber wie schon gesagt, irgendwann kommt das Leben und möchte, dass man sich um es kümmert. Ich versuche auch sehr viele Alltagssachen in mein Übealltag einzubauen (z.B. Wäsche waschen, Telefonate an Leute, die nur vormittags erreichbar sind etc.). Dass ich dann nachmittags nochmal übe, passiert eigentlich nur, wenn ich mich wirklich auf Konzerte vorbereite und noch mehr Zeit brauche.

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Also in aller Regel ist morgens deine Übezeit und der Rest des Tages ist frei für andere Dinge, wie Büro-Angelegenheiten oder ähnliches?

Ja, genau. Oder auch Proben, Unterrichten, Kurse an der Universität. Gehe raus oder treffe mich mit Freunden.

Wie gehst du mit Fehlern um?

Üben an sich ist ja die Wiederholung von fehlerfreien Durchläufen. Wenn man übt und man hat einen Fehler „drin“, dann geht diese eine Wiederholung der Passage in das „negative Lager“. Das ist nicht das, was man möchte. Man möchte ja die Sachen fehlerfrei wiederholen, um sowohl das Gehirn an den richtigen Bewegungsablauf, als auch sich selbst daran zu gewöhnen.

Das heißt Fehler sind etwas, was man versucht per se nicht vorkommen zu lassen. Wenn dann doch einer da ist, versuche ich herauszufinden warum er entstanden ist. Ich versuche die Passage nicht einfach blind so oft zu wiederholen, bis der Fehler weg ist. Am Ende bin ich dabei so verkrampft, dass mir am nächsten Tag die Sehnen wehtuen. Ich versuche eher analytisch heranzugehen.

Egal wo ich wohne habe ich immer mein festes Übe-Setup aus Spiegel, Notenständer und etwas zum Ablegen. Generell arbeite ich viel mit dem Spiegel und versuche die Checkpunkte meines Konzept’s des Geige-Spielens durchzugehen. Sprich: Ist mein Arm in der richtigen Position? Wie sieht es mit meinem Handgelenk aus? Wie steht es um die Balance innerhalb der Hand? Wo treffen meine Finger auf die Saite? Was ist mit meinen Schultern? Ich versuche diese Punkte durchzugehen und meistens findet sich dort schon der Fehler.

1) Mein Notenständer mit iPad und Metronom. Ich übe gerne ohne Handy, daher ganz old school. 😉
2) Mein Geigenkasten liegt direkt neben meinem Notenständer und hat einen festen Platz, so habe ich immer einen Ort, wo ich meine Geige schnell in Sicherheit bringen kann, das beugt Unfällen vor.
3) Im Spiegel kann ich während des Übens meine Haltung beobachten und ggf. korrigieren.
4) Auf einzelnen A4 Seiten halte ich alle meine einzelnen Projekte fest (von denen manche noch top secret sind 😉 ). So habe ich alle Vorgänge immer im Blick und vergesse die Sachen nicht so schnell.
5) In der Kommode lagern alle Sachen rund um Musik; Noten, Geigenzubehör, Saiten, und all die Produkte, die mit meinen Instagram Kooperationen verbunden sind.

Dann schreibe ich mir die Sachen in meine Noten auf. Meistens in rot  – damit der Fehler in dieser Passage nicht noch einmal passiert. Oftmals passieren Fehler auch, weil unser Gehirn etwas in den Noten etwas sieht, was nicht klar genug aufgezeichnet wurde.

„Wenn dann doch ein Fehler da ist, versuche ich herauszufinden warum er entstanden ist. Ich versuche die Passage nicht einfach blind so oft zu wiederholen, bis der Fehler weg ist.“

(Johanna Röhrig)

Wenn man dich so in den Sozialen Netzwerken verfolgt, hat man den Eindruck, dass Du sehr akribisch arbeitest. Wie hast du es geschafft Dein Üben langfristig zu strukturieren? Führst du beispielsweise ein Übetagebuch?

Nein, sowas habe ich tatsächlich nicht. Wahrscheinlich würde es mir allerdings nicht schaden. Ich habe gerade gestern erst auf einem Blatt das ganze Repertoire aufgeschrieben, welches ich jetzt so für die nächsten Monate benötige.

Das Problem ist allerdings gerade die Corona-Krise. Ich hatte so einen ähnlichen Plan bereits vor zwei Monaten gemacht und da sah er noch ganz anders aus. Mittlerweile wurden einfach wieder so viele Auftritte gestrichen.

Ich mache mir schon Pläne, um den Überblick zu behalten was wann fertig sein muss, oder welche Ziele meine Professorin Tanja Becker-Bender mit mir verfolgt. Allerdings habe ich keinen speziellen Plan nur für’s Üben. Ich habe eine ganz klare, technische Struktur, die ich immer durchlaufe. Mal etwas länger, mal etwas kürzer – je nach Länge meiner Übezeit. Wenn ich weiß, ich habe nur zwei Stunden Zeit, dann komprimiere ich die Dinge dementsprechend.

Gerne würde ich in Zukunft diese technische Struktur in einem Online-Kurs umsetzen. Dieses System, welches ich über die Jahre entwickelt habe, besteht aus zehn Blöcken, die alle aufeinander aufbauen. Jeder einzelne Block beschäftigt sich mit allen Aspekten des Geige-Spielens – von Armen, Händen bis Fingern. Dennoch sind sie variabel, abhängig davon wie fortgeschritten der/die Schüler*in ist.

Ich selbst passe diese Blöcke auch gerne an das Repertoire an, welches ich gerade vorbereite. Beispielsweise ist einer der Punkte im Kurs Terzen. Hier kann es dann sein, dass ich lediglich schaue, wie die Terzen in der Hand liegen, oder eine Tonleiter in Terzen über alle Saiten spiele – oder auch nur über eine Saite. Es kann sein, dass ich eine Passage aus einem Stück, welches ich gerade übe, spiele, in dem Terzen vorkommen. Einerseits ist also die Struktur festgesetzt durch die Baukästen, anderseits aber auch komplett variabel in den Inhalten.

„Ich übe Stücke gerne vom Ende her. Einfach, weil man ja sonst die Angewohnheit hat immer nur in den ersten Seiten „rumzuhängen“.“

(Johanna Röhrig)

Hast Du eine bestimmte Routine, mit der Du an ein neues Stück herangehst?

Ich übe Stücke gerne vom Ende her. Einfach weil man ja sonst die Angewohnheit hat immer nur in den ersten Seiten „rumzuhängen“. Ich übe auch gerne Sonaten mal von hinten durch – sogar in Proben.

Würdest Du sagen, dass sich Dein Üben verändert hat, seitdem Du unterrichtest?

Mein Üben gar nicht unbedingt, allerdings mein Verständnis was das Geige-Spielen anbelangt in jedem Fall. Ich weiß noch ganz genau, ich habe in London angefangen selbst zu unterrichten. Online als auch offline – im echten Leben.

Einer meiner Schüler (erwachsener Amateur) aus Brasilien war gerade beruflich in London. Wir haben dann ganz intensiv, jeden Tag während einer Woche, miteinander gearbeitet. Ich habe in der Woche selbst gar nicht viel anderes gemacht. Eigentlich nur mit ihm gearbeitet – wahrscheinlich hatte ich keinen Übestress. Wir haben gemeinsam dieses gesamte Programm (Anm. d. Red.: Sie meint die Bausteine ihres eigenen Kurs-Systems.) durchgearbeitet. Ich habe es ihm erklärt, aufgeschrieben, gezeigt und bei ihm verbessert. Im Präsenz-Unterricht lassen sich Fehler so leicht verbessern, weil man die Schüler*innen anfassen kann und sie so korrigieren kann. Nach dieser Woche hatte ich dann selbst Unterricht und mein Lehrer fragte mich, ob ich die ganze Woche nichts anderes gemacht hätte außer Üben. Ich daraufhin „Nein, ich hab eigentlich gar nicht geübt.“ (Sie muss lachen, als sie das erzählt.).

Aber das ist genau der Punkt. Dadurch, dass ich mit meinem Schüler diese ganzen technischen Sachen gemacht habe, hat sich mein ganzes Verständnis verändert. Das ist jetzt zwei oder drei Jahre her und seitdem hat sich das natürlich auch nochmal verändert und verbessert.

Dieser technische Teil morgens ist wirklich nur dafür da, meine innere Vorstellung mit der Realität abzugleichen. Zu schauen, wo denke ich, dass mein Arm sein sollte und wo er heute wirklich ist. Und dann gleiche ich das an und gehe weiter zum Handgelenk, zur Balance in meinen Händen und so weiter.

„Dieser technische Teil morgens ist wirklich nur dafür da, meine innere Vorstellung mit der Realität abzugleichen. Zu schauen, wo denke ich, dass mein Arm sein sollte und wo er heute wirklich ist.“

(Johanna Röhrig)

Was lernst (übst) Du gerade, was Du noch nicht kannst ? (auch gerne nicht-musikalisch)

Ich versuche gerade die Balance zu finden zwischen Disziplin und freier Zeit.

Wie klappt das so?

Mhh, Lernkurve: durchwachsen (Sie lacht herzlich.)

Welchen Tipp würdest Du Deinem jüngerem, Erstsemester-Musikstudenten-Ich gerne mitgeben, um den Du damals froh gewesen wärst ?

Immer versuchen beim Spielen, den Weg mit dem geringstmöglichen Widerstand zu gehen. Ich habe mich echt in Verletzungen hineingeübt und war dann auch mal ein halbes Jahr lang komplett „außer Kraft“ gesetzt, weil ich versucht habe die Qualität des Übens mit der Quantität zu ersetzten. Das fliegt einem früher oder später um die Ohren. Wenn man nicht mit dem Kopf an das Üben herangeht, geht das zu Lasten des eigenen Körpers.

Also nicht gegen den eigenen Körper arbeiten – das wäre dein Tipp?

So viel Anstrengung wie nötig, so wenig Anstrengung wie möglich.

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Wie übt eigentlich Anton Richter? https://what-is-practice.de/wie-uebt-eigentlich-anton-richter/ https://what-is-practice.de/wie-uebt-eigentlich-anton-richter/#respond Wed, 09 Sep 2020 20:28:00 +0000 http://what-is-practice.de/?p=2738 Der gebürtige Berliner Anton Richter studierte Horn an der Universität der Künste in Berlin bei Prof. Christian-Friedrich Dallmann und ist seit 2017 Solohornist am Staatstheater in Saarbrücken. Hier kreuzten sich auch unsere Wege. Als Instrumentalist träumt man ja davon, dass irgendwann das Instrument eine Verlängerung der eigenen Sprache wird. Beim der Improvisation spricht man förmlich… Weiterlesen »Wie übt eigentlich Anton Richter?

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Der gebürtige Berliner Anton Richter studierte Horn an der Universität der Künste in Berlin bei Prof. Christian-Friedrich Dallmann und ist seit 2017 Solohornist am Staatstheater in Saarbrücken. Hier kreuzten sich auch unsere Wege.

Als Instrumentalist träumt man ja davon, dass irgendwann das Instrument eine Verlängerung der eigenen Sprache wird. Beim der Improvisation spricht man förmlich durch das Instrument und erzählt seine Geschichte. Jedoch besonders als Blechbläser steht man oft vor dem Phänomen, dass technische Dinge die am Vortag noch funktionierten, Tage später plötzlich nicht mehr da sind. Die Methode von Malte Burba, die auch Anton aus einer blechbläserischen Krise geholfen hat und dir er inzwischen auch selbst als Lehrer weitergibt, ist ein solcher Weg ein technisch sehr fundiertes Wissen über sein Blechblasinstrument zur erlangen.

Das Interview

Vervollständige folgenden Satz: Üben heißt für Dich….

… meine technischen und musikalischen Fähigkeiten gezielt zu verbessern.

 Welche CD hat Dich musikalisch (auf Dein Spiel bezogen) am meisten geprägt ?

Es waren einige dabei. Von den Beatles über Helge Schneider zu vielen klassischen Interpreten.

Gibt es ein Buch, welches Deine Übestrategien / Herangehensweise ans Üben nachhaltig beeinflusst oder vielleicht sogar verändert hat ?

BrassMasterClass“* und “Werde dein Lehrer“*. Beide sind sehr strukturiert und verständlich geschrieben. Keine schwammigen Begriffe und Formulierungen.

Nicht immer klappt das Planen der Übezeit, so wie man es sich vorstellt. Man muss viel reisen, möchte gerne Zeit für die Familie freihalten oder hat aus anderen Gründen keine Zeit sein volles Übeprogramm zu absolvieren. Hast Du an solchen Tagen eine „Minimal-Routine“, auf die Du dann zurückgreifst ?

Definitiv! Und dieses Minimalprogramm ist auch sehr flexibel, je nachdem, wie viel Zeit mir bleibt und welche äußeren Faktoren hinzukommen.

Manchmal gibt es aber auch Tage, an denen einfach nichts ansteht und man Zeit und Lust zum Üben hat. Kannst Du beschreiben, wie ein solcher Tag dann bei dir aussieht?

Schwierig zu sagen, weil es sehr unterschiedlich ist. 

„Üben heißt für mich meine technischen und musikalischen Fähigkeiten gezielt zu verbessern.“

(Anton Richter)

 Wie gehst du mit Fehlern um ?

Ich stelle mir manchmal die Frage, was überhaupt ein Fehler ist? Beim Improvisieren beispielsweise ist es schwer zu sagen. Aber wenn es darum geht etwas exakt reproduzierbar zu machen: Wenn es nicht geklappt hat, dann nochmal versuchen, wenn es dann nicht gut funtioniert die Strategie ändern oder später wieder probieren.

Viele kleine Übe-Einheiten oder lieber ein paar längere am Stück ? Und warum ?

Eher viele kleine, damit die Konzentration erhalten bleibt. Aber manchmal auch eine längere, wenn es gut läuft und ich mich nicht nach einer Pause fühle.

Übst Du Gehörbildung, Harmonielehre oder Rhythmik noch gesondert in Deiner Überoutine ? Oder falls nicht, wie schaffst Du es, bewusst diese Bereiche in Dein Üben einzubauen ?

Oft einfach beim Hören von Musik diese analysieren. 

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An manchen Tagen will einfach mal nichts so gelingen, wie man es gerne möchte. Womit schaffst Du es auf andere Gedanken zu kommen ? 

Ich mache mir bewusst, dass ein Tal in der Leistungs-/Lernkurve dazugehört und bei regelmäßigem und sinnvollem Üben die Kurve langfristig nur steigen wird.

Wie hat sich das Üben im Laufe Deiner Musiker-Karriere verändert ?

Es ist konzentrierter und sinnvoller.

Hast Du eine bestimmt Routine, mit der Du an ein neues Stück, das Du gerne lernen möchtest, herangehst ?

Nein. Es hängt ganz von den Anforderungen des Stückes ab.

„Wer faul ist (und trotzdem vorankommen will) übt jeden Tag.“

(Anton Richter)

Üben sollte ja nicht nur monotones Wiederholen, sondern im besten Fall auch Abwechslung und Kreativität sein. Was war die letzte (neueste) Idee, die Du bei deinem eigenen Üben in letzter Zeit ausprobiert hast ?

Ich habe eine Konstruktion gebastelt, die Rücken, Arme und Nacken entlastet. (Die Haltung beim Hornspielen ist sehr einseitig und kann langfristig körperliche Schmerzen verursachen.) 

Hast Du einen bewusst gewählten freien Tag in der Woche ? Wie leicht fällt es Dir guten Gewissens diesen Tag auch wirklich frei zu halten ?

Nein. Wer faul ist (und trotzdem vorankommen will) übt jeden Tag.

Early Bird oder lieber spät am Abend üben ?

Ich versuche ersteres (früh üben). Manchmal klappt es, manchmal nicht.

Was lernst (übst) Du gerade, was Du noch nicht kannst ?

 „Können“ oder „nicht können“ ist ja eine Ansichtssache. Aber in jedem für Blechbläser relevanten Arbeitsfeld sehe ich noch Potential.

Welchen Tipp würdest Du Deinem jüngerem, Erstsemester-Musikstudenten-Ich gerne mitgeben, um den Du damals froh gewesen wärst

Ich hätte mir gewünscht, dass mir jemand früher erklärt, wie ein Blechblasinstrument funktioniert.


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Wie übt eigentlich Stefan Schultze? https://what-is-practice.de/stefan-schultze/ https://what-is-practice.de/stefan-schultze/#respond Tue, 28 Jul 2020 12:38:11 +0000 http://what-is-practice.de/?p=2716 Stefan Schultze zählt sicherlich zu den facettenreichsten und spannendsten Künstlern der deutschen Jazzszene. Und das sowohl als Komponist mit seinem Large Ensemble, als auch als Solo-Künstler. Neben seinen eigenen Projekten arbeitete er unter anderem auch schon mit der WDR-Bigband oder dem Metropole Orchestra zusammen.

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Stefan Schultze zählt sicherlich zu den facettenreichsten und spannendsten Künstlern der deutschen Jazzszene. Und das sowohl als Komponist mit seinem Large Ensemble, als auch als Solo-Künstler. Neben seinen eigenen Projekten arbeitete er unter anderem auch schon mit der WDR-Bigband oder dem Metropole Orchestra zusammen. Mehr Infos zu Stefans Biographie gibt’s selbstverständlich auf seiner Homepage: www.stefanschultze.com

Darüber hinaus ist er auch seit einem Jahr als Pädagoge an der Hochschule der Künste in Bern tätig. 

Mich freut es ganz besonders, dass diese Reihe mit Stefan beginnt, da er Mentor meiner Bachelor-Arbeit zum Thema Üben war und auch hier stets mit unglaublich interessanten Ideen aufwarten konnte. Dass mich dieses Thema letztlich so fasziniert hat, dass daraus dieser Blog entstanden ist, ist gewiss daher auch sein Verdienst. 

Das Interview

Vervollständige folgenden Satz: Üben heißt für Dich….

Freiheit erlangen.

Welche CD hat Dich musikalisch (auf Dein Spiel bezogen) am meisten geprägt ?

Ein Album, auf das ich immer wieder zurückkomme ist You Must Believe in Spring (Bill Evans). Ich finde die Soundkultur und das Gefühl der Offenheit sehr inspirierend.

You must believe in Spring Bill EvansYou must believe in Spring

Gibt es ein Buch, welches Deine Übestrategien / Herangehensweise ans Üben nachhaltig beeinflusst oder vielleicht sogar verändert hat ?

Es gibt viele interessante Bücher, nachhaltig beeinflusst beim Üben hat mich jedoch eher der Austausch mit anderen Musiker*innen.

Nicht immer klappt das Planen der Übezeit, so wie man es sich vorstellt. Man muss viel reisen, möchte gerne Zeit für die Familie freihalten oder hat aus anderen Gründen keine Zeit sein volles Übeprogramm zu absolvieren. Hast Du an solchen Tagen eine „Minimal-Routine“, auf die Du dann zurückgreifst ?

Ich hatte eine solche Routine für sehr lange Zeit. Ich hatte diese dann auch so angepasst, dass ich an kurz- und langfristigen Zielen arbeiten kann. Vor allem hatte ich mich dort auf Basics konzentriert. 

Manchmal gibt es aber auch Tage, an denen einfach nichts ansteht und man Zeit und Lust zum Üben hat. Kannst Du beschreiben, wie ein solcher Tag dann bei dir aussieht?

Wenn ich alleine an Dingen arbeite, entstehen oft Wechsel von verschiedenen Beschäftigungsbereichen, die in meinem Falle auch oft mit dem Material zu tun haben, das ich zu dem Zeitpunkt gerade komponiere und dass ich dann versuche auf die verschiedenen anderen Bereiche auszudehnen um mich möglichst umfangreich einem bestimmten Thema anzunähern.

„Üben heißt für mich Freiheit erlangen.“

(Stefan Schultze)

Wie gehst du mit Fehlern um ?

Ganz global versuche ich Fehler untersuchend zu verstehen. Je nachdem in welchem Übe-Kontext man sich befindet kann ein Fehler wirklich ein Fehler sein, den man eliminieren möchte / muss, um ein Ziel zu erreichen. In dem Falle versuche ich einen Weg dafür zu finden. Manchmal kann es aber auch einen überraschenden / positiven Impuls geben, wenn etwas passiert, was man selbst so nicht geplant hatte. Da versuche ich mir die nötige Offenheit zu bewahren.

Viele kleine Übe-Einheiten oder lieber ein paar längere am Stück ? Und warum ?

Ich übe oft in 45 – 60 minütigen Einheiten. Wenn ich jedoch in einen Fluss dabei komme und feststelle, dass dies eine sehr gute Energie erzeugt, lasse ich es laufen. Oder anders herum, manchmal warte ich genau auf solch einen Fluss. Dieser ist auch extrem wichtig für das Komponieren, das natürlich bei mir als Komponist auch einen großen Teil meiner Zeit einnimmt.

Übst Du Gehörbildung, Harmonielehre oder Rhythmik noch gesondert in Deiner Überoutine ? Oder falls nicht, wie schaffst Du es, bewusst diese Bereiche in Dein Üben einzubauen ?

Ja, ich versuche immer Themen zu finden, die ich gesondert üben kann.

„Grundsätzlich würde ich vielleicht gar nicht ans Üben denken, sondern ans Musizieren.“

(Stefan Schultze)

An manchen Tagen will einfach mal nichts so gelingen, wie man es gerne möchte. Womit schaffst Du es auf andere Gedanken zu kommen ? 

In solch einem Fall ist es für mich am besten, mich von dem Prozess eine Weile zu „entfernen“, so dass der Geist loslassen kann.  Freunde treffen / Sport machen etc…

Wie hat sich das Üben im Laufe Deiner Musiker-Karriere verändert ?

Es ist weniger fest geworden. Jede Beschäftigung mit Musik kann für mich einen sinnvollen Übecharakter haben. Grundsätzlich würde ich vielleicht gar nicht ans Üben denken, sondern ans Musizieren, beziehungsweise an die Beschäftigung mit Musik durch verschiedene Formen. Für mich öffnet sich dann ein etwas weiterer Raum, eine Art Musizierzeit, zu der dann auch das aktive Hören, Lesen, Komponieren, Improvisieren, Musikmachen in der Gruppe etc. dazuzählt.

Hast Du eine bestimmt Routine, mit der Du an ein neues Stück, das Du gerne lernen möchtest, herangehst ?

Ich habe keine feste Routine aber ich finde es gut mit einer Aufnahme zu starten und dann verschiedene Blickwinkel / Methoden wählen und einkreisend an das Thema heranzugehen.

Üben sollte ja nicht nur monotones Wiederholen, sondern im besten Fall auch Abwechslung und Kreativität sein. Was war die letzte (neueste) Idee, die Du bei deinem eigenen Üben in letzter Zeit ausprobiert hast ?

In letzter Zeit habe ich – vor allem, weil ich aufgrund von COVID19 weniger in meinem Proberaum war, vermehrt den Computer beim Üben eingesetzt und verschiedene Programme dazu ausprobiert. Besonders das Auswerten der Midi-Daten beim Üben kann sehr aufschlussreich sein und man kann im Vergleich zu Audio-Aufnahmen, sehr detailliert an verschiedenen Dingen arbeiten, besonders weil man Nachhinein die Daten ändern kann.

Hast Du einen bewusst gewählten freien Tag in der Woche ? Wie leicht fällt es Dir guten Gewissens diesen Tag auch wirklich frei zu halten ?

Nein.

Early Bird oder lieber spät am Abend üben ?

Early Bird.

Welchen Tipp würdest Du Deinem jüngerem, Erstsemester-Musikstudenten-Ich gerne mitgeben, um den Du damals froh gewesen wärst ?

Tauscht euch mit euren Kommiliton_innen über den Übeprozess aus. Man sollte als junger Studierender keine Scheu haben, anderen zu erzählen, was man übt. Alle üben und lernen immer weiter und jeder muss seinen eigenen / individuellen Prozess finden.


Euch gefällt, was Ihr hier ließt ?

Dieser Blog ist entstanden aus meiner Bachelor-Arbeit an der Hochschule der Künste in Bern und trägt sich leider noch nicht selbst. Ich freue mich also über jede einzelne, kleine Unterstützung.

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