Köln | https://what-is-practice.de/tag/koeln/ BLOG Wed, 27 Mar 2024 14:31:04 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.2 https://what-is-practice.de/wp-content/uploads/2020/06/cropped-logo-wip-bunt-32x32.png Köln | https://what-is-practice.de/tag/koeln/ 32 32 Wie übt eigentlich Barbara Barth? https://what-is-practice.de/wie-uebt-eigentlich-barbara-barth/ https://what-is-practice.de/wie-uebt-eigentlich-barbara-barth/#respond Tue, 16 Nov 2021 14:17:00 +0000 http://what-is-practice.de/?p=3965 Barbara Barth und ich kennen uns noch von der Hochschule für Musik in Saarbrücken. Was ich allerdings lange nicht wusste, sie studierte vor ihrem Gesangsstudium an der Folkwang Universität der Künste in Essen auch bereits erfolgreich den Bachelor-Studiengang Psychologie. Heute verbindet sie ihre beiden Leidenschaften und arbeitet einen Tag pro Woche als Psychologin in einer… Weiterlesen »Wie übt eigentlich Barbara Barth?

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Barbara Barth und ich kennen uns noch von der Hochschule für Musik in Saarbrücken. Was ich allerdings lange nicht wusste, sie studierte vor ihrem Gesangsstudium an der Folkwang Universität der Künste in Essen auch bereits erfolgreich den Bachelor-Studiengang Psychologie.

Heute verbindet sie ihre beiden Leidenschaften und arbeitet einen Tag pro Woche als Psychologin in einer Praxis und bietet ein spezielles Resilienztraining für Musiker*innen an.

Was der Begriff genau meint, was man sich von ihrem Training erhoffen darf und warum aktuell das Thema mentale Gesundheit in der Musikbranche so präsent ist, darüber haben wir im Podcast gesprochen. 

Barbara Barth
Barbara Barth
(Foto-Copyright: pgwiazda Photographie)

Dieses Interview ist besonders, denn es steht auch noch ganz im Zeichen einer neuen Rubrik, die es seit Oktober hier auf dem Blog gibt. Nämlich dem Format „In der Sprechstunde“. 

Darin beantworten Expert*innen Eure Fragen zu einem halbjährlich, wechselnden Thema. Den Anfang machte der große Themenkomplex „Mentale Gesundheit“. An dieser Stelle nochmal ein herzliches  Dankeschön an die Psychologin Nathalie Mong, die als Expertin die ersten Fragen beantwortete.

Wenn ihr euch nun noch fragt, was mentale Gesundheit mit Eurem Übe-Alltag zu tun hat, dann seid auf das Gespräch gespannt.

Mehr Informationen zu Barbara Barth findet Ihr unter: www.barbarabarth.de

Lieber hören statt lesen?

Die Folge mit Barbara Barth lässt sich auf allen bekannten Streaming Plattformen kostenlos anhören:

Das Interview

Vervollständige folgenden Satz: Üben heißt für Dich….

Ein Ziel haben und verfolgen. Also vorher zu wissen was möchte ich eigentlich lernen und wie komme ich dahin. Üben bedeutet für mich daher auch immer Struktur haben. Das habe ich im Studium ganz viel gebraucht und ist auch das, was ich heute den Studierenden vermittle. 

Deshalb bedeutet Üben für mich erst einmal klar haben was, wie, wann und auch wie lange. Es braucht für mich immer auch einen guten Rahmen.

Welche Musik (Album / Künstler) läuft bei dir gerade in Dauerschleife ?

Ich höre nach wie vor, quasi eine Art Dauerbrenner seit ich angefangen habe Jazz zu singen, die Sängerin Tierney Sutton. Ich mochte sie von Anfang an und habe sie mit der Zeit immer mehr schätzen gelernt, da ich mich immer mehr reinhören konnte was sie und ihre Band da eigentlich macht.

Würdest du sagen, dass sie dann auch die Musikerin ist, die dich für dein Spiel am meisten geprägt hat?

Nein, am meisten nicht. Aber sicherlich stark – vor allem was das Komponieren und Arrangieren betrifft. Ich merke das auch, wenn ich Studierenden jetzt Beispiele geben möchte, dann lande ich oft bei Arrangements ihrer Band. 

Man kann dann schön zeigen: das war der Standard, das hat die Band daraus gemacht und warum klingt der auf einmal so anders.

Wen ich auf jeden Fall ganz speziell nennen kann sind Maria Pia De Vito, Theo Bleckmann, Sidsel Endresen oder ganz traditionell Fay Claassen und Al Jarreau.

Aktuell bist du Teil von zwei Trios, einem Duo mit dem Pianisten Manuel Krass, deinem Quintett, dem JassLabb de Cologne und singst im Blue Art Orchestra. Daneben hast du einen Lehrauftrag in Saarbrücken und an der Hochschule Osnabrück und bist Teil des PENG Kollektivs. Wie kann man sich Deinen typischen Übe-Alltag vorstellen ?

Die Zeit, in der ich am meisten geübt habe in meinem Leben ist wirklich das Studium und die Zeit davor gewesen. Da hatte man jeden Tag Zeit und es ist ja auch sozusagen deine „Aufgabe“. Wenn man dann mit beiden Beinen im Berufsleben steht – und du hast ja gerade schon ein paar Projekte aufgezählt – ist schon viel, viel Zeit ausgefüllt. Das heißt, man muss sich dann schon hier und da die Zeit „abzwacken“. 

Natürlich ist das auch immer sehr davon abhängig, was gerade ansteht. In der vergangenen Woche habe ich beim Fuchsthone Orchester mitgesungen, wofür ich ein riesen Programm lernen musste. Da alle Stück neu für mich waren, habe ich mir natürlich in der Vorbereitung sehr viel mehr Zeit zum Üben genommen.

„Üben bedeutet für mich daher auch immer Struktur haben.“

(Barbara Barth)

Ich übe also meistens auf Konzerte hin. Wenn ich dann mal mehr Zeit habe, merke ich, dass auch wieder Raum da ist um Dinge zu üben, die mich interessieren. Dann transkribiere ich gerne ein Solo oder nehme ein transkribiertes Solo wieder aus dem Regal.

An meiner Stimmtechnik arbeite ich dagegen aber weiter regelmäßig. Einmal im Monat bin ich hierfür bei meiner Technik-Lehrerin. Die Stunde nehme ich dann meistens auf und versuche sie dann im Anschluss nochmals nachzuvollziehen.

Ich kann dir also gar keinen genauen Übe-Alltag sagen, der dann immer auf eine bestimmte Art und Weise ist. Ich kann nur sagen, dass zum Üben auch immer Pausen dazu gehören. Und Üben ist auch alles, was du bewusst aufnimmst und reflektierst. Gerade bei Stimmtechnik geht es auch viel darum physiologische Prozesse zu verstehen, oder zu empfinden was passiert, wenn ich dies oder jenes denke. Wie reagiert mein Körper ? Wie reagiert meine Stimme? Dies ist dann auch viel mentales Üben.

Übst du dann auch bewusst mental, wenn du beispielsweise unterwegs bist ?

Nein, wenn ich jetzt konkrete Stücke übe, dann übe ich diese schon immer am Instrument. Aber zur Frage „Wie funktioniert eigentlich mein Instrument und wie bringe ich es zum Klingen?“ – hier passiert viel mehr vor dem eigentlichen Singen. Beispielsweise mit der Einstellung zum Instrument, wie fühlen sich meine Muskeln an – bin ich frei oder macht etwas die Stimme eng? Diese Fragen haben auf jeden Fall sehr viel mit dem Kopf zu tun. 

Meine Technik-Lehrerin sagt beispielsweise, sie übe nur noch denkend. Sie hat vor einer Weile aufgehört zu singen beim Üben. Sie denkt nur noch die Töne und die Vokale und hat eine ganz starke Empfindung, was dabei an den Stimmlippen und im Kehlkopf passiert. Sie trainiert quasi nur noch Ruhe zu bewahren. Sie ist klassische Sängerin und daher ist es hier auch nochmal etwas anderes.

Aber ich kann ja auch eine Stunde am Tag meine Tonleitern auf und ab singen und dabei nichts geübt haben. Oder ich denke ein paar Mal das Richtige und programmiere auf diese Weise meinen Körper und habe dann viel mehr erreicht im Vergleich.

Spannenderweise habe ich gerade vor zwei Wochen das Buch von Renate Klöppel „Mentales Training als Musiker“ entdeckt und mich in dem Zusammenhang erstmals mit mentalem Üben auf meinem Instrument beschäftigt. Es ist super spannend sich in dieses Mindset zu bringen und sich vorzustellen „Wie fühlen sich meine Muskeln an, wenn ich spiele“. Also in jedem Fall ein super interessantes Thema, welches aber vielleicht zu ausufernd für diesen Rahmen nun wird.

Aber weil du nun gerade zur Konzertvorbereitung gefragt hast. Das eine sind die Töne lernen. Die Stücke lernen. Habe ich eine Stelle, an der ich improvisiere? Dann übe ich diese Stelle.
Aber das andere ist sich darauf einzustellen, was habe ich zum Beispiel für Befürchtungen, Zweifel und Ängste – und was macht das dann wieder mit meiner Stimme und meiner Musikalität. Das ist mindestens genauso wichtig, wie die richtigen Töne zu üben.

„Man sollte das Vertrauen haben, dass wenn ich mich mit etwas bewusst beschäftige, dies einen Effekt haben wird – auch, wenn dieser noch etwas Zeit braucht.“

(Barbara Barth)

Wie schaffst du es / Wie hast du es geschafft Dein Üben langfristig zu strukturieren ?

Puh, das ist eine sehr allumfassende Frage (lacht). Ich habe mir dann immer Übungen gebaut. Für mich stand immer im Vordergrund, dass ich improvisieren lernen möchte. Es fließt ja letzten Endes so viel zusammen bei dem was und wie man etwas übt und was man dabei lernt. 

Wenn ich jetzt improvisieren übe, dann lerne ich etwas über Harmonielehre, ich muss mich am Klavier begleiten – ich übe also Klavier-Spielen – ich lerne Gehörbildung und lerne Intervalle und Skalen hören. Man übt ja zumeist ganz vieles miteinander und schaut dann auf dem Weg, wo einen das Ganze hinbringt.
Wichtig ist dabei auch, dass man in der Lage sein sollte sein Ziel von Zeit zu Zeit anzupassen. Man kann jetzt nicht sagen „ich möchte in zwei Jahren dies und jenes erreichen“ und merkt dann auf dem Weg, dass sich möglicherweise das Interesse verändert hat. Große Ziele sind daher auf jeden Fall wichtig. Aber noch wichtiger, bezogen auf das Üben und vor allem zum Durchhalten, sind die kleinen Ziele. Das man zum Beispiel sagt, dass man ein eigenes Stück schreiben möchte, ein bestimmtes Stück gerne mal lernen will oder auch mehr Chromatik in der Improvisation nutzen möchte.

Hast du das dann damals auch in einer Art Übetagebuch festgehalten?

Ja, ich habe mir immer die Übungen ganz konkret aufgeschrieben, um Anhaltspunkte zu haben und auch dann Schritt für Schritt voran zu kommen. Man sieht dann „jetzt kann ich das schon und kann dann einen Schritt weiter gehen“.

Ich glaube viele wissen gar nicht so recht wie sie üben sollen und singen/spielen dann „einfach so rum“. Sie wundern sich dann, dass es nicht besser wird und verlieren schnell die Motivation. Daher ist es so unglaublich wichtig sich eine Struktur zu geben.

Zum Beispiel, wenn ich nun mit einer bestimmten Skala über ein Stück improvisieren lernen möchte, dann reicht es unter Umständen nicht, sich nur den Akkord hinzulegen und dann zu singen und zu schauen, was passiert. Besser ist wirklich konkret die Töne zu üben und mir eine Struktur zu schaffen, wie ich das machen kann. 

Ich glaube, dann muss man auch akzeptieren, dass Üben nicht unbedingt bedeutet sich kreativ am Instrument ausleben zu können. Sondern vielleicht erst einmal etwas herunter zu brechen und einmal das Gefühl zu haben, kurzzeitig auch schlechter zu werden. Das kennt man ja sicher: Wenn man sich mit etwas intensiv beschäftigt, fallen einem plötzlich die ganzen Dinge auf, die man noch nicht kann. Oder man ist so fokussiert darauf es richtig machen zu wollen, dass man das Gefühl hat, sich zu verschlechtern. Aber ich glaube, dass gehört fest zum Üben dazu. Man sollte das Vertrauen haben, dass wenn ich mich mit etwas bewusst beschäftige, dies einen Effekt haben wird – auch, wenn dieser noch etwas Zeit braucht.

Ich glaube Üben – oder besser werden – ist etwas, dass nicht einfach so passiert, sondern, dass ich mir wirklich erarbeiten muss.

Barbara Barth
Barbara Barth (Copyright © Juliane Guder)

Das hat ja auch ganz viel mit Wahrnehmung zu tun. Wie nehme ich mich selbst wahr beim Üben? Habe ich überhaupt eine gute Selbstwahrnehmung?

Genau, mache ich mir das eigentlich bewusst, was ich da singe. So ist es zumindest für den Prozess „Ich kann etwas noch nicht und möchte es üben“. Natürlich gibt es auch ganz viel, dass sich entwickelt, wenn man mit anderen Musiker*innen zusammen spielt, wenn man Musik hört oder auf Konzerte geht.

Aber wenn man eine bestimmte Sache übt, dann bin ich der Meinung, dass dies auf jeden Fall bewusst und strukturiert passieren sollte.

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Du hattest eben ja bereits angesprochen, dass du einen Tag in der Woche noch als Psychologin arbeitest. Würdest du sagen, dass dieses Studium dir als Musikerin geholfen hat eine besser Selbstwahrnehmung und Selbsteinschätzung zu entwickeln?

Es ist natürlich eine total persönliche und individuelle Sache, wie jemand in ein Studium geht und damit letztlich zurechtkommt. Und warum es bei mir so war, hat natürlich bestimmt auch mit dem Psychologie-Studium zu tun. Mir hat es auch geholfen, bereits vorher mal einen Studiengang gemacht zu haben. Daher war ich auch jemand, die immer recht strukturiert gewesen ist.

Das andere, was du vielleicht meinst, ob ich dadurch nun reflektierter war, oder schon besser mit mentalen Dingen umgehen konnte, weiß ich gar nicht. Ich glaube, das hängt auch immer stark an der persönlichen „Ausstattung“ und wie sich jemand damit auseinander setzten möchte. 
Ich fand es für mich total bereichernd dieses Studium gemacht zu haben. Man lernt in einem Psychologie-Studium ja immer auch die Dinge von verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Und dann realisiert man, dass immer viele Faktoren zusammen eine Rolle spielen und wir alle verschieden sind. Das war in jedem Fall grundsätzlich sehr bereichernd. 

Inzwischen verbindest du nun diese beiden Fachgebiete in einem speziellen Resilienztraining für Musiker*innen. Kannst du ganz kurz erklären was der Begriff meint und uns einen kurzen Einblick in das Seminar geben?

Resilienz ist, wenn man so möchte, das seelische Immunsystems unseres Körpers. Quasi die Abwehrkräfte der Psyche. Das bedeutet, wenn man resilient ist, kann gut mit Rückschlägen und Alltagsstress umgehen.

Gut umgehen bedeutet nicht, dass man keinen Stress hat oder nie Rückschläge erlebt. Sondern eher, dass man – über Rückgriff auf seine eigenen Ressourcen – mit Krisen und ganz alltäglichem Stress so umgehen kann, dass man gesund bleibt und dazulernt oder möglicherweise sogar gestärkt daraus hervorgeht.

„Resilienz ist, wenn man so möchte, das seelische Immunsystems unseres Körpers. Quasi die Abwehrkräfte der Psyche. Das bedeutet, wenn man resilient ist, kann gut mit Rückschlägen und Alltagsstress umgehen.“

(Barbara Barth)

Natürlich ist dies für alle Menschen wichtig. Warum es aber gerade für Musik-Studierende (oder Studierende allgemein) wichtig ist? 
Das Studium ist eine ganz besondere Lebensphase. Zum ersten Mal kommt man aus dem Elternhaus heraus, hat gerade Abitur gemacht und fängt allmählich an auf eigenen Beinen zu stehen. Alleine daher macht man bereits ganz viele Veränderungen mit und muss sich erstmal neu finden.

Dann kommt man in einen Pool von anderen Mitmusiker*innen und merkt plötzlich, dass man sich anfängt zu vergleichen. Man bekommt sehr viele Aufgaben von den unterschiedlichen Dozierenden mit und möchte diese natürlich auch gut erfüllen. Möglicherweise möchte man genauso gut sein, wie jemand bestimmtes und beginnt sich dann zu fragen, wieso man die Aufgabe noch nicht kann. Oder man etwa für ein Projekt nicht gefragt wird. Damit lernen so umzugehen, dass man psychisch gesund und motiviert bleibt ist in jedem Fall eine Herausforderung. Aber gleichzeitig auch total wichtig, weil es sonst sein kann, dass man seinen Beruf nicht weiter ausüben kann.

Geht es in dem Kurs dann auch darum, konkrete Übungen zu vermitteln oder hauptsächlich erst einmal ein Bewusstsein hierfür zu schaffen?

Beides. Ein Bewusstsein zu schaffen ist ja bereits eine Übung. Zum Beispiel geht es schon damit los, ein Bewusstsein zu schaffen, welche Ressourcen und Strategien (also Resilienzfaktoren) wir bereits alle haben. Wenn man sich hier im Kurs umhört, gibt es immer eine große Sammlung an Dingen, die die Studierenden machen, wenn es ihnen nicht gut geht. An Wegen, wie sie sich motivieren und wie sie mit Rückschlägen umgehen. Eigentlich alle haben hier bereits Erfahrungen und somit auch Fähigkeiten „im Gepäck“, über die sie sich gar nicht bewusst sind. Vor allem, weil sie oftmals denken, dass diese Strategien ja selbstverständlich seien. 

Andere, konkrete Übungen, die im Kurs vermittelt werden, sind Entspannungs- oder Atemtechniken. Meistens wirkt sich Stress oder Leistungsdruck ja auch körperlich aus. Darüber hinaus sind generell Pausen machen, Sport, gesunde Ernährung wichtig.

Auf der mentalen Ebene schauen wir uns dann an, welche Glaubenssätze und Annahmen (über mich und andere) stecken hinter meinem Verhalten. Dieses Zusammenspiel von Gedanken, Gefühlen und Verhalten – also, dass meine Gedanken Gefühle auslösen können. Dies wiederum beeinflusst, wie ich mich in bestimmten Situationen dann verhalte werde und bestätigt unter Umständen wieder meine Gedanken.

Würdest du sagen, dass man als Musiker*in hier mehr gefährdet ist, da man sich ja quasi immer am Vergleichen ist? Sowohl mit seinen Mitstudierenden, als auch mit seinen Idolen.

Ich glaube, es ist immer auch eine Persönlichkeits- und Kontextfrage. Auch in anderen Berufen gibt es diese Vergleiche.

Allerdings scheint unter Musiker*innen immer noch mehr dieses „Einzelkämpfertum“ zu existieren – komischerweise. Eigentlich sollte man sich viel mehr zusammentun. Zwar spielt man mal in einer Band zusammen, aber ansonsten bleibt jeder meistens für sich. In anderen Berufen gibt es sicher mehr ein „Nebeneinander“ – wohingegen in der Musik weiter gilt: entweder du oder ich. Entweder werde ich gefragt, oder jemand anderes. Selbst wenn man das gar nicht möchte und wir alle Kolleg*innen sind. 

Dazukommt, dass man in andern Berufen abends nach Hause kommt und dort eine ganz andere, private Person ist. Ich glaube wir als Musiker*innen kommen nie nach Hause. Wir sind immer mit unserer Musik und unserem Instrument verbunden. Das lässt sich nur schwerlich trennen. Als Musiker*in erlebt man eine musikalische Niederlage auch immer als eine persönliche.

„Ich glaube viele wissen gar nicht so recht wie sie üben sollen und singen/spielen dann „einfach so rum“. Sie wundern sich dann, dass es nicht besser wird und verlieren schnell die Motivation. Daher ist es so unglaublich wichtig, sich eine Struktur zu geben.“

(Barbara Barth)

Was in diesem Zusammenhang jedoch ganz schön festzustellen ist, dass spätestens seit Corona hier ein größeres Bewusstsein geschaffen wurde. Inzwischen gibt es ja auch den Mental-Health in Music (MiM) Verband und auch unter Musiker*innen stelle ich eine andere Wahrnehmung bei diesem Thema fest.

Ich glaube auch, dass nur wir alle zusammen das verändern können indem wir offen damit umgehen und aufhören uns gegenseitig etwas vorzumachen. Es nützt ja niemandem, wenn man versucht ständig eine „Hackordnung“ einzuführen.

Du hattest eben selbst Sport für dich als einen Resilieztipp angeführt. Was hilft dir nach einem anstrengenden Probe- oder Gigtag um abschalten und „runterkommen“ zu können?

Für mich ist immer super wichtig, dass ich genügend Schlaf habe und ausreichend Pausen mache. Einfach, dass ich mir den Tag nicht so voll packe. Wenn ich beispielsweise weiß, dass ich abends spät nach Hause komme, schaue ich, dass ich den nächsten Vormittag frei habe. Mir ist wichtig, dass ich gut für mich sorge. Dazu zählt natürlich auch gutes Essen irgendwohin mitzunehmen, wenn ich länger unterwegs bin. Überhaupt mir vorher zu überlegen, wann ich essen kann.

Für mich ist das Regenerative eher die Entspannung. Das heißt also auch in die Sauna gehen, oder in Ruhe auf der Couch zu liegen, oder etwas zu kochen.

„Ich glaube wir als Musiker*innen kommen nie nach Hause. Wir sind immer mit unserer Musik und unserem Instrument verbunden. Das lässt sich nur schwerlich trennen. Als Musiker*in erlebt man eine musikalische Niederlage auch immer als eine persönliche.“

(Barbara Barth)

Also Freiräume schaffen, das wäre dein Tipp?

Ja, auch für Freunde. 

Wenn ich merke, dass ich nicht gut drauf bin und beim Üben feststelle, dass es nicht besser wird, dann weiß ich, dass ich besser aufhören sollte. Vielleicht höre ich dann sogar für die nächsten drei Tage auf. Und schaue dann nochmal, wenn ich in einer besseren Stimmung bin und netter mit mir umgehe, was dann herauskommt.

Üben sollte ja nicht nur monotones Wiederholen, sondern im besten Fall auch Abwechslung und Kreativität sein. Was war die letzte (neueste) Idee, die Du bei deinem eigenen Üben in letzter Zeit ausprobiert hast ?

Vor kurzem neu entdeckt kann ich nicht sagen, aber was ich immer super gerne mache ist transkribieren und Transkriptionen singen. Dabei möchte ich diese so verinnerlichen, dass ich sie nicht einfach nur einmal zur Aufnahme mitsingen kann, sondern Ton für Ton wirklich so „reingehen“, dass ich verstehe was der/ die Komponist*in hier gemacht hat. Natürlich auch Licks herausnehmen. Es macht richtig Spaß, wenn man merkt, dass die Dinge dann in sein eigenes Improvisieren übergehen.

Was mich inzwischen schon seit sechs Jahren beschäftigt (daher auch nicht unbedingt mehr neu), ist die Funktionale Stimmtechnik. Sie hat mir so viel über mein Instrument, die Stimme, erst einmal beigebracht. Ich kann hier ganz in mir ruhend und mit ganz viel Aufmerksamkeit drei Mal „A“ singen und habe dabei so viel gelernt, wie ich mein Instrument benutzen sollte. Das ist für mich immer noch „neu“ und faszinierend.

Was ich vor allem während Corona schätzen gelernt habe, ist die Fülle an Übe-Material bei Youtube oder tolle Apps, wie von deinem letzten Interview Gast Steffen Weber. Dass es hier so viel gutes Material gibt, mit dem es Spaß macht zu üben. Vor allem, wenn man durch ausbleibende Konzerte nicht so viel Routine hat. 

Hast Du einen bewusst gewählten freien Tag in der Woche ? Wie leicht fällt es Dir, guten Gewissens diesen Tag auch wirklich frei zu halten ?

Ich versuche schon zu schauen, dass es insgesamt ausgeglichen ist. Das heißt ich achte schon darauf, dass ich frei habe und vor allem Freiräume für mich habe, um meine Sachen zu machen. Also um mich mit meinen Projekten zu beschäftigen, um in Ruhe üben zu können, um meine Technik-Übungen machen zu können. Das ist bei mir zum Beispiel immer der Freitag. Mittwochs habe ich ähnliches Zeitfenster für mich. Aber, dass muss ich mir dann auch bewusst in den Kalender schreiben.

Bei Terminen, beispielsweise zur Organisation des PENG-Festivals, versuche ich dann dafür konsequent zu sein und zu sagen „Sonntag geht nicht“.

Early Bird oder lieber spät am Abend üben ?

Das kommt total auf die Tagesform an. Wenn ich viele andere Sachen erst einmal anfange, fällt es mir schwer nochmal ins Üben zu kommen.

Ein ziemlich guter Tipp, den ich selbst mal bekomme habe, ist: Das Erste am Tag sollte etwas Kreatives sein. Anschließend kann man dann den anderen Kram machen.

„Ein ziemlich guter Tipp, den ich selbst mal bekomme habe, ist: Das Erste am Tag sollte etwas Kreatives sein.“

(Barbara Barth)

Allerdings geht es mir manchmal so, wenn die Sonne schon untergegangen ist, dass ich dann nochmal Lust bekomme von 20h bis 22h Üben zu gehen. Und dann läuft es voll. Manchmal ist es einfach unberechenbar. Ich glaube was für mich gut ist ist, aufmerksam zu sein, für das, was gerade in mir passiert und was mir gut tut. Besonders rechtzeitig zu merken, wann ich aufhören sollte. Das ist auch unabhängig von der Tageszeit. 


Ich hab hierauf schon wieder keine pauschale Antwort, wie du merkst (lacht).

Was lernst (übst) Du gerade, was Du noch nicht kannst ? (auch gerne nicht-musikalisch)

Ich glaube, ich muss ganz viel üben nicht so sehr mit mir zu hadern. Und dranzubleiben und weiterzumachen, auch wenn ich die Dinge einfach nicht perfekt kann. Dann zu sagen: „Ok, es ist trotzdem gut.“ Vor allem nicht die ganzen Dinge, die ich gut kann, plötzlich auch nicht mehr gut genug zu finden. Das ist für mich mitunter das Wichtigste.

Ich glaube das Wichtigste ist zu lernen zufrieden zu sein, auch wenn man ganz viele Dinge noch nicht kann. Davon sich nicht grundsätzlich demotivieren zu lassen – sondern mit den Dingen, die man bereits gelernt hat zu sagen: „Damit kann ich doch jetzt schon mal gut weitermachen.“

Das schließt ja nun auch den Kreis zur Selbstwahrnehmung und dem vorhin angesprochenen Resilienztraining.

Ja. Für mich hat sich die Frage „was ist üben?“ wirklich dahingehend verändert. Im Studium habe ich es immer durchgezogen. Jeden Tag. Das ist auch total gut gewesen, weil ich dadurch auch eine gute Basis mitnehmen konnte. 

Aber ich merke inzwischen immer mehr, dass es total wichtig ist, mit mir gut umzugehen und auch Abstand vom Üben nehmen zu können. 

Welchen Tipp würdest Du Deinem jüngerem, Erstsemester-Musikstudenten-Ich gerne mitgeben, um den Du damals froh gewesen wärst ?

Eigentlich habe ich immer davon profitiert im Studium, dass ich so strukturiert geübt habe. Aber was ich gebraucht hätte, wäre ein Person gewesen, die sich eher den mentalen Themen mit mir gewidmet hätte und mich da besser aufgefangen hätte.

„Ich glaube, ich muss ganz viel üben nicht so sehr mit mir zu hadern. Und dranzubleiben und weiterzumachen, auch wenn ich die Dinge einfach nicht perfekt kann.  Vor allem nicht die ganzen Dinge, die ich gut kann, plötzlich auch nicht mehr gut genug zu finden. Das ist für mich mitunter das Wichtigste.“

(Barbara Barth)
Bildnachweis:

Titelbild von pgwiazda Photographie

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Wie übt eigentlich Martin Hutter? https://what-is-practice.de/wie-uebt-eigentlich-martin-hutter/ https://what-is-practice.de/wie-uebt-eigentlich-martin-hutter/#comments Wed, 09 Dec 2020 14:07:35 +0000 http://what-is-practice.de/?p=2973 Der Trompeter Martin Hutter gilt als Weltenbummler zwischen traditioneller Blasmusik und moderner Musik (MOOP MAMA).

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Martin Hutters Tätigkeit als Musiker und Trompeter könnte man recht zweifelsfrei auch in einem Wort beschreiben: Weltenbummler. Seit nunmehr zehn Jahren ist er Gründungsmitglied und Trompeter der Brass-Band „MOOP MAMA“. Gleichzeitig kann man ihn aber ebenso leidenschaftlich bei „Ernst Hutter & Die Egerländer Musikanten – Das Original“ hören. Auch in der SWR Big Band trifft man ihn hin und wieder an. Kurzum ein viel beschäftigter Musiker, der in der übrigen (knappen) freien Zeit, auch gerne noch Workshops gibt und sein Wissen um die Trompete an andere Musiker vermittelt. Wie übt er eigentlich für all diese Projekte?

Martin Hutter
Martin Hutter

Darüber hinaus ist Martin seit zwei Jahren im familieneigenen Label HUTTER MUSIC aktiv.

Das Interview

Vervollständige folgenden Satz: Üben heißt für Dich…. 

Seine Routine täglich zu wiederholen und sich als Instrumentalist täglich optimieren zu wollen.

Welche Musik (Album / Künstler) läuft bei dir gerade in Dauerschleife ? 

Momentan alles was mit der Band „BrassTracks“ zu tun hat.

Welche CD hat Dich musikalisch (auf Dein Spiel bezogen) am meisten geprägt ? 

Das ist für mich sehr schwer zu beantworten, da ich von klein auf unzählige, verschiedene Musikrichtungen gehört habe. Ich kann gerne einige Trompeter, die es mir sehr angetan haben, erwähnen: Bobby Show, Chuck Findley, Derek Watkins, Wayne Bergeron, Miles Davis, Freddie Hubbard … 

Die Alben von Bobby Shew & Chuck Findley mit dem Metropole Orkestra hab ich vermutlich an die 1.000x gehört. Die haben mich sicher geprägt, da ich ein ganz großer Fan von ihrem Trompetenspiel bin.

Du bist aktuell mit Eurem Verlag „Hutter Music“ sehr aktiv und ansonsten das Jahr über viel mit Moop Mama auf Tour. Da klappt das Planen der Übezeit, so wie man es sich gerne wünscht, sicher nicht immer. Hast Du an solchen Tagen eine „Minimal-Routine“, auf die Du dann zurückgreifst ? 

Das ist in der Tat hin und wieder sehr spannend die Zeit fürs Instrument effektiv zu nutzen. Aber ich habe mir ein Übeprogramm entwickelt, das mir hilft schnell zwischen all meinen Welten als Musiker & Trompeter zu wechseln. Bei mir geht es hier viel um mentale Vorbereitung, deswegen gilt für mich die Zeit am Rechner, oder auf Tour sinnvoll zu nutzen, in dem ich ständig Musik höre. Ich weiss genau, welche Musik mich fürs Instrument sensibilisiert und gerade in solchen Stresssituationen hilft mir diese Musik für die Übeeinheit vorbereitet zu sein.

„Ich musste auch lernen Fehler zuzulassen und umso besser das jemandem fällt, desto einfacher wird es zu wachsen.“

(Martin Hutter)

Wie gehst du mit Fehlern um ? 

Fehler gibt es? Spaß beiseite. Eine meiner Regeln lautet tatsächlich „lass Fehler zu“.
Auch ich bin oft genug nervös vor heiklen Passagen, aber im Umkehrschluss weiss ich immer, was ich in den letzten 15 Jahren als Profi gemacht habe: Spiel ich für mich ein super Konzert, fahre ich nach Hause und möchte das noch besser hinbekommen. Spiele ich ein für mich schlechtes Konzert mit „Fehlern“, passiert dasselbe. Ich musste auch lernen Fehler zuzulassen und umso besser das jemandem fällt, desto einfacher wird es zu wachsen.

Die andere Frage ist: Was sind Fehler? Sind Fehler falsche Töne oder die Herangehensweise wie ich Musik mache? Als Zuhörer ist für mich eher das Zweite ein großer Kritikpunkt, aber auch an mich selbst. Fehler sind dazu da um zu wachsen und das verstehe ich eher positiv 🙂 Deswegen gibt es tonal keine Fehler. Man muss immer zwischen den Zeilen lesen und sich auf die Musik konzentrieren.

Viele kleine Übe-Einheiten oder lieber ein paar längere am Stück ? Und warum ?

Regeneration ist ebenso wichtig wie die Zeit am Instrument. Wenn nicht sogar einen Tick wichtiger. Es gibt ganz verschiedenen Möglichkeiten, aber ich präferiere ganz klar kleine Übe-Einheiten von 30 Minuten, die aber ebenso kleine Pausen beinhalten. Gerade wenn nicht viel Zeit ist sich vorzubereiten, sollte man sich niemals zwingen und „over the top“ gehen. 

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Übst Du Gehörbildung, Harmonielehre oder Rhythmik noch gesondert in Deiner Überoutine ? Oder falls nicht, wie schaffst Du es, bewusst diese Bereiche in Dein Üben einzubauen ?

Ich trainiere eigentlich nur meine Physis, aber klar mit Metronom und Groove. Meine Gehörbildung übe ich in dem ich ständig Musik höre. Hin und wieder schmeiss ich mich ins kalte Wasser und versuche Jazz Standards über die Anlage laufen zu lassen und beginne ohne Noten das zu erörtern. Aber Gehörbildung habe ich das letzte Mal in der Hochschule gemacht.

Wie schaffst du es / Wie hast du es geschafft Dein Üben langfristig zu strukturieren ?

Über die Jahre habe ich mein „Workout“ und Übungen für bestimmte Bereich zusammengestellt, aber suche auch täglich nach neuen Hilfsmitteln. Ein Tagebuch in diesem Sinn habe ich nie geführt, aber über die Jahre wurde meine Struktur immer klarer, welche ich jetzt auch als Heft Band 1 veröffentlichten werde. Aber das dauert noch bis Januar. Aber es geht bei mir zu 80 Prozent um mentales Training.

Wie hat sich das Üben im Laufe Deiner Musiker-Karriere verändert ? 

Eigentlich recht radikal. In jungem Alter habe ich nie geübt. Da bin ich nur zum Üben in den Keller, damit meine Eltern nicht sauer wurden. Hier habe ich nie mit Fokus auf bestimmten Regeln geübt, sondern einfach nur gedaddelt. Irgendwann habe ich das aber umgestellt und festgestellt, wie schnell man (wenn man diszipliniert ist) mit bestimmten Regeln ans Ziel kommen kann. Seither macht mir das großen Spass. Also eigentlich wirklich radikal geändert. Aber auch die Einteilungen ändern sich immer wieder. Ich probiere gerne neue Sachen aus und wir müssen uns immer wieder anpassen, da wir uns auch ändern.

Seit kurzen kann man sich von Dir regelmäßig Übetipps über Deinen Patreon-Kanal holen. Hast Du den Eindruck, dass sich durch diese Beschäftigung (oder durch Unterrichten allgemein) Dein Üben verändert hat ? 

Mir hat schon immer alles, was mit meinem Instrument zu tun hat, Spaß gemacht. Somit auch das Unterrichten. Ich liebe es anderen dabei zu helfen sich schnell zu optimieren. Für mich sind diese Momente sehr wichtig, da sie meine Methode entweder bestätigen oder mir selbst dabei helfen den Fokus zu erlangen. Aber das kommt ganz darauf an, wie man persönlich dazu steht. Wie gesagt, macht mir eigentlich alles großen Spaß.

Hast Du eine bestimmt Routine, mit der Du an ein neues Stück, das Du gerne lernen möchtest, herangehst ? 

Auf jeden Fall. Wenn ich mir das Stück anschaue, weiß ich welche Übungen ich zu üben habe, damit es mir leichter fällt. Angenommen man entscheidet sich für den „Hummelflug“ gibt es für mich nur „CLARKE“. Entscheide ich mich für Gordon Goodwins Big Band Charts, weiss ich auch was ich zu tun habe: „Caruso“, „Stamp“ und vieles mehr 🙂

Üben sollte ja nicht nur monotones Wiederholen, sondern im besten Fall auch Abwechslung und Kreativität sein. Was war die letzte (neueste) Idee, die Du bei deinem eigenen Üben in letzter Zeit ausprobiert hast ?

Ich lege mir sehr sehr gerne eigene Übungen auf. Die letzte Übung war eine echt coole Flexibilitätsübung, in der ich alles reingepackt hab, was ich trainieren muss. Höhe, Anstoss, Technik, Triolenzunge, … Insgesamt geht diese Übung durch alle Tonarten dann circa 10 Minuten. Aber man hat eigentlich alles geübt – aber sie fällt mir noch sehr schwer.

„Jedem muss klar sein, dass alles seine Zeit braucht. Das heisst man sollte immer entspannt, aber diszipliniert an sich weiter trainieren und genau das machen, was man liebt.“

(Martin Hutter)

Hast Du einen bewusst gewählten freien Tag in der Woche ? Wie leicht fällt es Dir guten Gewissens diesen Tag auch wirklich frei zu halten ? 

Diese Frage ist sehr gut. Ich hab das jahrelang immer wieder vergessen. Aber wie oben schon erwähnt, braucht man Regeneration. Ich teile mir das eigentlich so ein, wie es sich anfühlt. Aber um es an einem Beispiel zu zeigen:

Wenn dieser Optimalfall eintreten sollte schaut meine Vorbereitung für ein Konzert am Freitag so aus, dass ich Montag ganz entspannt eine Stunde übe und das jeden Tag um 15 – 30 Minuten verlängere. Am Donnerstag ist dann tagsüber eine Pause, dennoch versuche ich abends für 5 Minuten kurz ranzugehen. Entweder um das schlechte Gewissen zu besänftigen, zu sehen, dass ich tatsächlich Pause brauche, oder meine Vorfreude auf den folgenden Tag zu steigern. 

Early Bird oder lieber spät am Abend üben ? 

Ganz egal. Morgens fällt es manchmal leichter… manchmal auch nicht. Für mich ganz klar Kopfsache.

Was lernst (übst) Du gerade, was Du noch nicht kannst ? 

Momentan versuche ich meine Triolenzunge zu optimieren. Die rennt mir schon zu lange weg 🙂

Welchen Tipp würdest Du Deinem jüngerem, Erstsemester-Musikstudenten-Ich gerne mitgeben, um den Du damals froh gewesen wärst ? 

Von klein auf habe ich durch mein Vater und seine Kollegen das Privileg gehabt schon früh gute Tipps zu bekommen. Vor allem die menschlichen Tipps haben mir immer am meisten geholfen. Jedem muss klar sein, dass alles seine Zeit braucht. Das heisst man sollte immer entspannt, aber diszipliniert an sich weiter trainieren und genau das machen, was man liebt. Sei musikalisch so vielfältig, wie du sein kannst. Jede Musikrichtung (sei es Klassik, Jazz, Blasmusik, Pop), zu komponieren oder zu unterrichten hilft dir auf deinem Weg ein besserer Musiker zu werden. Es gibt keinen schlechten Input, es kommt nur darauf an, was du damit machst. 

„Es gibt keinen schlechten Input, es kommt nur darauf an, was du damit machst.“

(Martin Hutter)

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