Flow | https://what-is-practice.de/tag/flow/ BLOG Thu, 28 Mar 2024 11:19:23 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.2 https://what-is-practice.de/wp-content/uploads/2020/06/cropped-logo-wip-bunt-32x32.png Flow | https://what-is-practice.de/tag/flow/ 32 32 Wie übt eigentlich Max Frankl? https://what-is-practice.de/wie-uebt-eigentlich-max-frankl/ https://what-is-practice.de/wie-uebt-eigentlich-max-frankl/#respond Tue, 16 Mar 2021 08:19:45 +0000 http://what-is-practice.de/?p=3392 Echo-Gewinner Max Frankl ist nicht nur ein hervorragender Gitarrist. Er ist auch ausgewiesener Experte, wenn es um das Üben im Flow geht.

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Meine erste (wenn auch unpersönliche) Begegnung mit Max, war im Rahmen meiner Bachelor-Arbeit. Zum ersten Mal hatte ich etwas von der Technik „Üben im Flow“ gehört – und der Begründer dieser speziellen musikalischen Technik, Andreas Burzik, empfahl mir den in Zürich lebenden Jazz-Gitarristen.

Nach wenigen Klicks landete ich auf seiner Max Frankl Academy, in der er eine eigene Lern-Community für Gitarristen aufgebaut hat. Beginnend bei Harmonielehre bis hin zum perfekten Solo-Aufbau kann man hier alles von ihm erfahren.

Eine absolute Empfehlung an dieser Stelle ist sein E-BOOK „Üben im Flow“, welches ich mir damals auch gekauft habe. Darin beschreibt er die konkrete Anwendung der Flow-Technik im musikalsichen Alltag. Super hilfreich ist auch der passende Audio-Guide dazu.

Max Frankl mit Gitarre

Zu Max‘ musikalischen Stationen zählen unter anderem das Bundesjazz-Orchester (BuJazzO), ein Studium am Conservatorium von Amsterdam, parallel dazu Unterricht bei Wolfgang Muthspiel, Aufnahme ins European Jazz Orchester (als erster deutscher Gitarrist) und ein ECHO-Preis für den besten Gitarristen national.

Wer mehr über Max Frankl erfahren möchte, dem sei an dieser Stelle sein Podcast und seine Webseite sehr empfohlen.

Zum Podcast Guitar Hang-Out

Lieber hören statt lesen?

Die Folge mit Max Frankl lässt sich auf allen bekannten Streaming Plattformen kostenlos anhören:

Das Interview

Vervollständige folgenden Satz: Üben heißt für Dich….

In der Situation, der Musik auf den Grund gehen, die ich wahnsinnig gerne mag und die ich seit mehr als 20 Jahren lieb gewonnen habe.

Eine Situation, die mir Freude macht, aber in die ich auch hineinwachsen musste. Das Spielen von Musik war für mich immer schon eine große Freude – aber das Üben musste ich mir erarbeiten.
Jetzt inzwischen ist es so, dass ich auch so viele andere Sachen mache, dass wenn ich dann üben kann, dann ist das für mich das Highlight des Tages.

Welche Musik (Album / Künstler) läuft bei dir gerade in Dauerschleife ?

Ich höre mir gerade das neue Album von Pat Metheny „From this Place“ an. Das gefällt mir wahnsinnig gut und ist so ein Album, welches bei mir gerade dauernd läuft.

Welche CD hat Dich musikalisch (auf Dein Spiel bezogen) am meisten geprägt ?

Das kann ich so gar nicht sagen. Ich erinnere mich daran, dass ich viele Alben von John Scofield hatte. Zum Beispiel das „Blue Matter“ Album ganz früh. Das hatte ich so circa mit 15 Jahren. Ich hatte einiges von Wolfgang Muthspiel, viel von Pat Metheny und Bill Frisel – das würde ich sagen sind die wichtigsten Einflüsse. Mit Sicherheit auch Kurt Rosenwinkel, der dann ein bisschen später dazukam.

Wie sieht Dein typischer Übe-Alltag aus ?

Mein typischer Übe-Alltag sieht so aus, dass wenn ich mich auf Studio-Aufnahmen oder Gigs vorbereite, ich sehr sehr fokussiert bin. Das heißt, das Üben ist dann die erste und wichtigste Sache am Tag. Davor gibt es gar nichts – da wird kein Handy angeschaltet, da kann mich niemand erreichen, keine Mails und keine Anrufe. Ich bin dann vollkommen fokussiert und arbeite immer 1,5h Stunden. Anschließend mache ich dann eine halbe Stunde Pause, das heißt ich gehe mal kurz raus oder hole mir einen Kaffee.

Die 1,5 Stunden sind sehr intensiv. Hier mache ich immer eine Art „Sprint“. Nach 20 Minuten gibt’s immer mal wieder kleine Pausen, in denen ich kurz aufstehe und mich kurz „schüttle“. Die Gitarre ist auch ein physisch anstrengendes Instrument und da muss man einfach schauen, dass man nicht in eine komische Übehaltung kommt und einem der Rücken wehtut.

Ein sehr typischer Übe-Alltag geht dann von morgens bis mittags, dann gibt es Mittagessen und anschließend mache ich andere Sachen.

Wie gehst du mit Fehlern um?

Für mich ist Fehler gar kein Begriff, den ich richtig fassen kann. Am ehesten ist ein Fehler für mich, dass ich bei einer Aufnahme im Tonstudio einen Ton nicht erwischt habe und es dieses typische „Plop-Geräusch“ macht, welches entsteht, wenn man einen Ton zwar anschlägt, aber nicht richtig gegriffen hat. Auf Studio-Aufnahmen höre ich mir an wie es klingt. Wenn es mich stört, schneide ich es raus, wenn nicht lasse ich es drin. Ansonsten ist es für mich beim Üben so, dass es in dem Sinne eigentlich keine Fehler gibt, sondern es sind einfach Erfahrungen, die ich mache und die ich beobachte.

Ich versuche beim Üben sowieso nie zu werten. Deswegen betrachte ich das auch nicht als Fehler, sondern Sachen, wo ich gesagt bekomme: „Da musst du noch mal ran. Hier muss ich nochmal üben.“

Viele kleine Übe-Einheiten oder lieber ein paar längere am Stück? Und warum?

Wie vorhin schon gesagt, übe ich in 1,5 Stunden Blöcken mit voller Konzentration und dann eine halbe Stunde Pause. Das kann ich zweimal am Tag machen und dann bin ich komplett fit auf dem Instrument und bin auch irgendwie glücklich nach dieser Zeit.

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Was hilft Dir, nach einem anstrengenden Tag, um am Besten auf andere Gedanken zu kommen?

Auf jeden Fall hilft mir Sport. Auch in die Natur zu gehen. Hier in Zürich gibt es einen wunderschönen See, an den man sich setzen kann. Kurzum: Bewegung, frische Luft und Espresso trinken (oder Grünen Tee, geht beides).

Wie schaffst du es / Wie hast du es geschafft Dein Üben langfristig zu strukturieren ?

Grundsätzlich ist es so, dass ich immer sehr klar weiß, warum ich übe. Sprich, es ist nicht so, dass ich mich hinsetzte und denke „jetzt müsste ich mal wieder üben“ und dann übe ich fünf Stunden, um die Gitarre dann wieder wegzulegen.

Wenn ich übe, habe ich immer also ein konkretes Ziel vor Augen. Zum Beispiel fit zu werden für eine Studio-Aufnahme. Dieses Ziel ist dann das wichtigste Ziel und gilt für circa zwei bis vier Wochen. Hieran orientiere ich mich dann – wie bei einem Stern am Himmel.
Das große Ziele unterteile ich dann in viele kleinere. Das kann dann zum Beispiel in der ersten Woche sein, den Notentext gut kennenzulernen, in der zweiten Woche bei den Soli sicherer zu werden und dann in der dritten Woche das Gesamte mal anzuschauen.
Die vierte Woche ist dann dafür da, um an den Punkt zu kommen, dass ich das Gefühl hab, am Tag der Studio-Aufnahme bin ich auf meinem Höhepunkt.

Und dafür braucht es übrigens auch Pausen – diese sind sehr wichtig. Sprich, wenn ich von Montag bis Freitag übe und ich weiß, ich hab am Sonntag eine Probe, in der wir das Programm spielen, übe ich am Samstag und Sonntag (bis auf ein kleines Warm-Up) nicht.

Wie hat sich das Üben im Laufe Deiner Musiker-Karriere verändert (vor allem durch die Anwendung der „Üben im Flow“-Technik?

Ich hab die Technik „Üben im Flow“ von Andreas Burzik auf einem Seminar kurz vor dem Abschluss meines Studiums kennengelernt. Mir war schon direkt nach dem ersten Tag bewusst, dass dies bei mir sehr viel verändern wird.

Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits verschiedenen Techniken sehr aufgeschlossen gegenüber und hatte das Buch „Effortless Mastery“ von Kenny Werner und „Der Mozart in uns“ („The Inner Game of Music“) gelesen. Diese „Üben im Flow“ Technik, die Andreas uns damals gezeigt hat, war für mich intuitiv richtig. In dieser Phase habe ich mich angefangen richtig auf so Projekte vorzubereiten. Damals waren wir gerade mit den European Jazz Orchestra auf Tour – hierauf habe ich mich dann im Flow vorbereitet.

Ich muss einfach sagen, dass ich immer noch auf diese Technik zurückgreife, wenn ich etwas üben will, weil ich weiß, dass es dafür sorgt, dass ich es gut kann, dass ich glücklich bin beim Üben und, dass ich vorankomme so schnell es geht. Wobei das Tempo von diesen drei Dingen noch das Unwichtigste ist. „Üben im Flow“ hat mir die Möglichkeit gegeben Ziele zu erreichen auf dem Instrument und den Weg dahin zu genießen. Ich habe irgendwann dann ja auch selbst ein Buch geschrieben („Üben und Spielen im Flow“), welches es in meiner Academy gibt. Hier hab ich versucht meine Tricks zu verraten und passend dazu auch einen Audio-Guide, also ein Hörbuch gemacht, wo ich erzähle, was ich dort mache.

„Ich muss einfach sagen, dass ich immer noch auf diese Technik zurückgreife, wenn ich etwas üben will, weil ich weiß, dass es dafür sorgt, dass ich es gut kann, dass ich glücklich bin beim Üben und, dass ich vorankomme so schnell es geht.“

(Max Frankl)

Hast Du eine bestimmte Routine, mit der Du an ein neues Stück herangehst ?

Nein, eigentlich nicht. Die Routine könnte im ersten Schritt sein, dass ich versuche möglichst tief in die Musik einzutauchen. Dass ich als zweites versuche den Notentext möglichst gut zu lernen, also alle Artikulationen erstmal wegzulassen und nur mal „durch die Töne“ zu gehen. Das ist eigentlich schon eine sehr „Flow-gelernte“ Herangehensweise, wo ich mich noch sehr gut erinnern kann, wie Andreas Burzik das damals im Workshop vorgemacht hat. Ich würde also sagen, meine Routine ist im Flow die Sachen zu üben.

Üben sollte ja nicht nur monotones Wiederholen, sondern im besten Fall auch Abwechslung und Kreativität sein. Was war die letzte (neueste) Idee, die Du bei deinem eigenen Üben in letzter Zeit ausprobiert hast ?

Die Sache, die ich in letzter Zeit ausprobiert habe, war wie viel Aufwärmprogramm ich brauche, um über einen gewissen Zeitraum fit zu werden auf dem Instrument. Ich erkläre das mal etwas besser:

Ich finde, dass wir übers Spielen sehr viel wissen – also sehr viel Theorie, Harmonielehre, Substitutionen, Akkorde und so weiter. Aber für mich ist das entscheidende Kriterium, kann ich das was ich im Kopf höre auch wirklich auf dem Instrument umsetzen. Und wenn ich übe, dann ist das eigentlich mein Ziel. Ich möchte so fit sein wie möglich, um das, was ich da höre, umsetzen zu können. Dafür, habe ich nun für mich definiert, reichen eigentlich 20 Minuten pro Tag.

Zwanzig bis dreißig Minuten mit den richtigen Übungen machen mich, wenn ich 10 bis 14 Tage übe, total fit auf meinem Instrument. Das ist eine Sache, die sehr spannend ist. Ich übe dann zwanzig Minuten dieses Programm und den Rest von der Zeit übe ich Stücke, lese (die Stücke) und improvisiere usw.

Das ist für mich eine gute Erkenntnis gewesen: herauszufinden wie viel es für mich braucht (von diesem strukturierten Übeprogramm), damit ich mich fit fühle für die Musik und wie lange es dann dauert, bis ich andere Sachen machen kann.

„Und wenn ich übe, dann ist das eigentlich mein Ziel. Ich möchte so fit sein wie möglich, um das, was ich da höre, umsetzen zu können.“

(Max Frankl)

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Motivation: „Fähig ist, wer viel dazulernt“ https://what-is-practice.de/faehig-ist-wer-viel-dazulernt/ https://what-is-practice.de/faehig-ist-wer-viel-dazulernt/#respond Tue, 09 Mar 2021 20:46:00 +0000 http://what-is-practice.de/?p=3297 Wie schaffen wir es langfristig motiviert zu bleiben? Worin unterscheiden sich Erfolgsmotivierte von Misserfolgsmotivierten Menschen?

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Wie wir langfristig motivierter werden

Inhalt.

  1. Das Motivationsdilemma – und was dieser Artikel will
  2. Den inneren Schweinehund überwinden – oder die Angst vorm Scheitern
  3. Was die Wissenschaft sagt
  4. Huhn oder Ei
  5. Vom Finden des richtigen „Gegners“
  6. Gesetz von Ursache und Wirkung
  7. Fähig ist wer viel dazu lernt – Letzter Akt in drei Teilen
  8. Zum Abschluss

Warum können wir Menschen eigentlich nicht ständig top motiviert sein? Diese Frage dürfte sich wohl bereits ein jeder von uns gestellt haben, der für eine Klassenarbeit, ein Referat oder nur für einen Test lernen musste. Kurzum: Wahrscheinlich alle.

Das Problem beim „ständig-top-motiviert-sein“ ist allerdings, dass wir all unsere Ziele plötzlich gleichzeitig erledigen wollen. Also während wir Kaffee-trinkend beim Frühstück sitzen und im Hintergrund die Radio-Nachrichten hören, lesen wir uns Rezepte für das Mittagessen durch, besprechen parallel dazu mit unserem Partner*in den Ausflug fürs Wochenende und planen im Kopf bereits die nächste Unterrichtsstunde für einen neuen Schüler am Ende des Monats. Niemand würde dieses Grundrauschen im Kopf wohl auf Dauer aushalten. Unser Körper muss also priorisieren und abwägen, für welche Ziele wir uns sofort motivieren sollten und welche wir noch etwas hintanstellen könnten. 

Das Motivationsdilemma – Und was dieser Artikel will

Das Dilemma der Motivation ist dabei, dass sich der Lohn unserer Arbeit – wenn überhaupt – erst später einstellen wird, während Anstrengung und Verzicht sofort erfolgen müssen. Es gilt also, den eigenen Geist so zu „manipulieren“, dass wir unsere Motivation langfristig am Leben halten können und nicht entmutigt, auf halber Strecke, unsere Ziele fallen lassen.

Allerdings so individuell unser aller Leben ist, so individuell fallen selbstverständlich auch Lösungen für unsere ganz eigenen, großen und kleinen, Motivationskrisen aus. Dieser Artikel versucht dem indes nicht markige Kalendersprüche à la #getmotivated entgegenzusetzen, sondern Empirie und aufbereitetes psychologisches Fachwissen. Am Ende kann jedoch immer nur das „In-Sich-Hineinhorchen“ eines jeden Einzelnen stehen, um das zu finden, was einen wirklich antreibt. Ein paar Tricks dahin, kann ich hingegen schon verraten.

Auf meinen Instagram-Kanal habe ich für diesen Artikel eine kleine Umfrage gestartet.

Wie leicht fällt es Euch gerade den inneren Schweinehund zum Üben zu überreden?

    

Den inneren Schweinehund überwinden – oder die Angst vorm Scheitern

Die Frage warum wir uns für manche Aufgaben sehr leicht motivieren können und es uns bei anderen so unsagbar schwer fällt, beschäftigt wohl Künstler*innen seit jeher. Der amerikanische Autor und ehemalige Marine-Soldat, Steven Pressfield, formulierte in seinem Buch „The War of Art dazu die These der „Resistance“. Die Grundidee dabei: Je wichtiger uns eine Aufgabe ist, desto größer unser Widerstand („Resistance“) ihr gegenüber. An einer Vielzahl von Beispielen versucht er diese These daraufhin zu untermauern. So führt er beispielsweise die amerikanische Talkshow „Inside the Actors Studio“ an, in der Host James Lipton regelmäßig seine Schauspieler-Gäste fragt, warum sie bestimmte Rollen annehmen. Nach Pressfields Auswertung der Gespräche scheint sehr häufig Angst als Hauptmotivation gedient zu haben.

Lässt sich in der Konsequenz also die These aufstellen, dass der innere Schweinehund nur durch die Angst vor dem Scheitern überwunden werden kann?

Was die Wissenschaft sagt

Die Psychologie unterscheidet zwischen Erfolgsmotivierten (HE) und Misserfolgsmotivierten Menschen (FM).

Während die erste Gruppe dabei Ziele bevorzugt, die den früheren Leistungsstand leicht überschreiten, lässt sich bei den Misserfolgsmotivierten Menschen eine Teilung in zwei Untergruppen beobachten: Diejenigen, die sich unrealistisch hohe und diejenigen, die sich dagegen unrealistisch niedrige Ziele setzen. An dieser Stelle ist gleichwohl anzumerken, dass beide Motivtendenzen (korrelationsstatistisch) unabhängig voneinander sind. Dies führt dazu, dass es sowohl Personen gibt, deren Verhalten durch das Streben nach Erfolg, als auch durch die Vermeidung von Misserfolg geprägt ist.

Wahrscheinlich würden wir die von Steven Pressfield ausgewerteten Schauspieler-Interviews (die, getrieben von ihrer Angst zu scheitern) daraufhin, zumindest in diesem Aspekt, der Gruppe der Misserfolgsmotivierten Menschen zuordnen.

Das Wissen um diese beiden verschiedenen Gruppen alleine hilft uns jedoch noch nicht weiter. Erst wenn wir uns die Gründe ansehen, wie wir Erfolg oder Misserfolg erklären, kommen wir unserer Motivation etwas näher.

Wie hat sich Eure Übequalität in den letzten Monaten verändert?

Huhn oder Ei

Wir wissen nun, dass sich Erfolgsmotivierte und Misserfolgsmotivierte Menschen im Formulieren ihrer Ziele unterscheiden. Gemäß dem Prinzip von Ursache und Wirkung entsteht so ein Kreislauf aus Zielsetzung, Ursachenzuschreibung (je nach Erfolg oder Misserfolg), Selbstbewertung und einem Resultat für unser Verhalten (entweder ein Meiden von Leistungssituationen oder ihr Aufsuchen).

Kreislauf von Misserfolgsmotivation
Kreislauf von Erfolgsmotivation

Der erste Schritt hieraus kann also nur an seinem Ursprung liegen: der (realistischen) Zielsetzung. Hierzu bedarf es natürlich neben einer genauen Vorstellung, was wir erreichen möchten, auch einer exakten Bestimmung unseres Status-Quos. 

Vom Finden des richtigen „Gegners“

Vor ein paar Jahren löste die Netflix-Serie „Das Damengambit“ einen echten Schach-Boom in Europa aus. Ausverkaufte Schachbretter und eine immens hohe Download-Zahl an Schach-Apps verzeichneten die unterschiedlichen Anbieter. Seit dieser Zeit dürfte vielen blutigen Schach-Anfängern (mich eingeschlossen) beim Begriff „Elo-Zahl“ weniger Fragezeichen in die Augen schießen, als noch vor einem Jahr. Für alle anderen ein kurzer Exkurs: 

Mit der Elo-Zahl misst man die Spielstärke von Schachspielern. Bei Turnieren werden dann die Teilnehmer gemäß dieses Wertes kategorisiert und tragen Partien gegeneinander aus. Entsprechend realistisch ist die Zielsetzung den Gegner in den ersten Runden nocch schlagen zu können.

Für unsere Übemotivation folgt daraus, dass wir nicht nur unsere eigene Elo-Zahl kennen sollten, sondern auch die unserer Gegner (den Übungen) – um im Schach-Bild zu bleiben. Hierzu empfiehlt die Psychologie die sogenannte Zielsetzungstheorie nach Gary Latham und Edwin Locke. Beide Wissenschaftler formulierten in den 1990er Jahren die bekannte S.M.A.R.T. – Formel. Hierzu erschien im letzten Jahr bereits ein ausführlicher Beitrag auf diesem Blog, der an dieser Stelle nochmals verlinkt ist.

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Übeplan Vorlage what is practice

Lade dir die Übeplan-Vorlage herunter

Die größte Herausforderung beim Üben ist es, sich auf bestimmte Aspekte zu fokussieren. Diese sinnvoll auszuwählen ist nicht immer leicht. Genau dabei hilft dir die what is practice Übeplan-Vorlage.

  • Definiere deine Ziele
  • Coaching-Tool zum Visualisieren deiner Stärken und Schwächen
  • Auswertungs-Vorlage, die dich beim Erreichen deiner Ziele unterstützt
  • Übe-Tipps

Gesetz von Ursache und Wirkung

Finden wir Übungen die unserer eigenen Elo-Zahl gleichkommen, ist das schon einmal ein vielversprechender Anfang. Die Aufgabe entspricht unserem aktuellen Kenntnisstand und ist somit für uns ein realistisches Ziel. Um nun zu vermeiden, dass wir in den Misserfolgskreislauf geraten, sollten wir vor allen Dingen unseren Wert als Person nicht mit dem Erfolg oder Misserfolg einer Aufgabe gleichsetzen.

Was heißt das?

Misserfolgsmotivierte Menschen erklären ausbleibende Erfolge oftmals mit mangelnder Begabung, wohingegen Erfolgsmotivierte Menschen zu wenig Anstrengung hierfür verantwortlich machen. Der Unterschied scheint subtil, hat aber enormen Einfluss auf unsere Motivation. Während Erfolgsmotivierte Menschen sich in Zukunft einfach mehr anstrengen werden, werden Misserfolgsmotivierte Menschen sich wieder Aufgaben suchen, die entweder viel zu leicht (hier werden sie sehr wahrscheinlich Erfolg haben), oder viel zu schwer (hier wäre ein Scheitern weniger schlimm) sind. 

Fähig ist wer viel dazu lernt – Letzter Akt in drei Teilen

Die Schlussfolgerung scheint nur logisch. Wenn wir es schaffen Misserfolgsmotivation in Erfolgsmotivation umzuwandeln kann es uns gelingen langfristig mehr Freude am Lernprozess zu haben und weiter engagiert unsere Ziele zu verfolgen. 

Der erste Schritt ist oben bereits beschrieben: Unsere Ziele müssen realistisch formuliert sein. Im zweiten Schritt müssen wir die Ursachen für unseren Erfolg oder Misserfolg genauesten hinterfragen. Wichtig ist dabei vor allen Dingen die richtige Bezugsgröße. Als Musiker*in vergleicht man sich oftmals mit seinen Vorbildern, mit Kolleg*innen, die einen selbst inspirieren. Und gewiss mag dieser Vergleich auch wichtig, richtig und im ausgewogenen Maß auch sehr motivierend sein. Der soziale Vergleich alleine, quasi als Dauerbezugsgröße, bewirkt allerdings das genaue Gegenteil. Es spiegeln sich hier lediglich Fähigkeitsunterschiede wider, die man in der Psychologie als „Leistungsdeterminanten“ bezeichnet. Sprich: Sie sind kurzfristig nicht wesentlich zu beeinflussen.

Besser ist es eine individuelle Bezugsnorm zu entwickeln: Ich bin fähig, weil ich viel dazulerne. Wir disziplinieren uns sozusagen selbst und entwickeln darüber hinaus realistischere Leistungserwartungen. Versagensängste und Scham machen Gefühlen wie Freude und Stolz über das Erreichen der eigenen Leistung Platz (Schritt drei).

Zum Abschluss.

Der Glaube an die eigene Lehrfähigkeit – TED TALK von Carol Dweck

Literaturverzeichnis / Endnoten

 Pressfield: The War of Art, S. 40.

Heckhausen (Hrsg.): Motivation und Handeln, 5. Auflage, S.171.

https://www.sueddeutsche.de/stil/schach-damengambit-boom-1.5181978 (letzter Zugriff: 10.03.2021)

Heckhausen, S. 206.

Heckhausen, S. 208.

Bak (Hrsg.): Lernen Motivation und Emotion. Allgemeine Psychologie II, 2019.

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Wie geht Üben im Flow? https://what-is-practice.de/ueben-im-flow/ https://what-is-practice.de/ueben-im-flow/#respond Tue, 14 Jul 2020 18:00:31 +0000 http://what-is-practice.de/?p=2682 Völlig in der Tätigkeit versunken vergessen wir alles um uns herum. Wir sind im Flow. Wie kann man das beim Üben erreichen. Wie geht Üben im Flow?

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Was ist Flow?

Wir alle kennen dieses Gefühl. Ob beim Sport, beim Lesen eines guten Buches, während eines anregenden Gespräches oder eben während des Übens. Völlig in der Tätigkeit versunken vergessen wir die Zeit und all das, was um uns herum gerade geschieht. Wir sind im Flow.

Dieser inzwischen ziemlich in Mode gekommene Begriff beschreibt die tiefe Versunkenheit in eine Aufgabe, bei der man scheinbar in einen trance-ähnlichen Zustand gerät und selbst schwierige Aufgaben weniger anstrengend ablaufen.[1]

„Flow is the way people describe their state of mind when consciousness is harmoniously ordered, and they want to pursue whatever they are doing for its own sake.”[2]

(Mihaly Csikszentmihalyi)

Geprägt wurde der Begriff besonders durch den amerikanischen Psychologen Mihaly Csikszentmihalyi, der Anfang der 1970er dieses Phänomen beschrieb, als er versuchte Glück zu erforschen. Sein Buch (übrigens eine absolute Leseempfehlung) versteht sich allerdings nicht als eine Handreichung für ein glücklicheres Leben, sondern eher als Beschreibung in welchen Bereichen Flow erfahren werden kann. Darunter auch die Musik.

Um in besagten Zustand von „optimal experience“, wie ihn Csikszentmihalyi oftmals umschreibt zu gelangen, bedarf es sieben Komponenten. Wobei die ersten drei als notwendige Voraussetzung gelten, um diesen Zustand zu erleben. Die übrigen vier sind lediglich fakultativ und beschreiben die subjektiven Empfindungen während des Flows.

7 Tipps, um in den Flow zu kommen

Notwendig

  1. Klarheit der Ziele
  2. Konzentration auf ein begrenztes Feld
  3. Das Verhältnis von Anforderungen und Fähigkeiten

Fakultativ

  1. Das Gefühl von Kontrolle
  2. Die Mühelosigkeit des Handlungsablaufs
  3. Die Veränderung des Zeiterlebens
  4. Das Verschmelzen von Handlung und Bewusstsein

Wie geht Üben im Flow?

Nun stellt sich natürlich die Frage, wie man einen derart paradiesischen Zustand beim Üben erreichen kann? Der Musiker und Diplom Psychologe Andreas Burzik beschäftigte sich eingehend mit Csikszentmihalyis Erkenntnissen und versuchte sie auf das musikalische Üben zu übertragen. Hierfür definierte er vier Prinzipien, um diesen Zustand beim Üben zu erleben. 

Üben im Flow wird demnach vor allem durch eine optimale und effektive Kraftübertragung vom Körper auf das Instrument, eine Fokussierung auf den eigenen Klang, das Gefühl von Anstrengungslosigkeit sowie den spielerischen Umgang mit dem Übematerial erreicht.[4] 

Die Dominanz sinnlicher Wahrnehmungen in dieser Auflistung (Kontakt zum Instrument und Klang) macht deutlich, dass diese Übetechnik besonders unsere Körperwahrnehmung fordert. Ziel ist es, sich ganz auf das Instrument einzulassen. Sich im wahrsten Sinne des Wortes mit ihm verbunden zu fühlen und dabei ganz auf den produzierten Klang einzugehen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit – erinnert man sich selbst allerdings an das eigene Üben, so verliert man sich tendenziell eher im Notenbild einer schwierigen Passage als im eigenen Klang. Gerade aber für intonierende Instrumente kann dies besonders hilfreich sein (Stichwort Obertöne). 

Passives Gehirn, aktiver Körper

Die allgemeinen, kognitiven Aspekte des Übens (Ziele festlegen, Definition des Verhältnisses von Anforderung und Fähigkeit – vielleicht kann Dir hier die Pomodoro-Technik helfen?) müssen demnach vor der jeweiligen Übeeinheit erfolgen. Obwohl es bis heute noch keine explizite neurophysiologische Flow-Forschung gibt, so scheinen sich diese Erkenntnisse jedoch mit Ergebnissen aus dem Elektroenzephalogramm (EEG) zu decken. Hier stellte man Theta-Wellen-Aktivität, die sonst nur in Trance- oder Meditationszuständen und beim Dösen im Schlaf messbar sind, auch in Situationen extremer Aufmerksamkeit fest. Der Neurophysiologe Wolfgang Larbig deutete dieses Paradoxon mit einer Art Mikroschlaf der nicht benötigten Hirnareale – oder verkürzt ausgedrückt: „[…]passives Gehirn, aktiver Körper.“[5].

Üben im Flow in der Jazz-Improvisation

Tatsächlich lässt sich diese Art von Mikroschlaf bestimmter Hirnregionen auch im Bereich der Jazz-Improvisation feststellen. Wie eine Studie von Charles Limb und Allan Braun nahelegt, wird der dorsolaterale präfrontale Cortex (DLPFC) während der Improvisation weitgehend zugunsten des medialen präfrontalen Cortex (MPFC) deaktiviert.[6] Der DLPFC ist unter anderem das Arbeitsgedächtnis unseres Gehirns und ebenso verantwortlich für Planung als auch für die Entwicklung von Hemmungen. Improvisation, oder stark vereinfacht ein „spielerischer Umgang mit dem Übematerial“ führt offensichtlich also unweigerlich zu einem tranceähnlichen Zustand in unserem Gehirn.[7]

Selbstverständlich reicht diese Tatsache alleine noch nicht aus, um beim Üben den Zustand des Flows zu erleben. Mindestens die Punkte eins bis drei der sieben Komponenten fehlen noch. Eine konkrete Auseinandersetzung mit der Frage „Was soll gelernt werden?“ bleibt einem also weiterhin nicht erspart. Nicht nur bei der Flow-Methode, sondern auch ganz allgemein, ist es also unabdingbar eine persönliche Übestrategie und –plan zu entwerfen, der einem hilft die persönlichen Ziele zu erreichen. 


Quellen

[1] vgl.: Burzik, Andreas: Üben im Flow. Eine ganzheitliche, körperorientierte Übemethode, in: Mahlert, Handbuch Üben, S. 265-286, hier: S. 265.

[2] Csikszentmihalyi, Mihaly: Flow. The Psychology of Optimal Experieince, New York 1991, S. 6.

[3] vgl.: Burzik, Üben im Flow, S. 265-268.

[4] vgl.: Burzik, Üben im Flow, S. 273-276.

[5] Bongartz, Walter; Luczak, Hania; Warter, Stefan: Hypnose. Die Macht des verborgenen Ich, in: GEO 2 (1995), S. 16-36, hier: S. 33.

[6] Braun, Neural Substrates of Spontaneous Musical Performance.

[7] An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Studie von Limb und Braun auch vielfach kritisiert wurde, da sie aufgrund der geringen Teilnehmerzahl von sechs Pianisten nicht repräsentativ genug sei.

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